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"Wir sind überwältigt": Leipziger Kitas servieren nach heftiger Kritik weiterhin Schweinefleisch

Zwei Kitas in Leipzig strichen Schweinefleisch vom Speiseplan – aus Rücksicht auf die beiden muslimischen Kinder, die die Einrichtungen besuchen. Nach einer Welle der Kritik nahm der Träger seine Entscheidung zurück. Die Debatte geht weiter.
"Wir sind überwältigt": Leipziger Kitas servieren nach heftiger Kritik weiterhin Schweinefleisch Quelle: www.globallookpress.com

Zwei Leipziger Kitas änderten in der vergangenen Woche ihren Speiseplan: Auf Schweinefleisch sollte mit Rücksicht auf muslimische Kinder verzichtet werden, auch Gummibärchen sollte es nicht mehr geben. Nach heftigen Debatten und Protesten auch von Elternseite nahmen die Kitas am Mittwoch ihre Entscheidung zurück.

Die Leitungen sowohl der Konfuzius- als auch der Rolando-Toro-Kita informierten die Eltern in einem Schreiben vor etwa zwei Wochen von der Umstellung des Speiseplans. In dem Papier hieß es:

Aus Respekt gegenüber einer sich verändernden Welt werden ab dem 15. Juli nur noch Essen und Vesper bestellt und ausgegeben, die schweinefleischfrei sind.

Wolfgang Schäfer, der Chef des Trägervereins, begründete die Motive in der Bild am Dienstag ausführlicher und in sehr deutlichen Worten. Er sagte:

Auch wenn es nur eine Familie wäre, die das Seelenheil ihres Kindes aus religiösen Gründen durch unreines Schweinefleisch beeinträchtigt sieht, setze ich diese Neuerung jetzt durch … Es wird keines der Kinder darunter leiden, auch wenn es zwei Handvoll Hardliner bei den Eltern gibt, die unbedingt ihr deutsches Mittagessen fordern.

Unter den 300 Kindern, die die beiden Kitas besuchen, befinden sich zwei Mädchen aus muslimischen Familien.

Das Bekanntwerden der Entscheidung des Kita-Trägers sorgte für heftige Debatten und Kritik. Nach einem Bericht des MDR erhielt wenigstens eine der Kitas Drohungen. Die Leipziger Polizei postierte einen Einsatzwagen vor den Einrichtungen, um, wie es hieß, "mögliche Gefahren" abzuwehren. Am Dienstagabend stellte die Polizei über Twitter aber fest, dass die Einrichtungen nicht unter Polizeischutz stünden, und man lediglich Kontakt mit der Leitung aufgenommen habe.

Am Dienstagabend nahm die Leitung ihre Entscheidung dann zurück und setzte das Verbot von Schweinefleisch aus.

Gegenüber der dpa begründete Kita-Chef Schäfer diese Entscheidung mit der "medialen Aufregung" nach dem Bekanntwerden der Speiseplanumstellung. Er wolle das Thema im kommenden Kindergartenjahr bei Elternabenden nochmals ausführlich diskutieren. Die Mehrheit der Eltern habe diese Entscheidung begrüßt. Er könne die Aufregung um den Verzicht auf Schweinefleisch und tierische Gelatine nur schwer nachvollziehen, so Schäfer weiter:

Wir sind überwältigt von der ganzen Sache.

Auch der neue Jahreskalender 2019/2020 wurde vom Kita-Träger am Dienstag zunächst zurückgezogen. In dem Kalender kamen christliche Feiertage kaum noch vor; Weihnachten, Ostern und Pfingsten fanden keine Erwähnung. Im Gegensatz dazu waren zu den muslimischen Feiertagen Ramadan und Bayram "Thementage" vorgesehen.

Die Speiseplanänderung der Kitas und deren Rücknahme wurden in den sozialen Netzwerken intensiv und höchst kontrovers diskutiert. Ein Teil der Nutzer begrüßte das Vorhaben des Trägers als "Rücksichtnahme auf Minderheiten" und bezeichnete Kritik daran als "rassistisch motiviert". Andere sprachen von falsch verstandener Toleranz gegenüber dem Intoleranten. Keiner werde gezwungen, Schweinefleisch zu essen, aber es sollte auch niemandem verboten werden.

Auch in der Politik schlug der Fall der Leipziger Kitas Wellen. Der sächsische CDU-Generalsekretär Alexander Dierks erklärte, niemand solle und könne gegen seinen Willen gezwungen werden, etwas Bestimmtes zu essen, ein Verbot sei aber der falsche Weg.

Beatrix von Storch, stellvertretende AfD-Fraktionsvize im Bundestag, sprach von "kultureller Unterwerfung". 300 Kinder in den Kitas würden wegen zweier muslimischer Kinder gezwungen, ihre Ernährungs- und Lebensgewohnheiten zu ändern:

Man stelle sich nur vor, deutsche Kinder in Riad würden dort ihr Recht auf Currywurst erstreiten und die Mehrheitsgesellschaft zwingen, ihre Ernährung umzustellen.

Christin Melcher, Vorstandssprecherin der sächsischen Grünen, lobte den Plan der Kitas dagegen als vorbildlich für ein "kulturelles Miteinander" und sprach den angeblich bedrohten Mitarbeitern ihre Solidarität aus. Der CDU warf sie vor, mit ihren Äußerungen zum Thema "das Geschäft der AfD" zu betreiben.

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