International

Experten forschen: Wie sicher ist der Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson?

Frauen unter 60 sind durch Nebenwirkungen des Anti-Corona-Impfstoffs von AstraZeneca verunsichert. Fachleute verfolgen beim US-Wirkstoff von Johnson & Johnson parallele Berichte über Thrombosen, der Marktstart in Europa wurde aufgeschoben. RT DE sprach mit dem Infektiologen Prof. Bernd Salzberger.
Experten forschen: Wie sicher ist der Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson?© privat, mit freundlicher Genehmigung Salzberger

Die seltenen, aber schweren Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson hängen deutschen Experten zufolge möglicherweise mit dem speziellen Typ der Präparate zusammen. Johannes Oldenburg vom Universitätsklinikum Bonn meint:

"Die Tatsache, dass beide Impfstoffe auf dem gleichen Prinzip beruhen und die gleichen Probleme verursachen, spricht meines Erachtens eher dafür, dass der Vektor selbst die Ursache ist." 

Zuvor hatten Behörden in den USA eine vorübergehende Aussetzung von Impfungen empfohlen, nachdem im Land sechs Fälle der Hirnvenenthrombosen erfasst worden waren. In drei Fällen kam es zusätzlich zu einer Thrombozytopenie, also einem Mangel an Blutplättchen.

Prof. Dr. med. Bernd Salzberger, Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg, sagt RT DE  zu der Frage, ob es nur eine Spekulation sei oder ob es eine Parallelität der Nebenwirkungen beider Präparate gebe:

"Mit aller Vorsicht aufgrund der niedrigen Zahlen der bisherigen Dosen ist da eine Parallele zu ziehen."

Erst im März wurden in Deutschland Impfungen mit dem Produkt des Herstellers AstraZeneca vorübergehend ausgesetzt. Auch andere europäische Länder stoppten zeitweise die Impfungen, teilweise schon frühzeitiger. Hintergrund war ebenfalls eine auffällige Häufung von speziellen Thrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen nach Impfungen mit diesem Präparat. Inzwischen wird der Einsatz von AstraZeneca hierzulande nur noch für Menschen ab 60 Jahren empfohlen.

In beiden Präparaten wird ein an sich harmloses Adenovirus als sogenannter Vektor genutzt, um Erbinformationen des Coronavirus in den Körper zu schleusen. Der Experte Oldenburg erklärt:

"Es ist theoretisch auch denkbar, dass das Spike-Protein des Virus, das in allen verfügbaren Impfstoffen dem Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen präsentiert wird, die Nebenwirkungen verursacht."

Ebenso sei es grundsätzlich möglich, dass die Nebenwirkungen unspezifisch im Rahmen der allgemeinen Immunantwort ausgelöst würden. Clemens Wendtner, Chefarzt an der München Klinik Schwabing, vermutet als Ursache für die Nebenwirkungen den Vektor:

"Wir haben im Fall von Johnson & Johnson die gleichen Nebenwirkungen, die auch bei AstraZeneca aufgetaucht sind. Da stellt sich die Frage, ob es hier einen Klasseneffekt gibt, also die Adenoviren, die als Vektoren genutzt werden, die Probleme auslösen." 

Einige Experten – wie Andreas Greinacher von der Universitätsmedizin Greifswald (UMG) – vermuten, dass die Betroffenen im Verlauf der Immunreaktion bestimmte Antikörper bilden. Diese aktivieren dann auch die Blutplättchen, was wiederum zu Blutgerinnseln führen kann. Bei einer Sinusvenenthrombose kommt es zu einem Verschluss bestimmter Venen im Gehirn durch Blutgerinnsel. Die Symptome sind Kopfschmerzen, epileptische Anfälle, Lähmungen, Sprachstörungen. Ein Mangel an Blutplättchen führt hingegen zu einer erhöhten Blutungsneigung. Als Symptome treten dann auch punktförmige Einblutungen in die Haut oder Schleimhäute auf, gelegentlich auch starkes Nasenbluten.

Bis zum 8. April wurden dem Paul-Ehrlich-Institut 46 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff (AZD1222, der jüngst erst  Vaxzevria als neuen Namen erhielt) gemeldet, in 24 Fällen zusätzlich eine Thrombozytopenie. Fünf Frauen und drei Männern starben. Mit Ausnahme von sieben Fällen betrafen alle Meldungen Frauen im Alter zwischen 20 und 66 Jahren. Die Männer waren 24 bis 58 Jahre alt.

Ist dies angesichts von 6,8 Millionen bereits in den USA verimpften Dosen von Johnson & Johnson zu vernachlässigen? Prof. Dr. med. Bernd Salzberger aus Regensburg sagt: "Nein, und die FDA hat den Stopp ausdrücklich auch damit begründet, hier nach weiteren Fällen zu suchen."

Im Januar hatte Johnson & Johnson die Zulassung seines Impfstoffs für die Europäische Union (EU) erhalten. Die EU hat daraufhin bis zu 200 Millionen Dosen dieses Impfstoffes bestellt. In Deutschland angekommen waren davon bis Anfang Februar 854.000 Dosen. Was aber, wenn das US-Präparat auf unbestimmte Zeit ausfällt und sich dadurch der ohnehin schon verlangsamte Impfprozess in Deutschland weiter verzögert und weitere Lockdowns folgen?

RT DE fragt: Warum kann man, wenn Johnson & Johnson als Lieferant ausfällt, nicht sofort umschwenken auf andere Präparate, wie etwa den russischen Impfstoff Sputnik V? Professor Salzberger meint dazu:

"Für Sputnik gibt es in Europa noch keine Zulassung. Man kann nur bestellen, was zugelassen ist und lieferbar ist." 

Bayern hat sich dennoch bereits jetzt eine Option auf 2,5 Millionen Dosen Sputnik V gesichert.

Mehr zum Thema -  Bericht: EU-Kommission will Lieferverträge mit AstraZeneca und Johnson & Johnson nicht verlängern

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.