Deutschland

Hände weg von Venezuela: Gegenveranstaltung zum Maas-Lateinamerikagipfel

In Berlin hat am Dienstag eine Solidaritätsveranstaltung mit Venezuela stattgefunden. Im vollen Saal hörten hunderte Interessierte den Redebeiträgen und lateinamerikanischer Musik zu. Einen Höhepunkt bildete der Auftritt des venezolanischen Vizeaußenministers.
Hände weg von Venezuela: Gegenveranstaltung zum Maas-LateinamerikagipfelQuelle: RT

von Dennis Simon

Während der deutsche Außenminister tagsüber seine offizielle Lateinamerika-Konferenz veranstaltete, die sich als Werbeveranstaltung der deutschen Industrie entpuppte, luden die deutschen Freunde des venezolanischen Volkes zum Abend nach Berlin in die Urania ein und wollten dort eine demonstrative Alternativveranstaltung starten. Dazu hatte ein breites Bündnis aufgerufen, darunter waren unter anderem die Tageszeitung Junge Welt, die Deutsche Kommunistische Partei, die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, die Alexander-von-Humboldt-Gesellschaft sowie der Freidenker-Verband. Der Saal, in dem die Veranstaltung stattfand, war voll. Insgesamt zählten die Veranstalter mindestens 750 Gäste.

Der erste Redner war Carolus Wimmer, internationaler Sekretär der Kommunistischen Partei Venezuelas. Wimmer, der ursprünglich aus München kommt und Abgeordneter des venezolanischen Parlamentes ist, erklärte, dass seit dem Jahr 1823 die Vereinigten Staaten von Amerika auf der Basis ihrer sogenannten Monroe-Doktrin beanspruchen, auch das südlich gelegene Lateinamerika zu dominieren und die Völker Lateinamerikas nach Belieben auszubeuten zu dürfen.

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Allen Anstrengungen der USA und einiger europäischer Regierungen zum Trotz sei heute jedoch das internationale Kräfteverhältnis in Bezug auf den Konflikt in Venezuela unter Kontrolle. Eine klare Mehrheit von Regierungen habe den Putschversuch Guaidós nicht legitimiert und erkenne nach wie vor Nicolás Maduro als rechtmäßigen Präsidenten an. Unter den Staaten, die weiterhin Maduro anerkennen, seien so "kleine und unbedeutende Länder wie China und Russland", witzelte der deutschstämmige Venezolaner.

Wimmer räumte ein, dass die wirtschaftliche Lage in Venezuela schwierig sei. Das Land befinde sich in der Phase der Transition von Kapitalismus zum Sozialismus. Das Kapital benutze "alle legalen und illegalen Mittel", um den Willen des venezolanischen Volkes nach Errichtung einer besseren Gesellschaft zu brechen.

Der tägliche Kampf in Venezuela beweise, dass die Mehrheit der Venezolaner dennoch hinter der legalen, gewählten Regierung Maduros und der bolivarischen Verfassung stehe. Sie seien zu zwei Dingen entschlossen: Erstens das Land und die erkämpften Errungenschaften zu verteidigen und zweitens alle weitergesteckten Ziele, die noch nicht erreicht sind, zu erkämpfen.

Der zweite Redner, der in Kolumbien geborene Hernando Calvo Ospina, hielt einen Vortrag zum Thema der paramilitärischen Terrors in seinem Heimatland. Ospina, der in Frankreich lebt und sich als Dokumentarist engagiert, erklärte dazu, dass letztlich hinter dem Narkoterror diverser paramilitärischer Gruppen die US-Regierung stünde. Sein Land, in dem viele US-Militärbasen stationiert seien, wäre faktisch von den USA besetzt.

Als dritter Redner trat Orhan Akman auf, der beruflich Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft Verdi ist. Akman bedauerte ausdrücklich, dass er nicht als Redner im Namen seiner Gewerkschaft, sondern in dieser Veranstaltung nur als Einzelperson sprechen könne. Er forderte die Gewerkschaften auf, sich wieder – wie früher – klarer an die Seite all jener Länder zu stellen, die von Krieg bedroht werden. Akman kritisierte den bundesdeutschen Außenminister Heiko Maas, der sich nicht scheut, einen "waschechten Faschisten", nämlich den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zu treffen, und parallel vorgeblich in Deutschland die AfD zu kritisieren. Das sei unglaubwürdig.

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Der kämpferische Gewerkschafter forderte von den deutschen Politikern, die venezolanische Souveränität zu respektieren. Akman verglich einige Artikel der venezolanischen Verfassung mit dem BRD-Grundgesetz und stellte fest, dass erstere wesentlich fortschrittlichere soziale Elemente enthalte, auch aus gewerkschaftlicher Sicht.

Nach den Rednern diskutierten in einem Panel drei weitere Gäste: Gerhard Mertschenk vom Berliner Bündnis "Hände weg von Venezuela" schilderte, wie die Bündnispartner schon seit vielen Wochen jeden Samstag gegen den drohenden Putschversuch und gegen die Bestrebungen zu einer Intervention in Venezuela protestieren. Patrik Köbele, Vorsitzender der Deutschen Kommunistischen Partei, bedankte sich bei der Russischen Föderation und der Volksrepublik China für ihren antiimperialistischen Einsatz in Venezuela. In Venezuela sei der Kampf des Volkes für den Sozialismus entscheidend. Andrej Hunko, der selbst kürzlich Venezuela zu Gesprächen mit allen Seiten besucht hatte, beklagte, dass Bundesaußenminister Heiko Maas Jair Bolsonaro als seinen "Freund" bezeichnete. Hunko wünschte sich von der deutschen Außenpolitik, dass sie diplomatisch vermittelnd statt weiter US-hörig eskalierend wirken würde.

Als Ehrengast trat der venezolanische Außenminister Yván Gil in der Veranstaltung auf. Die Maßnahmen der US-Regierung und ihrer Verbündeten gegen Venezuela seien außerordentlich hart. Nur Kuba habe ähnliches erlebt. Er schilderte ausführlich, welche Sanktionen und Beschlagnahmungen Washington gegen Venezuela unternahm und weiter forciert. Er betonte zudem die wertvollen Verdienste der Bolivarianischen Revolution in Venezuela. In Venezuela finde ein Klassenkampf statt, der alle betreffe.

Zuletzt wurde der venezolanische Außenminister Jorge Arreaza mit einer Audiobotschaft aus Oslo zugeschaltet. Er bedankte sich für die Unterstützung und stellte klar, dass die venezolanische Regierung den Frieden und Dialog sucht. 

Neben den Rednern präsentierten unterschiedliche Künstler und Musikgruppen diverse Facetten des Reichtums der lateinamerikanischen Musik.

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