Medienbericht: EU-Arzneimittelbehörde bei Zulassung von Corona-Vakzin unter Druck gesetzt
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) ist das Ziel eines Cyberangriffs geworden. Der gehackte E-Mail-Austausch zwischen EU-Beamten und der EMA soll enthüllt haben, dass die Arzneimittelbehörde dagegen gewesen sei, den Prozess der Zulassung für den BioNTech/Pfizer- und Moderna-Impfstoff zu beschleunigen, berichtete die französische Tageszeitung Le Monde.
Hacker sollen nach EMA-Angaben die bei einer Cyberattacke erbeuteten Dokumente zum Corona-Impfstoff manipuliert und dann im Internet veröffentlicht haben. Dazu gehörten vertrauliche E-Mails vom November mit Bezug zur Bewertung von COVID-19-Impfstoffen, wie die EMA vor Kurzem mitteilte. "Einige der E-Mails wurden von den Tätern manipuliert, um Vertrauen in die Impfstoffe zu untergraben." Die Arbeit der Behörde sei durch die Cyberattacke aber nicht beeinträchtigt gewesen, so die Behörde.
Sie räumte gegenüber Le Monde dennoch ein, dass die erbeuteten E-Mails Diskussionen beinhaltet haben, die im Vorfeld der Entscheidung zur Erteilung der Genehmigung für die Impfstoffe zwischen den betroffenen Behörden in der EU ausgetauscht worden seien. So war in einem Dokument eines hochrangiger EMA-Beamten vom 19. November die Rede von einer "ziemlich angespannten, manchmal sogar etwas unangenehmen" Telefonkonferenz mit der Europäischen Kommission zum Zulassungsprozess für den Impfstoff. Der Beamte sagte, es bestehe eine klare "Erwartung", dass die Impfstoffe zugelassen würden. Einen Tag später hatte dieselbe Person einen Austausch mit der dänischen Arzneimittelbehörde, in dem sie ihre Überraschung darüber zum Ausdruck brachte, dass Ursula von der Leyen, die Präsidentin der Europäischen Kommission, verkündete, die EU habe grünes Licht für den Einsatz der Impfstoffe von Moderna und BioNTech/Pfizer gegeben.
Bei dem gehackten E-Mail-Austausch ist zudem zu lesen, die EMA müsse "den Prozess zur Abstimmung (mit anderen Agenturen) beschleunigen", weil sie sonst "Fragen und Kritik" von Brüssel, den Medien und der Öffentlichkeit riskiere, wenn keine schnelle Genehmigung erteilt würde. Laut Le Monde beschreiben die gehackten Dokumente in erster Linie Probleme, die die EMA mit dem Impfstoff von Pfizer hatte. Die Arzneimittelbehörde äußerte insbesondere Besorgnis über leichte Herstellungsverfahren bei den Impfstoffen, was im Grunde deren Wirksamkeit und Zuverlässigkeit verringern würde.
In der gegenwärtigen Corona-Krise steht die EMA derzeit besonders im Fokus. Sie ist in der EU für die Zulassungsverfahren von Medikamenten zuständig, darunter auch den Corona-Impfstoffen. Sie bewertet Impfstoffe und Medikamente und gibt Empfehlungen für die Zulassung in der EU ab. Bisher wurden zwei Corona-Impfstoffe zugelassen, das Präparat von Pfizer und BioNTech sowie das des US-Herstellers Moderna.
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