Coronavirus besiegt? Mindestabstände bei Demos offenbar nicht immer gleich wichtig
Der deutsche Außenminister Heiko Maas hat sich am Donnerstag solidarisch mit Demonstranten gezeigt, die in vielen Ländern der Welt gegen Rassismus und rassistisch motivierte Gewalt protestieren. Maas schrieb auf Twitter:
Viele Menschen teilen gerade ihre Erfahrungen mit Rassismus – weltweit. Viele hören ihnen zu, hinterfragen sich, sind solidarisch. Dank allen dafür am Donnerstag der Demokratie. Rassismus ist Gift für unsere Demokratien. Besiegen können wir es nur gemeinsam. #BlackLivesMatter
Viele Menschen teilen gerade ihre Erfahrungen mit Rassismus - weltweit. Viele hören ihnen zu, hinterfragen sich, sind solidarisch. Dank allen dafür am #DonnerstagderDemokratie. Rassismus ist Gift für unsere Demokratien. Besiegen können wir es nur gemeinsam. #BlackLivesMatterpic.twitter.com/zfI0j1FbBV
— Heiko Maas 🇪🇺 (@HeikoMaas) June 4, 2020
Dazu postete der Minister ein Foto, das Demonstranten und Polizisten zeigte, offenbar in den USA. Ein kniender Polizist umarmt dabei eine Demonstrantin, im Hintergrund sieht man Demonstranten, die auf engem Raum dicht beieinander sitzen, hocken oder stehen.
Unter dem Tweet wies der Blogger Hadmut Danisch in einem Kommentar darauf hin, dass die bis vor Kurzem kategorisch geforderten Mindestabstände ihre Bedeutung verloren zu haben scheinen:
War nicht eben noch Corona, Reisewarnung und Social Distancing? Und jetzt sollen wir uns alle umarmen? Was soll der Blödsinn?
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Tatsächlich hatte Maas selbst in den vergangenen Wochen wiederholt die Einhaltung der "Abstands- und Hygienegebote" angemahnt. In Bezug auf die sogenannten "Hygienedemos", die sich gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen richten, forderte er vor zwei Wochen auch Abstand aus ideologischen Gründen:
Wenn Extremisten und Antisemiten Demonstrationen benutzen, um zu hetzen und zu spalten, sollte jeder deutlich mehr als 1,5 m Abstand halten.
Wenn Extremisten und Antisemiten Demonstrationen benutzen, um zu hetzen und zu spalten, sollte jeder deutlich mehr als 1,5 m Abstand halten. Wer Verschwörungstheorien in die Welt schreit, verwechselt Mut mit blinder Wut und Freiheit mit blankem Egoismus. https://t.co/3BmyRjSsmG
— Heiko Maas 🇪🇺 (@HeikoMaas) May 21, 2020
In den sozialen Netzwerken wurde auch auf Eric Garcetti verwiesen, den Bürgermeister von Los Angeles. In der vergangenen Woche war Garcetti noch mit Mundschutz und unter penibler Einhaltung des Mindestabstands in einem leeren Stadion aufgetreten. Anfang dieser Woche war der Bürgermeister dann mit "Black Lives Matter"-Demonstranten und Geistlichen zu sehen. Ohne Abstand, ohne Maske.
.@MayorOfLA Eric Garcetti, who wore a mask in the middle of an empty Dodger Stadium, showed up mask-free to the #BlackLivesMatter protest. Have these demagogues no shame? pic.twitter.com/xE22Nd9cUE
— Michael Knowles (@michaeljknowles) June 3, 2020
Auch die Bewertung der Medien scheint von ihrer Haltung zu den Demonstrationen abzuhängen. So wiesen deutsche Medien bei ihrer Berichterstattung über die "Hygienedemos" immer wieder auf nicht eingehaltene Abstandsregeln hin. Ähnlich bei der sogenannten Rave-Demo in Berlin am vergangenen Wochenende.
Bei der Berichterstattung über die Anti-Rassismus-Demonstrationen wurden die Abstandsregeln dagegen bestenfalls am Rande erwähnt. Über die Umarmungen von Polizisten und Demonstranten wurde in diesem Zusammenhang nicht negativ berichtet.
Vor zwei Wochen nannte man das noch ein "Superspreading-Event". https://t.co/iJxxIqGpi4
— Jan Fleischhauer (@janfleischhauer) June 3, 2020
Ganz Paris jubelt. Das Virus ist besiegt 👏👏👏 pic.twitter.com/2Leb8wP7s2
— Toni Tornado 🐰 (@ToniTornado76) June 4, 2020
In den sozialen Netzwerken sorgte diese Art der Berichterstattung bereits für Spott unter Nutzern, die nicht an die Sinnhaftigkeit der vorgeschriebenen Maßnahmen glauben. Manche Demonstranten seien halt immun, hieß es etwa ironisch, das Virus sei im Urlaub oder sogar besiegt. In diesem Zusammenhang wurden auch Videos geteilt, die den offenbar sorglosen Umgang von Politikern mit den "Abstands- und Hygienegeboten" zeigen sollen.
#Bundestag aktuell: Achtet nicht auf Püppi, sondern auf das rege Treiben im Hintergrund. Ich gebe Euch mal zwei Stichwörter mit auf den Weg: #Masken und #Abstand. Und - was meint Ihr so?#Deutschland#Scheindemokratie#Corona Vid vom 30.05.20: https://t.co/PDxeDUlQiDpic.twitter.com/3BhNWrzsQX
— Baron Münchhausen (@DerLuegenbaron) May 30, 2020
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