Deutschland

Merkel besucht Schule in Berlin – "Ist Deutschland auf eine neue Flüchtlingswelle vorbereitet?"

Wie geht es mit EU und Brexit weiter? Was tut Deutschland für den Klimaschutz? Wäre man auf eine erneute Flüchtlingswelle vorbereitet? Diesen und anderen Fragen stellte sich Kanzlerin Merkel am Dienstag bei ihrem Besuch in einer Berliner Schule. RT war dabei.
Merkel besucht Schule in Berlin – "Ist Deutschland auf eine neue Flüchtlingswelle vorbereitet?"Quelle: www.globallookpress.com

von RT-Kanzleramts-Reporterin Mojra Bozic

Das Thomas-Mann-Gymnasium im Märkischen Viertel im Berliner Bezirk Reinickendorf im Ausnahmezustand: Um Punkt zehn Uhr am Dienstag kam Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Besuch. Im Hof standen rund 200 Schüler, um sie zu begrüßen und ein Selfie mit ihr zu ergattern. Vielen gelang das sogar, denn die Kanzlerin ging geduldig durch die Schülermenge, lächelte und machte Fotos. Der zwölfjährige Andreas hatte sich extra wegen der Visite der Regierungschefin eine schwarze Fliege umgebunden und ein hellblaues Jackett angezogen. Er freue sich sehr über den hohen Besuch, so Andreas. Ein Foto mit der Kanzlerin zu machen, habe er leider nicht geschafft, aber vielleicht später nach der Podiumsdiskussion.

Bevor es aber in die Aula der Schule ging, wo sie über aktuelle europapolitische Themen mit den Gymnasiasten sprechen will, besichtigte die Kanzlerin noch Arbeiten einer Gruppe, die sich im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ mit dem Thema Mauerbau auseinandergesetzt hatte. In einem rund zehnminütigen Gespräch mit den Projektteilnehmern erzählte sie unter anderem auch von ihren persönlichen Erlebnissen, als 1961 die Mauer zwischen West- und Ostberlin gebaut wurde.

Danach gab es ein gemeinsames Foto, und die Kanzlerin musste dann auch gleich weiter zur Diskussion. Als sie die Aula betrat, wurde sie von rund 450 Gymnasiasten mit donnerndem Applaus empfangen. Zur Begrüßung sang ein Chor. Die Kanzlerin, die im Rahmen der EU-Projekttage einmal im Jahr eine Schule besucht, erschien im schwarz-roten Hosenanzug, nahm auf einem Stuhl in der Mitte Platz. Und dann prasselten die Fragen auch schon auf sie herein: Glauben Sie angesichts des Brexits noch an einen europäischen Zusammenhalt? "Ja", antwortete die Kanzlerin, "man muss aber jeden Tag daran arbeiten." Denn zusammen sei man viel stärker. Angesprochen auf das derzeitige Chaos rund um den Brexit, erklärte sie, sie hoffe natürlich immer noch auf einen geordneten Austritt Großbritanniens. 

Die wöchentlichen Klimaproteste der Schüler geben der Politik nach Ansicht der Kanzlerin positive Impulse. Es sei richtig, "dass ihr uns Dampf macht", so Merkel. "Dass dieses Signal gesetzt wird, da gibt es Sorge, das ist für uns gut." Die Regierungschefin betonte aber auch, dass man beim Thema Klimawandel mehrere Aspekte – wie etwa Arbeitsplätze, Umwelt und Wirtschaft – in Einklang bringen müsse. Kohleausstieg ja, aber die Menschen in der Lausitz müssten ja zuvor auch eine Perspektive erhalten. 

Bei der Frage zur Migration und ob denn Deutschland auf eine "erneute Flüchtlingswelle wie 2015 vorbereitet wäre", antwortete die Kanzlerin mit Ja. Doch sie fügte noch hinzu, dass ihr das Wort "Flüchtlingswelle" nicht gefalle. Jeder, der gekommen sei, sei ein Mensch, habe eine eigene Geschichte. In Zukunft müsse man mehr im Hinblick auf Afrika tun, die Entwicklung fördern, mehr humanitäre Hilfe leisten.

Angesprochen auf die Digitalisierung der Schulen, konnte sie nicht so viel sagen, denn das sei ja eine Sache der jeweiligen Länder. Sie hoffe aber, dass die Schule bald in allen Räumlichkeiten WLAN-Anschluss und mehr als sechs funktionierende Beamer habe, was zuvor eine Schülerin bemängelte. Während die Schüler vor Aufregung auf ihren Sitzen hin- und herrutschten, gab sich die Kanzlerin sehr entspannt, beantwortete geduldig die Fragen und witzelte sogar. Nach etwa einer halben Stunde musste sie dann wieder los, hinterließ aber entzückte Teenager.

Sie war sehr nett, wir sind begeistert", sagten fast im selben Atemzug die Zwölfjährigen Sarah, Eileen und Luise.

Der Schulleiter Steffen Pieth (47) freute sich auch über den Besuch und die damit verbundene Anerkennung für die Arbeit seiner Einrichtung, besonders der Lehrer, im Bereich der Integration. Denn das Gymnasium liegt in einem sogenannten Brennpunkt in Berlin – dem Märkischen Viertel –, hat einen Migrantenanteil von rund 70 Prozent, und ein Drittel der 854 Schüler kommt aus Familien, die das sogenannte Bildungs- und Teilhabepaket beziehen. Das heißt, sie kommen aus Familien mit Geringverdienern oder Hartz-IV- oder Sozialhilfeempfängern.

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