Die chinesische englischsprachige Zeitung Global Times, die eng mit der regierenden Kommunistischen Partei Chinas verknüpft ist, warnt in einem namentlich ungekennzeichneten Kommentar die westlichen Staaten davor, sich in Myanmar nach dem dortigen Militärputsch einzumischen. Die Situation in Myanmar sei vergleichbar mit einer "heißen Kartoffel". Zwar habe die US-Regierung von dem myanmarischen Militär gefordert, die Verhafteten freizulassen und damit gedroht, erneut Sanktionen gegen das Land zu verhängen, habe aber zugleich davon abgesehen, die Vorgänge als "Putsch" zu bezeichnen. Dies zeige, dass der Umgang mit Myanmar eine heikle Frage für Washington sei.
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Westliche Staaten hätten sich sehr aggressiv verhalten und gefordert, dass das myanmarische Militär die Situation zurückdreht. Die Einmischung der westlichen Staaten sei Teil der "Situation in Myanmar" geworden. Der Konflikt zwischen dem myanmarischen Militär und dem Druck des Westens werde für einige Zeit das "Hauptthema" der Situation in Myanmar sein.
Der Kommentar stellt fest, dass einige Meinungsführer in westlichen Staaten sich darüber beschwert hätten, dass China und andere asiatische Staaten nicht die Politik der direkten Einmischung gegenüber Myanmar, die die USA und die EU-Staaten praktizieren, verfolgten. Ein solcher Vorwurf gehe zu weit.
"Es ist das Äquivalent zur öffentlichen Meinung in den Nachbarländern Myanmars, die sich darüber beschweren, dass die USA und Europa nicht ihrem Beispiel gefolgt sind und zur Zurückhaltung aufgerufen haben."
Aus der Perspektive der Nachbarstaaten Myanmars sei es im Interesse aller, dafür zu sorgen, dass die Lage in Myanmar nicht eskaliert und dass die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass dieses Ziel erreicht werden kann. Angesichts politischer Turbulenzen dürfe man diese nicht verschärfen. Stattdessen müsse man versuchen, sie behutsam zu lösen.
Westliche Staaten seien weit weg von Myanmar, dennoch würden sie versuchen, Druck auf das Land auszuüben und dort zu intervenieren, indem sie ihren politischen Einfluss projizieren. Ob dieser Einfluss einen positiven oder negativen Effekt habe, müsse durch das Resultat überprüft werden. Westliche Staaten sollen sich, so die chinesische Zeitung, darauf fokussieren, den Dialog zwischen allen Parteien in Myanmar zu fördern und die Krise friedlich zu lösen. Sie sollten nicht bestehende Spannungen verschärfen oder neue Konflikte hervorrufen.
Für die Vorgänge in Myanmar gebe es innere Ursachen. Die Weltgemeinschaft müsse geduldig sein und dem Land dabei helfen, seine Probleme mit möglichst geringen Kosten für die myanmarische Gesellschaft zu überwinden.
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