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Voll grün, voll angesagt: Auch die Bundeswehr verteidigt jetzt die Umwelt

Laut neuem Nachhaltigkeitsbericht der Bundeswehr kann sich die Klimabilanz der "Truppe" sehen lassen. Mit der Realität hat das freilich nicht viel zu tun. Das passt aber durchaus gut zu der Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in den Reihen der Grünen.
Voll grün, voll angesagt: Auch die Bundeswehr verteidigt jetzt die UmweltQuelle: www.globallookpress.com

von Kani Tuyala

Die aktuelle Debatte um den Klima- und Umweltschutz treibt immer wieder skurrile Blüten. Zuletzt sorgte die Landesvorsitzende der Grünen in Niedersachsen Anne Kura gleichermaßen für Erheiterung wie ungläubiges Kopfschütteln, als sie ein Verbot von mit Gas gefüllten Luftballons ins Spiel brachte.

Diese würden immer wieder versehentlich von Vögeln verspeist, was dann nicht selten dazu führe, dass unsere gefiederten Freunde qualvoll verenden. Das mag ebenso richtig wie zutiefst bedauerlich sein, doch die wahren Herausforderungen für den Umwelt- und Klimaschutz – und vor allem die richtigen Lösungsansätze – liegen wohl doch woanders. Immer wieder derartige Testballons mit leichtverdaulichen Forderungen aufsteigen zu lassen - die tun ja niemandem wirklich weh - ist hingegen wenig zielführend.

Genauso bunt wie Luftballons beim Kindergeburtstag gibt sich zunehmend auch – die Bundeswehr. Dort marschiert man jetzt auch "divers" in Reih und Glied. Egal welches der immer zahlreicher unterschiedenen Geschlechter Du Dein Eigen nennst: Wenn es um die Verteidigung der Freiheit in dieser Welt geht, sind wir alle gleich. Klingt das nicht modern und progressiv?

Jetzt können sich also auch die ehemals "pazifistischen" Grünen endlich mit gutem Gewissen einreihen und damit unter Beweis stellen, dass sie ehrlich voll und ganz im politischen Mainstream angekommen sind. Kein Wunder also, dass einem Cem Özdemir in Bundeswehrkluft die tiefe Befriedigung ins Gesicht geschrieben steht. Ich gehöre endlich dazu, wir gehören endlich dazu.

Ich wurde ja eingestuft, aufgrund meiner Ausbildung, als Leutnant der Reserve. (…) Wenn Sie Akademiker sind, werden sie so eingestuft", erläuterte ein sichtlich stolzer Özdemir den konkreten Sachverhalt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Nur gut, dass die Bundeswehr nicht nur divers unterwegs ist, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit ganz vorne mit dabei ist – zumindest steht das so im aktuellsten "Nachhaltigkeitsbericht 2018 des Bundesministeriums der Verteidigung und der Bundeswehr":

Die Einzelmaßnahmen zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung betreffen nahezu alle Abteilungen des Bundesministeriums der Verteidigung und werden im jeweils nachgeordneten Bereich umgesetzt.

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Und wenn wir schon mal beim Nachlesen sind:

Bereits bei der erstmaligen Bewertung der Umweltleistung der Bundeswehr zeigte sich die Bedeutung des Beitrages der Bundeswehr zur Ressourcenreduzierung und Schonung der Umwelt.

Na, das klingt doch toll! Moment mal: "Beitrag zur Ressourcenreduzierung"? Das ist dann aber doch etwas sehr missverständlich formuliert – und spiegelt die Realität am Ende unbeabsichtigt noch besser wider als all der Selbstbeweihräucherung dienlich sein kann. Zu deren Zweck nutzt man im Bericht "als Vergleichsmaßstab das Jahr 2015, in dem die Emissionen deutlich angestiegen waren – und kommt damit für das Jahr 2018 auf einen Rückgang der Emissionen um 4,5 Prozent. Einen Grund, warum nicht mit dem ältesten vorliegenden Wert verglichen wurde, nennt das Ministerium nicht".

Die friedenspolitische Sprecherin und Bundestagsabgeordnete der Linken Kathrin Vogler spricht gar von "greenwashing" in den Fluren des Bundesministeriums der Verteidigung. Bislang gibt es zu diesem unerhörten Vorwurf allerdings vom Ex-Grünen-Parteichef Cem Özdemir, der jüngst den Machtkampf um den Fraktionsvorsitz seiner Partei eröffnete, noch keine Stellungnahme.

Doch Kathrin Vogler legte noch nach. Gegenüber der taz kritisierte sie, dass die Aufstellung der umweltpolitischen Bundeswehr-Maßnahmen schlichtweg unvollständig sei. So etwa würden Auslandseinsätze und die Produktion von Rüstungsgütern in der eigenen Bilanz gar nicht berücksichtigt.

(…) die Bundeswehr zählt also weder ihre Kriege mit noch den CO2-Ausstoß der Produktion von Panzern und Kampfflugzeugen", gibt sie zu Protokoll.

Als entlarvter Klimasünder bewegt sich die "Truppe" in zweifelhafter Gesellschaft, aber sogar die Armee des US-Imperiums war zumindest etwas ehrlicher. So geht aus einer im Juni 2019 erschienenen Studie der Brown University hervor, dass das US-Militär "als weltweit größter Verbraucher von aus Erdöl hergestellten Treibstoffen auch der größte Erzeuger von Treibhausgasen ist." So waren die Treibhausgasemissionen im "Kampfauftrag" des Pentagon im Jahr 2017 größer als die ganz Dänemarks oder ganz Schwedens. Im Gegensatz zum Bundesministerium der Verteidigung war man jedoch so freimütig, die eigenen Auslandseinsätze bei der Bilanz auch tatsächlich ohne Scham zu berücksichtigen.

Ohnehin ist es absurd, dass sich Armeen des Schutzes etwa der Umwelt rühmen, besteht ihre Hauptaufgabe doch gerade im taktischen Zerstören von Leben und den dafür notwendigen Bedingungen.

In Großbritannien versucht man in Sachen Umweltprobleme jetzt zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:

Armee könnte sich von fossilen Brennstoffen verabschieden, um umweltfreundliche Rekruten anzuziehen", spekulierte der Chef des britischen Generalstabs Mark Carleton-Smith gegenüber dem Telegraph.

Ein neuer bunter Testballon? Das dürfte doch auch Die Grünen hierzulande aufhorchen lassen. Die mannigfaltigen Ungereimtheiten und immer neuen Varianten in Sachen "Verteidigung der Umwelt" treten da ganz schnell in den Hintergrund, sind die Mainstream-Grünen doch selbst mit systemkonformer Schönfärberei bestens vertraut.

Vom grünen Pazifismus alter Tage hat man sich ja ohnehin längst verabschiedet, um die Trutzburg der sogenannten gesellschaftlichen Mitte zu erobern. Die Umwelt- und Klimawelle reitet man aber immer noch gekonnt – das tat ja bislang auch niemandem wirklich weh.

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Dank Greta bescherte den Grünen ihre grüne Vergangenheit zuletzt noch traumhafte Zustimmungswerte. Fracking-Gas ist pfui, weil auch schlecht für das Klima, hieß es vor den Europa-Wahlen. Nach Wahlen sieht die Welt bekanntlich wieder ganz anders aus, weniger bunt, mehr grau, das Grau der nahezu alles entschuldigenden Realpolitik.

Und so kam es dann auch, dass Landesregierungen, an denen auch die Grünen beteiligt sind, nach der Europa-Wahl im Bundesrat etwa für die sogenannte "Verordnung zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Aufbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland" stimmten. Zum Zeitpunkt der Abstimmung waren Die Grünen in neun Landesregierungen vertreten. Sechs dieser Landesregierungen stimmten der Verordnung im Bundesrat zu, nur drei enthielten sich bei der Abstimmung. Damit ist nun allerdings nicht mehr auszuschließen, dass zum Beispiel Erdgas aus den USA, gewonnen durch Fracking, künftig mit den Segnungen der Grünen direkt in die deutschen Netze eingespeist werden kann.

Die Deutsche Umwelthilfe hob in einer Pressemitteilung am 7. Juni hervor:

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) lehnt den Bau von LNG-Terminals für Fracking-Gas ab und verurteilt den Beschluss des Bundesrates als klima- und verbraucherfeindlich.

RT Deutsch widmete dieser grau-grünen Abstimmungsrealität am 26. Juni einen Artikel – doch weil nicht sein kann, was nicht sein darf, rief diese Eignemächtigkeit solch kuriose "Faktenchecker" wie "Correctiv" auf den Plan:

Die Behauptung aus dem Artikel von Russia Today ist somit größtenteils wahr", musste man dort am Ende leider dennoch einräumen.

Andere in der Landschaft deutscher Politik schaffen sich offensichtlich lieber andere, völlig eigene Realitäten.

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