Veranstaltung "Fake oder Fakten": Kritik an der deutschen Presselandschaft
von Zlatko Percinic
Dieser Frage ging eine Veranstaltung unter dem Motto "Fake oder Fakten – Wie urteilfähig ist die deutsche Presselandschaft?" nach, die vom Verein "berliner wirtschaftsgespräche" (bwg) organisiert wurde. Der umstrittene SPD-Politiker und Autor Thilo Sarrazin eröffnete mit einem Impulsvortrag den Abend, um sich anschließend einer Podiumsdiskussion mit Cicero-Chef Christoph Schwennicke und dem Deutschland-Korrespondenten der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) Benedict Neff zu stellen.
In seinem Vortrag stellte Sarrazin fest, dass Claas Relotius nur deshalb so erfolgreich sein konnte, weil er das schrieb, was den "Wunschvorstellungen der Medien" entsprach. Dass seine ausgedachten Märchen mit Preisen überschüttet wurden, ist dabei nur eine Folge dieser "Wunschvorstellungen". Überhaupt ist der SPD-Politiker und Autor der Überzeugung, dass es die deutschen Journalisten häufig "nicht so ernst mit der Wahrheit nehmen". Sie würden "unangenehme Fakten" auslassen, wenn es nicht in ihre "ideologische Raster" passt, und das habe gravierende Folgen für die Politik, die sich nicht selten von der "politischen Ideologie der Agenda der Medien" beeinflussen lasse.
Deshalb beobachtet Sarrazin mit "Freude und Zustimmung" die sinkenden Auflagen der Mainstreammedien, zu denen nicht zuletzt die oftmalige "Inkompetenz der Berichtenden" ihren Teil beitrage. Für Fake News brauche es deshalb kein Facebook oder Twitter, "das schaffen die Medien selbst". Etwas provokant stellt er dann eine Frage, die für Beifall beim vorwiegend älteren Publikum sorgt:
Wo gibt es beim Tagesspiegel und anderen Qualitätsmedien jemanden, der für Qualität zuständig ist, und was macht er den ganzen Tag?
Ganz so weit wollten Christoph Schwennicke und Benedict Neff nicht gehen. Aber auch von ihrer Seite gab es durchaus Kritik an der deutschen Presselandschaft. So monierte Schwennicke, der lange Jahre für den Spiegel gearbeitet hatte, dass den deutschen Journalisten vielfach die Objektivität abhandengekommen sei. Diese Tendenz stellte auch Neff fest, der in Deutschland die gefährliche Entwicklung beobachtet, dass Journalisten oft kritiklos die Haltung der Bundesregierung übernommen haben. Das sei für ihn sehr "irritierend", sagte der Schweizer Journalist.
In seinem Heimatland könne man verschiedene Meinungen besser aushalten, ohne dass es gleich zu medialer Scharfmacherei führt. Allerdings sei in der Schweiz problematisch, dass die Tamedia Mediengruppe nahezu eine Monopolstellung ausübt, wogegen Journalisten von Berner Zeitung und Der Bund im Jahr 2017 protestierten. Neff führte an, dass der gesamte Auslandsteil der Tamedia-Zeitungen von der deutschen Süddeutschen Zeitung (SZ) eingekauft wird und dass das natürlich auf Kosten der unabhängigen Berichterstattung geht.
Für Cicero-Chef Schwennicke hat das alles strukturelle Gründe, die auch in Deutschland zu ähnlichen Problemen führen. Medien kämpfen um ihr wirtschaftliches Überleben und führen Sparmaßnahmen durch, die sich in der Qualität der Arbeit wiederspiegelt. Während früher viel Wert auf Kompetenzaneignung gelegt worden sei, müssten heutige Mitarbeiter mit der Informationsgeschwindigkeit des Internets Schritt halten und viele Bereiche abdecken, in denen sie eben über keine profunden Kenntnisse verfügen. Dazu komme die Tendenz, dass "steile Thesen mehr Klicks als fundierte Meldungen geben", was eine nicht ganz unberechtigte Kritik auch an die Seite der Leserschaft ist.
Dieses Dilemma kennt auch Neff. Als bestes Beispiel nannte der NZZ-Korrespondent die Entwicklung der Affäre um den Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen und die Vorfälle in Chemnitz. Die deutschen Medien hätten nur allzu begierig die Erklärung des Regierungssprechers Steffen Seibert übernommen, der in einer Bundespressekonferenz vom 28. August 2018 von "Zusammenrottungen und Hetzjagden auf Menschen anderer Herkunft" sprach. Neff meinte schließlich, dass eine eigene Vor-Ort-Recherche in Chemnitz ein etwas differenziertes Bild ergab als das, was nach Seiberts Erklärung von vielen Medien als Fakt präsentiert wurde. "Eine Einordnung von Geschehnissen ist nicht nach zwei Stunden möglich", kritisierte Neff.
Den Schlusspunkt der Veranstaltung setzte Thilo Sarrazin mit seiner Feststellung, dass die Trennlinie zwischen Meinung und Tatsache in Deutschland immer mehr "verwischt" wird.
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