"Dann gibt es Krieg!" – Täter von Hanau war von Rassismus und Paranoia getrieben
Der mutmaßliche Täter von Hanau war zuvor nicht im Visier der Ermittler. Der Mann sei weder als fremdenfeindlich bekannt gewesen noch polizeilich in Erscheinung getreten, sagte Hessens Innenminister Peter Beuth am Donnerstag im Wiesbadener Landtag.
Am Mittwochabend tötete Tobias R. neun Menschen an zwei verschiedenen Tatorten in Hanau. Stunden nach dem Verbrechen entdeckte die Polizei seine Leiche in seiner Wohnung. Dort fanden die Spezialkräfte auch noch eine weitere tote Person, bei der es sich um seine Mutter handeln soll.
Wenige Tage vor dem Verbrechen hatte der 43-Jährige nach Informationen aus Sicherheitskreisen ein Video bei Youtube veröffentlicht. In diesem Video spricht der Mann in fließendem Englisch von einer "persönlichen Botschaft an alle Amerikaner". Der Clip, der am Donnerstagmorgen weiter im Internet zu sehen war, wurde offensichtlich in einer Privatwohnung aufgenommen, ins Netz gestellt wurde er vor wenigen Tagen.
Darin sagt der Mann, in den USA existierten unterirdische Militäreinrichtungen, in denen Kinder misshandelt und getötet würden. Dort würde auch dem Teufel gehuldigt. Amerikanische Staatsbürger sollten aufwachen und gegen diese Zustände "jetzt kämpfen". Ein Hinweis auf eine bevorstehende eigene Gewalttat in Deutschland ist in dem Video nicht enthalten.
"Dann gibt es Krieg" – Die paranoide Gedankenwelt von Tobias R.
Zudem tauchte im Internet eine Art Bekennerschreiben von Tobias R. auf. Das 24-seitige Pamphlet – plus zwei "Anhänge" – ist ein Sammelsurium von Verschwörungstheorien und Ausdruck einer wohl nur als pathologisch zu bezeichnenden Paranoia.
So behauptet er darin, seit Langem von US-Geheimdiensten überwacht zu werden, die ihm sogar Träume "einspielen" könnten:
In der Nacht vom 10. September 2001 auf den 11. September – es waren noch Semesterferien, aber ich war mittlerweile wieder in meiner Wohnung in Bayreuth – bekam ich einen Traum eingespielt, welcher so unangenehm war, dass man von einer Visualisierung der 'Überwachung' sprechen kann, und so stark wirkte, dass ich nachts im Bett aufwachte und ausrief 'das kriegt Ihr zurück', womit ich die Personen meinte, welche mich aktuell offensichtlich überwachten. Am nächsten Tag ereignete sich der bekannte Anschlag auf das World Trade Center. Intuitiv wusste ich, dass ein Zusammenhang mit mir bestand bzw. dieser Anschlag von den USA selbst ausgeführt wurde.
In seinem Schreiben schildert der gelernte Bankkaufmann, dass er schon als Kleinkind das Gefühl gehabt habe, überwacht zu werden. Er habe sich geschworen, "wenn ich damit richtig liege, dass ich überwacht werde, dann gibt es Krieg!"
Es sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als "so zu handeln, wie ich es getan habe, um die notwendige Aufmerksamkeit zu erlangen".
Rassistisches Mordmotiv
Tobias R. spricht von einem von ihm geführten "Doppelschlag", "gegen die Geheimorganisation und gegen die Degeneration unseres Volkes!" Darunter versteht er, "dass wir nun Volksgruppen, Rassen oder Kulturen in unserer Mitte haben, die in jeglicher Hinsicht destruktiv sind".
Eine Ausweisung dieser Menschen sei keine Lösung, "da die Existenz gewisser Volksgruppen an sich ein grundsätzlicher Fehler ist". Anschließend zählt der Mörder von Hanau auf, welche Völker "komplett vernichtet werden müssen". Es handelt sich um so gut wie alle Länder mit muslimischer Bevölkerung plus Israel sowie asiatische Staaten wie Vietnam und Kambodscha.
Und das wäre "erst die Grob-Säuberung", auf die eine "Fein-Säuberung" folgen müsste: "die restlichen afrikanischen Staaten, Süd- und Mittelamerika, die Karibik".
Auch mit den "Verrätern" in Deutschland müsse aufgeräumt werden, "eine Halbierung der Bevölkerungszahl kann ich mir vorstellen". So wahnhaft die Gedankenwelt von Tobias R. auch erscheint, bei seinem Amoklauf in Hanau ging er offenbar gezielt vor. Unter den Todesopfern sind nach ersten Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden viele Menschen mit Migrationshintergrund.
Der 43-Jährige habe "eine Reihe überwiegend aus dem Ausland stammender Menschen erschossen", erklärte Herrmann am Donnerstag in München nach einer Telefonschalte der Innenminister von Bund und Ländern. Man müsse aufgrund aufgefundener Materialien davon ausgehen, "dass es sich um einen rechtsradikalen, ausländerfeindlichen Hintergrund handelt".
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