Russland und Türkei stehen vor weiteren Rüstungsgeschäften
Der Streit um das Luftabwehrsystem S-400 Triumph zwischen der Türkei und insbesondere den USA führte am Ende dazu, dass türkische Rüstungsunternehmen aus dem gemeinsamen Programm zum Bau des F-35-Kampfjets flogen. Selbst von Drohungen des US-Präsidenten Donald Trump und Sanktionsankündigungen des Kongresses, ließ sich Präsident Recep Tayyip Erdoğan nicht von dem Kauf abbringen. Im Juli 2019 begann schließlich die Lieferung des S-400-Regiments, das aus insgesamt vier Batterien mit 36 Abschussträgern und mindestens 192 Raketen besteht.
In einem Interview mit dem türkischen Fernsehsender Ekotürk TV ließ Dmitri Schugajew, Leiter des russischen Dienstes für Militärtechnische Zusammenarbeit, am Dienstag die Katze aus dem Sack. Demnach befinden sich beide Länder in einem "fortgeschrittenen Stadium" der Verhandlungen für den Kauf eines weiteren S-400-Regiments, und Moskau warte lediglich noch auf eine "endgültige Entscheidung" von Ankara.
Im Gespräch sei auch eine mögliche technologische Kooperation beider Länder, sagte Schugajew. Das beinhalte nicht nur eine Teilnahme von türkischen Unternehmen an der Produktion des Luftabwehrsystems, sondern auch von russischen Rüstungsherstellern an der Entwicklung eines geplanten Kampfflugzeugs der fünften Generation.
Nachdem die Türkei aus dem F-35-Programm der USA geflogen war, zeigte sich Präsident Erdoğan fest entschlossen, ein eigenes TF-X Kampfjet-Programm der fünften Generation zu verfolgen. Im vergangenen Jahr bot Moskau seine Unterstützung für ein solches Projekt an, sollte es tatsächlich konkret werden. Seitdem war es allerdings still geworden, was bisweilen auch auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist.
Schugajew nannte als mögliche Kooperationsfelder für russische Hersteller Bereiche wie Triebwerke, Bordelektronik, Avionik, Flugwerk und Lebenserhaltungssysteme für Piloten. Mit der Suchoi Su-57 verfügt Russland bereits über einen modernen Mehrzweckjäger der fünften Generation, den Präsident Wladimir Putin seinem türkischen Amtskollegen bei der Flugshow MAKS im vergangenen Jahr angeboten hatte. Ursprünglich wollte die Türkei natürlich eine große Anzahl der F-35 Kampfflugzeuge kaufen, an deren Produktion sie schließlich auch beteiligt gewesen wäre.
Es ist vorstellbar, dass Russland daher eine Exportversion der Su-57 als Lizenzproduktion verkauft und wesentliche Bestandteile dafür liefert. Auch mit Indien verfügt Russland über ein ähnliches Kooperationsmodell in verschiedenen Rüstungsbereichen, darunter die Suchoi Su-30, ein extrem erfolgreiches Mehrzweckkampfflugzeug.
Sollte sich die Regierung in Ankara für den Kauf eines weiteren S-400 Regiments entscheiden, dürfte der Druck auf US-Präsident Donald Trump vonseiten des Kongresses erneut zunehmen, die bereits beschlossenen Sanktionen gegen die Türkei zu verhängen. Auf diesen letzten Schritt verzichtete Trump bisher, um vermutlich die Beziehungen zwischen den beiden NATO-Partnern nicht noch mehr zu belasten.
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