Deutschland

Kindesmissbrauch: In jeder Klasse ein bis zwei Fälle – Ministerin fordert Taten

Die Zahlen schockieren: In jeder Schulklasse hätten ein bis zwei Kinder Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Missbrauch, sagt Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Jetzt müssten Taten folgen, erklärte sie, auch an die Kirchen gerichtet.
Kindesmissbrauch: In jeder Klasse ein bis zwei Fälle – Ministerin fordert TatenQuelle: www.globallookpress.com © dpa/Sebastian Kahnert

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat von den Kirchen eine konsequente Aufklärung der Fälle von Kindesmissbrauch und auch personelle Konsequenzen gefordert. "Es gibt eine deklaratorische Bereitschaft, etwas zu tun. Das ist ja schon mal gut", sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch in Berlin. Den vielen Worten müssten nun aber auch Taten folgen. Dabei seien auch personelle Konsequenzen zu ziehen.

"Und eine personelle Konsequenz kann nicht darin bestehen, dass jemand einfach nur irgendwo anders hin versetzt wird, in die Verwaltung oder in die Sterbebegleitung oder sonst wohin", sagte Giffey. "Wer in einem Amt, in einem kirchlichen Amt oder wo auch immer, ein Kind in einer Situation eines Vertrauensverhältnisses missbraucht, der hat aus meiner Sicht in keinem Amt der Kirche oder in keinem sonstigen Amt mehr etwas zu suchen."

Auf Vorschlag Giffeys hatte das Bundeskabinett zuvor die Amtszeit des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, für fünf Jahre verlängert. Für diese Aufgabe brauche man eine Person mit Kompetenz, Durchsetzungskraft und öffentlicher Wirkung, so Giffey. Diese Eigenschaften bringe Rörig mit.

Rörig forderte die Länder auf, ebenfalls zügig Missbrauchsbeauftragte zu installieren. Im Januar 2020 werde sich das Bekanntwerden des Missbrauchsskandals am Canisius-Kolleg in Berlin zum zehnten Mal jähren. Er hoffe, dass sich die Länder bis dahin entschließen, dem Vorbild des Bundes zu folgen. "Viele Zuständigkeiten im Bereich der Prävention, im Bereich der Intervention liegen ja auf der Landesebene. Und da läuft vieles im Moment noch sehr unkoordiniert."

Bislang gebe es auf Länderebene keinen einzigen Missbrauchsbeauftragten mit einer starken Struktur wie im Bund. Mit zwei, drei Ländern wie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg stehe man im Gespräch. Gerade der jüngste Skandal im westfälischen Lügde zeige, wie unkoordiniert in einer Landesregierung mit so einem Fall umgegangen werde. "Ich rufe wirklich von hier aus nochmal dazu auf, dass die Länder das jetzt ernst nehmen", sagte Rörig.

Das Thema Kindesmissbrauch sei "sehr, sehr groß", betonte die Familienministerin. Laut polizeilicher Kriminalstatistik seien 2017 rund 13.500 Kinder und Jugendliche Opfer sexualisierter Gewalt und Ausbeutung geworden. "Das Dunkelfeld ist viel, viel größer." In jeder Schulklasse seien ein bis zwei Kinder betroffen. "Wir gehen davon aus, dass eine Million Kinder in Deutschland betroffen sind und schon mal Berührung oder Kontakt hatten mit sexueller Belästigung, bis hin zu Missbrauch", sagte Giffey.

Mehr zum Thema - Bischofskonferenz stellt sich Missbrauch in der katholischen Kirche

Sie kündigte an, dass noch in diesem Jahr der Betroffenenrat neu berufen werde. Außerdem werde sie mit Rörig einen "Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen" ins Leben rufen, um ressortübergreifende Strategien zur Verbesserung von Prävention, Schutz und Hilfe zu entwickeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.