Erdoğan: Westen sollte der Türkei helfen, den Syrien-Krieg zu beenden
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat in einem Meinungsartikel für die US-amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg anlässlich des zehnten Jahrestages des Beginns des Syrien-Krieges die westlichen Staaten dazu aufgefordert, die Türkei dabei zu helfen, den Bürgerkrieg in Syrien zu beenden.
Zu Beginn seines Beitrages rechtfertigt er Angriffe des türkischen Militärs auf syrische Stellungen vor einem Jahr. Diese hätten angeblich den Tod von Millionen von Menschen verhindert. Den syrischen Regierungstruppen warf er vor, die Einwohner Idlibs, "die letzte Bastion der Opposition", ermorden oder zumindest vertreiben zu wollen. Staaten, die die Türkei damals gelobt hätten, hätten Syrien kurz darauf wieder vergessen, wohl auch wegen der COVID-19-Pandemie. Der türkische Präsident erklärte:
"Jetzt, wo das Gerede von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten wieder en vogue ist, werden die Handlungen der Menschheit in Syrien der ultimative Maßstab für unsere Aufrichtigkeit sein. Ich glaube, dass die Wiederherstellung von Frieden und Stabilität in der Region von einer echten und starken westlichen Unterstützung für die Türkei abhängt."
Die Entstehung des Terrorismus in und die Flüchtlingswellen aus Syrien schrieb er den Aktionen der syrischen Regierung zu, die "Hunderttausende Menschen getötet und gefoltert" habe, allein deshalb, weil diese "Demokratie, Freiheit und Menschenrechte" gefordert hätten. Einer der wichtigsten Staaten des Nahen Ostens sei "einem scheinbar unendlichen Massaker" überlassen worden.
Die Haltung der Türkei hingegen habe sich seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges nicht verändert. Das türkische Volk glaube, dass die Schaffung eines politischen Systems, das in der Lage ist, alle Syrer zu vertreten, der Schlüssel für die Wiederherstellung des Friedens und der Stabilität sei. Obwohl die Türkei mehrere Gebiete Syriens besetzt, betonte Erdoğan, dass eine friedliche und langfristige Lösung des Problems nicht möglich sei ohne "Respekt für Syriens Integrität und politische Einheit".
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Die türkische Regierung habe ihre Aussagen mit Taten untermauert. Neben der Aufnahme von Millionen von Flüchtlingen sei die Türkei das erste Land gewesen, das Kampftruppen gegen Terrorgruppen in Syrien einsetzt habe, zunächst gegen den sogenannten Islamischen Staat. Jedoch beklagte Erdoğan:
"Leider sind die gemäßigten Rebellen, unsere Partner vor Ort, zum Ziel einer koordinierten Verleumdungskampagne geworden, trotz ihrer harten Arbeit und Opfer, um den Islamischen Staat und die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), eine weitere ausgewiesene Terrororganisation, zu besiegen."
Der Westen habe jetzt drei Optionen hinsichtlich seiner Syrien-Politik. Erstens könne er zuschauen, wie noch weitere unschuldige Menschen in Syrien ihr Leben verlieren. Das würde die moralische Autorität des Westens untergraben. Die zweite Option sei, die für eine langfristige Lösung nötigen militärischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Maßnahmen einzuleiten. Diese Wahrscheinlichkeit sei jedoch sehr gering.
"Die dritte und vernünftigste Option ist, sich hinter die Türkei zu stellen und Teil der Lösung in Syrien zu werden – zu minimalen Kosten und mit maximaler Wirkung."
Die Türkei erwarte im Gegenzug, dass der Westen in Bezug auf die YPG eine klare Stellung bezieht. Die westlichen Staaten müssten als "Investition in den Frieden und die Stabilität" die "legitime syrische Opposition" unterstützten. Auch forderte Erdoğan die westlichen Staaten dazu auf, die Schaffung von "sicheren Zonen" in Syrien zu unterstützen.
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