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USA fürchten Überlegenheit: Russische Scharfschützen haben uns überholt

Sie sind hochprofessionell, besitzen Erfahrungen und Kenntnisse, die ein Großteil der Infanteriekameraden nicht haben und können im Kampf den Unterschied ausmachen: Scharfschützen. In der US-Armee wächst die Sorge, dass man im Fall eines Krieges gegen Russland im Nachteil sein könnte.
USA fürchten Überlegenheit: Russische Scharfschützen haben uns überholtQuelle: AFP © Alexander Nemenov

In Deutschland gibt es rund 15.000 Schützenvereine mit etwa 1,4 Millionen Mitgliedern. Wer schon mal auf einer Schießanlage versucht hat, mit einem Kleinkaliber die Mitte der Schießscheibe in 50 Meter Entfernung zu treffen, weiß, dass das alles andere als einfach ist. Scharfschützen treffen ihre Ziele auch in über einem Kilometer Entfernung, das ist mittlerweile Standard. Sehr gut ausgebildete Sniper schaffen über zwei Kilometer, einem Kanadier gelang 2017 sogar ein Schuss aus 3.540 Metern.

Dafür ist eine Spezialausbildung in Aufklärung, Ballistik, Mathematik und Meteorologie notwendig, um exakt die Zielkoordinaten zu berechnen, die für den sogenannten "Erstschuss" notwendig sind. Obwohl die Ausbildung zu den wichtigsten Merkmalen eines Schützen gehört, spielen natürlich auch das Gewehr und die Zieloptik eine entscheidende Rolle. Die Bundeswehr benutzt dafür das G22A2 des britischen Herstellers Accuracy International. Der Kanadier, dem der Schuss aus dreieinhalb Kilometern gelang, benutzte eine McMillan Tac-50 aus dem Hause McMillan Brothers Rifle aus den USA. In Russland wirbt der Hersteller LOBAEV für seine SVLK-14S "Dämmerung", dass sie Ziele sogar in vier Kilometern Entfernung treffe.      

Die technische Entwicklung in Russland sorgt in den USA zunehmend für Kopfzerbrechen. In einem Handbuch der US-Armee aus dem Jahr 2016 heißt es:

Als die Amerikanische Armee im Irak und Afghanistan gekämpft hat, wurde sie die beste Aufstandsbekämpfungsmacht auf taktischem Level der Moderne. Amerikas Feinde haben allerdings nicht pausiert. Russland hat die Transformation der Amerikanischen Armee beobachtet und begann eine eigene Transformation.

Die Autoren dieses Handbuchs kamen auch auf die russischen Scharfschützen zu sprechen und meinten, dass sie "weitaus fortschrittlicher sind, als die Scharfschützen, auf die die US-Formationen in den vergangenen 15 Jahren getroffen sind".  

Das bestätigte auch der ehemalige Scharfschütze der US-Marines, Christian Wade, gegenüber dem Armeemagazin Task & Purpose. "Die Russen sind materiell genauso weit wie die USA, (auch) in Sachen Technologie und Munition", sagte er. Tatsächlich haben die russischen Streitkräfte die aus Sowjetzeiten stammenden Dragunow-Scharfschützengewehre gegen die Tschukawin aus dem Hause Kalaschnikow und Orsis T-5000 eingetauscht, die über weit mehr Feuerkraft und Präzision verfügen. Selbst Präsident Wladimir Putin überzeugte sich persönlich über die Qualität der Tschukawin bei einer Vorführung im Dezember 2018. 

Die USA fangen aber erst langsam an, auf diese Veränderungen zu reagieren, beklagt sich Wade. Zwar haben die US-Streitkräfte unterdessen sehr gute Nachfolgegewehre gefunden, um ihre ebenfalls in die Jahre gekommenen M40- und M82-Scharfschützengewehre auszutauschen, aber das Problem liege tiefer, meint der ehemalige Sniper der Marines.

Es sei ein strukturelles Problem, weil die US-Streitkräfte nicht mehr so großen Wert auf die Nachwuchsarbeit in diesem Bereich legten. Die Ausbildungsplätze für Scharfschützen bei den US-Marines wären nur zu gut 30 Prozent belegt, während Russland gezielt auf eine innovative Sniper-Ausbildung setzen würde. Wie auch das Armeehandbuch bereits festhält, würde sich die bisher angewandte Methodologie gegenüber der für russische Scharfschützen als ineffizient erweisen. Christian Wade fordert deshalb, dass man wieder den Fokus auf die Ausbildung zu einem "full-time"-Sniper lege, da die USA technologisch auf diesem Gebiet bereits leicht hinter Russland hinterherhinken.

Wie wichtig Scharfschützen tatsächlich in einem Krieg sein können, zeigt auch dieser 3.540 Meter Rekordschuss aus dem Jahr 2017. Laut einer kanadischen Militärquelle wurde durch diesen einen Schuss ein IS-Angriff auf irakische Sicherheitskräfte verhindert, ohne dass es eines Bombenangriffs bedurfte, der möglicherweise unschuldige Zivilisten gefährdet hätte. Und weil sich das Ziel so weit entfernt von der aktuellen Frontlinie in Sicherheit wiegte, "hatten die bösen Buben keine Ahnung davon, was geschehen war".

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