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Audiodateien belasten Biden: Eine Milliarde US-Dollar für einen neuen Generalstaatsanwalt in Kiew

Der Ex-US-Vizepräsident und Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, ist um einen weiteren Skandal reicher geworden. Veröffentlichte Telefonmitschnitte sollen seine Rolle bei der Auswechslung des ukrainischen Staatsanwalts belegen, der seinen Sohn in Schwierigkeiten hätte bringen können.
Audiodateien belasten Biden: Eine Milliarde US-Dollar für einen neuen Generalstaatsanwalt in KiewQuelle: AFP © Genya Savilov

Am Dienstag veröffentlichte der ukrainische Parlamentsabgeordnete Andrej Derkatsch bei einer Pressekonferenz Telefonmitschnitte zwischen damaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden und dem ukrainischen Ex-Präsidenten Petro Poroschenko. Diese sollen von Poroschenko selbst aufgenommen und auf unbekannte Weise an einen Journalisten in Kiew übermittelt worden sein, erklärte Derkatsch. Die Authentizität der Audiodateien konnte bisher nicht bestätigt werden.

Die Gespräche zwischen Poroschenko und Biden – und auch dem damaligen US-Außenminister John Kerry – erstreckten sich von Ende 2015 und über das Jahr 2016 hinweg. Dabei ging es immer wieder um den Generalstaatsanwalt Wiktor Schokin, der Ermittlungen gegen das Gasunternehmen Burisma führte, in dessen Vorstand Bidens Sohn Hunter saß.

Bei einem Treffen des einflussreichen Council on Foreign Relations (CFR) im Januar 2018, brüstete sich Joe Biden damit, wie er persönlich dafür sorgte, dass Schokin gefeuert wurde. Wenn der "Hurensohn" nicht innerhalb von sechs Stunden ausgetauscht ist, "kriegt ihr das Geld nicht", erläuterte der gegenwärtige Präsidentschaftskandidat der Demokraten seine Rolle. Bei dem Besuch in Kiew deutete Biden damit einen Kredit der US-Regierung über eine Milliarde US-Dollar an, den sie der Ukraine in Aussicht gestellt hatten. 

Obwohl der ehemalige Vizepräsident den in Ungnade gefallenen Schokin als korrupt bezeichnete und das der einzige Grund gewesen sei, weshalb er gehen musste, zeigen die nun veröffentlichten Audiodateien, dass dies nicht der Fall war. Poroschenko selbst bestätigte in einem Gespräch am 13. Mai 2016, dass es eine "sehr harte Herausforderung und ein sehr schwieriger Job" war, sich vom Generalstaatsanwalt zu trennen. Hart deshalb, weil es entgegen Bidens Behauptungen keinerlei Beweise dafür gab, dass Schokin "überhaupt etwas falsch gemacht hat", wie es in einem Telefongespräch vom 18. Februar 2016 hieß.  

Dessen Nachfolger, Jurij Luzenko, war der Kandidat, auf den sich die ukrainische und US-amerikanische Regierungen geeinigt hatten, um im Gegenzug den Kredit zu bekommen. Biden fragte sogar nach, ob Poroschenko nun einfach seine Unterschrift unter den Vertrag setzen könne oder ob er dafür nach Washington kommen wolle.

Luzenko wurde mittlerweile selbst wegen Korruptionsvorwürfen aus dem Amt enthoben und durch Ruslan Rjaboschapka ersetzt. Dieser wiederum macht genau damit weiter, weswegen Schokin nach eigenen Angaben gefeuert wurde. Auch er führt Ermittlungen gegen Burisma durch und hat dabei auch Hunter Biden im Visier, wie er Ende November 2019 erklärte

Um was es sich genau handelt, wollte Rjaboschapka aber nicht näher erläutern. Eine mögliche Erklärung lieferten die beiden Parlamentsabgeordneten Aleksander Dubinski und derselbe Andrej Derkatsch, der nun diese Gesprächsmitschnitte vorstellte. Es gehe um Veruntreuung im großen Stil. Burisma soll sie für den geputschten Präsidenten Wiktor Janukowitsch betrieben und über den US-Investmentfonds Franklin Templeton Investments reingewaschen haben.

Ob Hunter – und vielleicht sogar sein Vater – Biden etwas damit zu tun haben, gehört wohl zu den Ermittlungen des ukrainischen Generalstaatsanwalts, deutete Derkatsch bei der Pressekonferenz im November an. Auf jeden Fall stehe fest, dass Hunter sein "Beraterhonorar" über 16,5 Millionen US-Dollar zwischen November 2014 und Oktober 2015 nicht aufgrund seiner "brillanten Businessentscheidungen oder Empfehlungen" erhalten habe, sondern dass dieses Geld "auf kriminelle Weise angehäuft" wurde.    

Es ist daher kaum ein Zufall, dass Andrej Derkatsch diese Audioaufnahmen zwischen Poroschenko und Biden zugespielt wurden. Auch Lindsay Graham, einer der einflussreichsten Senatoren der Republikaner, forderte im November vergangenen Jahres die Freigabe genau jener Gesprächsprotokolle, die nun in der Ukraine veröffentlicht wurden.  

UPDATE:

Mitschnitte der Pressekonferenz von Derkatsch bei Interfax sind im Internet auf vielen Platformen zu finden – zum Beispiel der volle Mitschnitt auf dem Youtube-Kanal von Interfax Ukraine.

Das von Derkatsch vorgelegte Audiomaterial liegt in der nach aktuellem Stand der Dinge vollständigsten Version auf dem Youtube-Kanal von In time Ukraine vor. Eine deutsche Übersetzung des englischen Originals wurde von der Gruppe Bürgerinitiative für Frieden in der Ukraine auf Facebook veröffentlicht. Beide bieten, sofern die Aufnahmen echt sein sollten, einen Einblick in den Grad an Fernlenkung der ukrainischen Innenpolitik aus den USA.

Mehr zum Thema - Ukraine-Affäre: Senator Lindsey Graham verlangt Freigabe von Biden-Dokumenten  

    

   

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