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US-Sondergesandter für Syrien will Russland dort "im Morast versinken lassen"

James Jeffrey, der US-Sondergesandte für Syrien und die Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), legte ein recht offenes Geständnis ab, wie er seine Aufgabe und die der US-Truppen in dem arabischen Land sieht: Moskau ein eigenes Vietnam zu bescheren.
US-Sondergesandter für Syrien will Russland dort "im Morast versinken lassen"Quelle: Reuters © Omar Sanadiki/Reuters

Bei einer Videoveranstaltung am Hudson Institute soll der US-Sondergesandte für Syrien James Jeffrey am Dienstag unverblümt erklärt haben, dass es sich aus Gründen der Effizienz lohne, weiterhin US-Truppen in Syrien stationiert zu lassen. Zwar sei die Zahl gering, dafür könne man mit ihrer Hilfe Russland jedoch gewichtige Probleme bereiten.

Auf die Frage eines Journalisten, warum die Öffentlichkeit der USA ein weiteres Engagement in Syrien tolerieren sollte, weist Jeffrey auf den geringen logistischen Einsatz der USA im Kampf gegen den IS hin:

Unsere militärische Präsenz ist zwar gering, aber für das Gesamtkalkül wichtig. Deshalb fordern wir den Kongress, das US-amerikanische Volk und den Präsidenten nachdrücklich auf, dieses Truppenkontingent dortzubehalten, denn andererseits ist dies nicht Afghanistan oder Vietnam, sprich, wir versumpfen dort nicht. Meine Aufgabe ist es, die Russen dort im Morast versinken zu lassen.

Mit der Ankunft der russischen Expeditionstruppen Ende 2015, die auf Bitten aus Damaskus erfolgte, wendete sich das Blatt im Syrienkrieg. Mit ihrer Hilfe haben die Regierungstruppen sowohl Terroristen des Islamischen Staates als auch andere Kämpfer, darunter Al-Qaida-Mitglieder, an mehreren Fronten zurückgedrängt, und so die Pläne der USA für einen Regimewechsel in Damaskus durchkreuzt.

Jeffrey soll widerwillig zugegeben haben, dass das russische Militär in Syrien Erfolge vorzuweisen hat. Er argumentierte aber, mit Baschar al-Assad im syrischen Präsidentensessel hätten Syrien und Russland "keinen politischen Ausweg aus ihren Problemen", und dass die USA über die UN "einen Weg nach vorn" anbieten wollten. Vermutlich unter Bezugnahme auf Resolution 2254, die Washington schon lange als "Assad muss gehen" auslegt. 

Das Eingeständnis des Gesandten am Dienstag geht einen Schritt über seine Bemerkungen von Anfang März hinaus: Damals erklärte er gegenüber Journalisten, dass die USA es Russland "sehr schwer machen" wollen, der syrischen Regierung zu einem militärischen Sieg zu verhelfen.

Während US-Präsident Donald Trump wiederholt Nationen bildende Interventionen im Nahen Osten ablehnte und versuchte, die US-Truppen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan abzuziehen, sah er sich wiederholt dem Widerstand des Außenministeriums und des Pentagon gegenüber. Dort hält man noch immer an der Strategie eines Regimewechsels der Vorgängerregierung fest.

Die Erwähnung eines "militärischen Morastes" wie Afghanistan durch Jeffrey ist kritisch, denn immerhin arbeitete die Carter-Regierung seit dem Jahr 1978 genau daran: Sie unterstützte heimlich islamistische bewaffnete Gruppierungen in diesem Land, um eine sowjetische Intervention zu provozieren.

Den Verlauf der anschließenden Kampagne der Sowjettruppen in Afghanistan in Unterstützung der sozialistischen Regierung in Kabul bezeichnen einige Militäranalytiker im angelsächsischen Sprachraum als "quagmire", also einen "Morast", und setzten ihn so mit dem dem US-Einsatz in Vietnam gleich. Laut Carters nationalem Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski war das Ziel dabei, die UdSSR in ihren eigenen kostspieligen, nicht enden wollenden Krieg zu locken, wie ihn die USA zuvor in Vietnam erlebt hatten.

Brzezinski brüstete sich mit seiner eigenen Rolle bei diesen Bemühungen. Die Folgen, die der Konflikt mit sich brachte – etwa das Erstarken des islamistischen Terrorismus –, bezeichnete er im Vergleich zum Sieg der USA im Kalten Krieg als irrelevant. Diese Aussage machte Brzezinski kurz vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und der darauf folgenden US-Invasion in Afghanistan. Bis auf den heutigen Tag hat die Trump-Regierung Schwierigkeiten, ihre Truppen aus diesem Land abzuziehen.

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