International

Aufregung auf der Insel: Mutmaßliche US-Spionin soll für Tod von Jugendlichen verantwortlich sein

Harry Dunn war ein 19-jähriger britischer Jugendlicher, der 2019 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Die US-Regierung hatte der mutmaßlichen Unfallverursacherin zur Flucht geraten und ihr dabei geholfen. Seitdem strebt die Familie des Opfers eine Auslieferung an.
Aufregung auf der Insel: Mutmaßliche US-Spionin soll für Tod von Jugendlichen verantwortlich seinQuelle: AFP © Daniel Leal

Die Tatsache, dass die Frau hinter dem Verkehrsunfall, bei dem der 19-jährige britische Jugendliche Harry Dunn getötet wurde, eine US-Agentin sein soll, werfe in einem Fall, der bereits "schrecklichen Schaden" an bilateralen Beziehungen zwischen USA und Großbritannien angerichtet habe, eine Menge Fragen an die Regierung auf, sagte Radd Seiger, der Anwalt der Familie, zu RT.

Die Nachricht, dass Dunns mutmaßliche Mörderin Anne Sacoolas für einen US-Geheimdienst gearbeitet habe, sei eine "erstaunliche Enthüllung" für die Familie des Opfers gewesen, erklärte Seiger. 

"Wir waren völlig erstaunt darüber. Ich muss sagen, dass es die Eltern wirklich verunsichert hat, die weiterhin jeden Tag unter all diesem Stress, dieser Angst und dieser Unsicherheit leiden."

Ein Gericht in Virginia, das Sacoolas' Antrag auf Abweisung einer zivilrechtlichen Schadenersatzklage von Dunns Familie prüft, teilte am Mittwoch mit, diese sei zum Zeitpunkt des tödlichen Verkehrsunfalls im August 2019 "von einem Geheimdienst in den USA eingestellt" gewesen. 

Dunn war ein 19-jähriger britischer Jugendlicher, der am 27. August 2019 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Er war mit seinem Motorrad in der Nähe von Croughton unterwegs, als er mit einem Auto kollidierte, das in entgegengesetzter Richtung fuhr. Das Auto wurde von Sacoolas gefahren, einer ehemaligen Agentin der CIA und Ehefrau von Jonathon Sacoolas, ebenfalls CIA-Agent, der in der Abhörstation der US-Luftwaffe arbeitet.

Sacoolas' Rechtsanwalt erklärte, ihr Job sei "ein wichtiger Faktor" gewesen, dass sie Großbritannien aus "Gründen der diplomatischen Immunität" kurz nach Dunns Tod verlassen habe. Sacoolas habe aufgrund der möglichen medialen Aufmerksamkeit für den Fall nicht geglaubt, dass sie in Großbritannien einen fairen Prozess bekommen würde, fügte er hinzu. Seiger fordert im Gespräch mit RT:

"Wir haben Fragen, die beantwortet werden müssen. Außenminister Dominic Raab muss sich melden und erklären, was er über den Beschäftigungsstatus von Frau Sacoolas wusste und wann er davon erfuhr."

Raab hatte sich im Januar 2020 mit Dunns Eltern getroffen, und als sie ihn direkt nach Sacoolas' Beschäftigung gefragt hatten, "antwortete er, dass sie früher Mitarbeiterin des Außenministeriums gewesen war". Man hoffe, dass die Regierung handele und diese Fragen so schnell wie möglich beantworte, erklärte der Anwalt der Familie, da diese Informationen Sacoolas' Anspruch auf diplomatische Immunität beeinflussen könnten.

Allerdings würde dieser Schritt selbst dann, wenn die diplomatische Immunität der US-Amerikanerin aufgehoben werden sollte, nicht notwendigerweise dazu führen, dass sie sich vor einem britischen Gericht wegen Mordverdacht verantworten muss, sagte Seiger. 

"Die Auslieferung ist immer eher eine politische als eine rechtliche Entscheidung. Wenn die USA sich einfach weigern, sie auszuliefern, gibt es nichts, das irgendjemand tun kann."

Im Januar 2020 verweigerte der ehemalige US-Außenminister Mike Pompeo den Auslieferungsantrag. Daraufhin sprach das britische Innenministerium von einer "Rechtsverweigerung". Es handele sich um eine "gesetzlose und korrupte Administration", schimpften die wütenden Eltern seinerzeit in Richtung USA. Die neue Regierung von Präsident Joe Biden kündigte zudem letzte Woche an, dass sie die Entscheidung nicht ändern werde.

Seiger bezeichnete Washingtons Verhalten als "groben Missbrauch der Wiener Konvention über diplomatische Beziehungen". Die diplomatische Immunität sollte angewendet werden, um Diplomaten vor tatsächlicher Gefahr zu schützen, aber nicht vor Strafverfolgung für Verbrechen, die auf dem Territorium "freundlicher Nationen" begangen worden seien, argumentierte der Anwalt.

"So sollte sich Amerika nicht verhalten. Das Land behauptet, der Anführer der 'Freien Welt' zu sein. Wir sollten alle seinem Modell folgen. Amerikaner kritisieren oft den Rest der Welt, weil dort mutmaßlich Menschenrechtsverletzungen begangen oder Dinge getan werden, die ihnen nicht gefallen. Nun, die ganze Welt beobachtet, dass sie sich in diesem Fall genau so verhalten, wie wir es nicht erwartet hätten."

Das Weiße Haus, das ein Gerichtsverfahren im Fall Dunn behindere, richte einen "schrecklichen Schaden für die Interessen der USA hier in diesem Land an" und untergrabe die besondere Beziehung zwischen Washington und London, betonte der Anwalt.

Da die US-Behörden jedoch zögerten, zusammenzuarbeiten, wäre die verbleibende Option, dass Sacoolas die moralische Entscheidung trifft, nach Großbritannien zurückzukehren, schlug Seiger vor. "Ich möchte sie oder ihre Vertreter einfach bitten, sich mit den britischen Behörden in Verbindung zu setzen und einen Weg nach vorn zu finden", sagte Seiger. Er deutete an, dass die Frau nach dem tödlichen Unfall auch "leiden" und dass ein Prozess in Großbritannien "ihr Weg zur Erlösung" sein könnte.

Der Verkehrsunfall rückte ins Zentrum eines internationalen diplomatischen Zwischenfalls, nachdem die Regierung der Vereinigten Staaten Sacoolas zur Flucht geraten und ihr dann geholfen hatte, als sie diplomatische Immunität beanspruchte. Am 20. Dezember 2019 teilte die Staatsanwaltschaft mit, dass Sacoolas wegen fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr (Causing death by dangerous driving) angeklagt werden soll.

Mehr Zum Thema - Großbritannien: Frau von US-Diplomat tötet 19-Jährigen und setzt sich in die USA ab

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.