US-Geheimdienstbericht: Iran bleibt Hauptfeind Nummer eins im Nahen Osten

Seit der Aufkündigung des iranischen Atomdeals durch die USA im Jahr 2018 steigen die Spannungen zwischen Teheran und Washington. Die USA nehmen Iran als den größten Konkurrenten im Nahen Osten wahr, wie ein US-Geheimdienstbericht zeigt.

Ein jährlicher US-Geheimdienstbericht hat die Islamische Republik Iran als ein Land beschrieben, das die Interessen der Vereinigten Staaten im Nahen Osten weiterhin herausfordere, wie der in London ansässige Fernsehsender Iran International berichtete.

Das Dokument mit dem Titel "United States Worldwide Threat Assessment" wurde dem Geheimdienstausschuss des US-Senats vorgelegt und enthielt Beiträge von den US-Geheimdiensten Central Intelligence Agency (CIA) und dem Federal Bureau of Investigation (FBI).

Iran International zitierte den Bericht, in dem die Islamische Republik als "primärer staatlicher Herausforderer der US-Interessen im Nahen Osten aufgrund ihrer hoch entwickelten militärischen Fähigkeiten, ihrer breiten Stellvertreter- und Partnernetzwerke und ihrer periodischen Bereitschaft, Gewalt gegen US- und Partnertruppen anzuwenden", bezeichnet wird.

Der Bericht legt nahe, dass Teheran versuchen werde, eine Eskalation mit Washington zu vermeiden, während die Islamische Republik "die Richtung der US-Politik gegenüber Iran und den Status der US-Präsenz in der Region auswertet".

In diesem Zusammenhang kommt der Bericht auch auf die Tötung des Chefs der Eliteeinheit Quds des Korps der Iranischen Revolutionsgarde (IRGC), General Qassem Soleimani, durch das US-Militär im vergangenen Jahr zu sprechen.

Der Bericht behauptet, dass Soleimanis Tod Anfang Januar 2020 Irans regionale Allianzen "degradiert" habe und dass Teheran nun "das Engagement mit Partnern und Stellvertretern erhöht, (...) um die strategische Tiefe zu erhalten".

Der hochrangige iranische General wurde bei einem US-Drohnenangriff auf sein Auto in der Nähe des internationalen Flughafens von Bagdad getötet. Der Angriff wurde vom damaligen Präsidenten Donald Trump genehmigt.

Teheran hat wiederholt seine Bereitschaft signalisiert, mehr zu tun, um Soleimanis Ermordung zu rächen. Iran betonte, dass die ballistischen Raketenangriffe auf US-Basen im Irak am 8. Januar 2020 nur der "erste Schlag" der Rache gewesen seien.

Die Angriffe hatten keine Todesopfer oder Schwerverletzten zur Folge. Das Pentagon hat seitdem jedoch berichtet, dass bei mindestens 109 US-Soldaten traumatische Hirnverletzungen diagnostiziert worden seien.

Die Tötung des Generals eskalierte die schwelenden Spannungen zwischen Teheran und Washington, die seit dem 8. Mai 2018 bestehen, als Trump den einseitigen Rückzug Washingtons aus dem Iran-Atomabkommen von 2015, auch bekannt als Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA), ankündigte und lähmende Wirtschaftssanktionen gegen Teheran wieder in Kraft setzte.

Daraufhin kündigte Iran Pläne an, seine JCPOA-Verpflichtungen zurückzufahren, einschließlich derer, die mit der Urananreicherung zusammenhängen.

Die neue Biden-Regierung hat oft ihre Bereitschaft signalisiert, dem Iran-Abkommen wieder beizutreten. Teheran sagte, dass alle US-amerikanischen Sanktionen gegen Iran, die nach der Unterzeichnung des JCPOA eingeführt wurden, abgeschafft werden müssten.

Washington und Teheran wieder in Einklang mit dem JCPOA zu bringen, steht ganz oben auf der Tagesordnung der laufenden Wiener Gespräche, an denen hochrangige Diplomaten aus China, Deutschland, Frankreich, Russland und Großbritannien teilnehmen.

Mehr zum ThemaUS-Marineschiff feuert Warnschüsse in Richtung iranischer Schnellboote im Persischen Golf