Bundestagshack: Erste Wohnungsdurchsuchung in Heilbronn

Nach dem Datendiebstahl, von dem über tausend Poltiker, Journalisten und Prominente betroffen sind, kam es bereits am Sonntagmorgen zu einer ersten Hausdurchsuchung. Die Polizei befragte einen 19-Jährigen, der in Kontakt zum Hacker gestanden haben soll.

In Zusammenhang mit dem Online-Angriff auf Politiker und Prominente haben Beamte des Bundeskriminalamts einem Bericht zufolge eine Wohnung eines Mannes in Heilbronn durchsucht. Das meldeten das ARD-Politikmagazin Kontraste und das rbb-Inforadio am frühen Montagmorgen unter Berufung auf Sicherheitskreise. Demnach fand der Einsatz bereits am Sonntagmorgen statt, beschlagnahmt wurden technische Geräte. Der Mann sei 19 Jahre alt, er werde als Zeuge in dem Verfahren zu dem Datenklau geführt, hieß es. Der Betroffene bestätigte dem Sender die Durchsuchung. Das Bundeskriminalamt war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Unterdessen gerät Innenminister Horst Seehofer wegen des Datendiebstahls zunehmend in Kritik. "Ich bin irritiert, vom zuständigen Bundesinnenminister, der sonst keine Gelegenheit auslässt, sich zu allem und jedem zu Wort zu melden, so gut wie nichts zu hören, wenn es um die Cyber-Sicherheit in unserem Land geht", sagte etwa der SPD-Innenpolitiker Burkhard Lischka der Deutschen Presse-Agentur.

FDP-Politiker Wolfgang Kubicki sprach in der Passauer Neuen Presse von einer mangelhaften und unentschuldbaren Informationspolitik des BSI und stellte die Qualifikation von dessen Chef Schönbohm in Frage.

Zuerst hatte Schönbohm gesagt, das BSI habe "sehr frühzeitig im Dezember auch schon mit einzelnen Abgeordneten, die hiervon betroffen waren, dementsprechend gesprochen". Nach wachsender Kritik stellte seine Behörde einen Tag später ihr Vorgehen plötzlich anders dar. Man habe einen Fall von Anfang Dezember sowie vier weitere Fälle aus dem Lauf des Jahres 2018 zunächst für Einzelfälle gehalten und kenne ebenfalls erst seit der Nacht zu Freitag das Gesamtausmaß.

Habeck fordert "Cyber-Polizei"

Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck forderte eine bessere Ausrüstung und Ausbildung der Polizei für solche Delikte. Man brauche eine "Cyber-Polizei", sagte er am Montag im ARD-Morgenmagazin. "Wenn eingebrochen wird, muss man auch den Täter fangen. Und wenn jetzt nichts passiert, dann wird das eine Ermutigung für alle Anderen sein, weiter einzubrechen in unsere Daten", warnte Habeck. "Die Polizei muss ertüchtigt werden, solche Leute zu fassen." Im Bayerischen Rundfunk kritisierte Habeck zudem, dass die Bundesregierung im Bereich IT-Sicherheit "nicht systematisch aufgestellt" sei. Es gebe zu viele Zuständigkeiten und ein Informations-Wirrwarr.

(dpa/rt)

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