Umfragen zeigen Kramp-Karrenbauer im Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union weit abgeschlagen

Eine Kanzlerkandidatur der CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer wird zunehmend unwahrscheinlich. Einer aktuellen Umfrage zufolge halten nicht einmal zehn Prozent der Unionsanhänger sie für eine gut Kandidatin. Weit vor ihr liegt: Friedrich Merz.

Nur eine kleine Minderheit der Unionsanhänger traut der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer die Kanzlerkandidatur zu. Das Politbarometer des ZDF, das von der Forschungsgruppe Wahlen erstellt wird, befragte für seine Freitagsausgabe Unionsanhänger, welcher Politiker die besten Chancen als Kanzlerkandidat habe. Das Ergebnis ist eindeutig und für die Nachfolgerin Angela Merkels an der CDU-Spitze niederschmetternd.

Ganze 35 Prozent der Anhänger von CDU und CSU sind der Meinung, dass die Union mit Friedrich Merz als Kanzlerkandidat die besten Chancen auf ein gutes Ergebnis bei einer Bundestagswahl hätte. Merz war vor fast zwei Jahrzehnten Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag und unterlag Kramp-Karrenbauer im vergangenen Jahr  im Rennen um den CDU-Vorsitz. Hinter Merz auf Rang zwei liegt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet mit 15 Prozent.

Mit 14 Prozent folgt CSU-Chef Markus Söder auf Rang drei. Knapp hinter ihm liegt mit 12 Prozent Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Erst dann folgt mit mageren 8 Prozent erst die Parteivorsitzende. 

Auch der aktuelle ARD-Deutschlandtrend brachte für Kramp-Karrenbauer unangenehme Ergebnisse. Hier wurde gefragt, wer für die Union ein guter Kanzlerkandidat sei. Anders als beim ZDF ging die Frage nicht nur an Unionsanhänger. Auch hier liegt Friedrich Merz mit 42 Prozent der Befragten deutlich an der Spitze, gefolgt von Markus Söder mit – für einen Bayern sehr guten – 29 Prozent. Es folgen Jens Spahn und Armin Laschet mit 27 bzw. 23 Prozent. Erst auf Rang fünf findet sich die CDU-Vorsitzende, die nur 19 Prozent für eine gute Kandidatin halten.

In der seit jeher machtorientierten CDU hat der Parteivorsitzende traditionell das erste Zugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur der Union. Die Chancen Kramp-Karrenbauers in dieser Frage sind in den letzten Monaten noch einmal deutlich gesunken. Die Umfragen dürften nach den Landtagswahlen im Osten auch die tatsächliche Stimmung in der Partei widerspiegeln.

Schon der Wechsel an die Spitze des Verteidigungsministeriums im Juli war riskant, aber aus ihrer Sicht wohl notwendig, um sich in einem wichtigen Regierungsamt profilieren und mit schönen Bildern präsentieren zu können. Als das nicht fruchtete, versuchte es Kramp-Karrenbauer mit so inhaltlich sinnlosen wie anmaßenden Plänen für eine "Schutzzone" in Nordsyrien oder zuletzt der Beschwörung der "globalen Verantwortung" Deutschlands, unter anderem bei der Eindämmung von "Chinas Machtanspruch".

Mittlerweile sieht es so aus, als ob Kramp-Karrenbauer selbst eine Schutzzone bräuchte. Mit ihren Äußerungen richtete sie sich in erster Linie an das transatlantische Establishment im In- und Ausland, aber nicht einmal bei diesem, das zeigt das Medienecho, konnte sie wirklich punkten. In der Bevölkerung, wo Auslandseinsätze unpopulär sind, hat sie sich mit ihren Äußerungen weiter geschadet. Zwar ist auf dem CDU-Parteitag in Leipzig Ende des Monats schon aus Verfahrensgründen kein Putsch gegen die Vorsitzende zu erwarten. Merz hat derartige Pläne auch ausdrücklich von sich gewiesen. Dennoch ist Kramp-Karrenbauer angeschlagen und auf wird auf absehbare Zeit kaum Kanzlerkandidatin der Union werden.

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