Putin warnt vor schweren religiösen Konflikten in Europa

Russlands Präsident Putin hat eine eindringliche Warnung vor zunehmender religiöser Gewalt in Europa ausgesprochen. Er deutete an, dass schwelende Konflikte über den Glauben jahrelang andauern und zu einem Pulverfass werden können, das schließlich explodieren kann.

Am Mittwoch hielt der russische Präsident Wladimir Putin eine Videokonferenz mit Vertretern unterschiedlicher Konfessionen in Russland ab. Hierbei hob er die komplexe interethnische und interreligiöse Situation in einer Reihe von Ländern hervor. Der Präsident stellte fest, dass Provokateure, die sich hinter der Redefreiheit verstecken, die Gefühle der Gläubigen beleidigen und sie als Vorwand benutzen, um Gewalt und Intoleranz zu rechtfertigen. Putin sagte, es sei notwendig, alles zu tun, um eine solche Entwicklung in Russland auszuschließen.

In seiner Rede zum Tag der Russischen Nationalen Einheit erklärte er:

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Welt sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet. Die traditionellen Werte stehen vor ernsthaften Herausforderungen. Die komplexesten, äußerst heiklen Fragen der interethnischen und interreligiösen Beziehungen sind leider manchmal Gegenstand von Spekulationen und unsauberen geopolitischen Spielen.

Seine Ausführungen erfolgten einen Tag, nachdem er dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz sein Beileid über den islamistischen Terroranschlag von Wien, bei dem vier Menschen getötet wurden, bekundet hatte. Putin bekräftigte erneut, dass die internationale und interreligiöse Welt für Russland von größter Bedeutung ist und die konzentrierte Aufmerksamkeit aller entsprechenden Behörden erfordert.

Der französische Präsident Emmanuel Macron sieht sich wegen seiner Äußerungen nach der Enthauptung eines Lehrers bei Paris unter wachsendem Druck, der größtenteils aus muslimischen Ländern kommt. Der französische Lehrer Samuel Paty wurde Berichten zufolge ermordet, weil er seinen Schülern Karikaturen des Propheten Muhammad gezeigt hatte. Seitdem ging Macron gegen den, wie er es nannte, "muslimischen Separatismus" in seinem Land vor. Dies führte zu Protesten und einem Boykott französischer Waren in der gesamten islamischen Welt.

Präsident Putin beteiligte sich an der Debatte über die Karikaturen, die bei vielen Muslimen Empörung ausgelöst haben, indem er sagte:

Wir sehen, was die Aktionen aller Arten von Provokateuren bewirken. Derjenigen, die unter dem Deckmantel der Redefreiheit die Gefühle der Gläubigen verletzen, und derjenigen, die sie als Vorwand zur Rechtfertigung von Gewalt und Intoleranz nutzen.

Er warnte davor, dass Russland von ähnlichen Fragen der Religionsfreiheit nicht ausgenommen sei. Putin fügte hinzu:

Das Ergebnis ist das Gleiche: Konflikte entstehen wie Schneebälle in der Gesellschaft und sie können über Jahre und Jahrzehnte hinweg anwachsen.

Russland ist die Heimat von mehr als 14 Millionen Muslimen, die nach den orthodoxen Christen die zweitgrößte Konfessionsgruppe darstellen.

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