"Knetendämlich"? CDU-Politiker fordern Beflaggung aller Schulen

Vor allen deutschen Schulen soll künftig die deutsche Flagge wehen – das wenigstens fordern prominente CDU-Politiker. Der anstehende Parteitag soll einen entsprechenden Beschluss fassen. Der Zweck des Ganzen: Nationalbewusstsein stärken und Werte vermitteln.

CDU-Politiker fordern die dauerhafte Beflaggung aller deutschen Schulen. Über einen entsprechenden Antrag soll auf dem Bundesparteitag in Leipzig an diesem Wochenende abgestimmt werden. In dem Antrag, der vom Landesverband Baden-Württemberg eingereicht wurde, heißt es:

Die CDU Deutschlands spricht sich dafür aus, Schulgebäude dauerhaft mit der Bundesflagge, der jeweiligen Landesflagge sowie der Flagge der Europäischen Union zu beflaggen.

Der Antrag geht auf einen entsprechenden Beschluss der Schüler Union des Bundeslandes zurück. Deren Landesvorsitzender Adrian Klant sagte zur Begründung am Mittwoch:

Das soll das Nationalbewusstsein stärken, und es dient der Verbundenheit mit anderen Nationen der EU.

Der Landesvorsitzende der baden-württembergischen CDU und stellvertretende Bundesvorsitzende Thomas Strobl sagte dazu:

In den Schulen geht es nicht nur um Lesen, Schreiben, Rechnen. Es geht auch darum, den Kindern und Jugendlichen unsere Werte zu vermitteln. Werte, die aus unserem Grundgesetz folgen. Schwarz-Rot-Gold verkörpert das, ist dafür ein starkes Symbol.

Auch die Junge Union unterstützt den Vorschlag. Ihr Vorsitzender Tilman Kuban sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Beflaggung der Schulen sei "auch das klare Signal, dass wir uns die Fahne nicht wegnehmen lassen von Kräften, die die damit verbundenen Werte nicht teilen".

Die Antragskommission des Parteitags empfiehlt die Annahme des Antrags. Diese dürfte damit nur noch Formsache sein.

Tatsächlich ist die Bildungspolitik Ländersache, auch die Beflaggung regionaler Behörden unterliegt Landesrecht. Wo die CDU regiert, könnte sie also bereits jetzt eine derartige Beflaggung anordnen. Der Beschluss dürfte eher dazu dienen, den Konservativen in der CDU wenigstens symbolisch entgegenzukommen und so dem Unmut in der Partei entgegenzuwirken.

In den sozialen Netzwerken wurde die Initiative der CDU-Politiker überwiegend mit Spott aufgenommen. Es wurde darauf verwiesen, dass eine Beflaggung der Schulen mit Schwarz-Rot-Gold wenig an den Problemen im Land ändere. Gerade den Schulen selbst, die in weiten Teilen des Landes von Lehrermangel und zerfallender Bausubstanz geplagt sind, würde die Beflaggung nicht helfen. Ein Spötter freute sich, dass Menschen im Ausland auf Fotos in Zukunft anhand der Fahne erkennen könnten, in welchem Land derart marode Schulen stehen. Der Vorschlag sei "knetendämlich".

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