Deutschland

Hacker-Angriff auf deutsche Politiker: Hauptsache erst mal Russland ins Spiel bringen

Handynummern, Adressen, Ausweise, Briefe: Auf Twitter sind massenweise persönliche Daten veröffentlicht worden. Sie sollen von Politikern und Prominenten stammen. Obwohl noch viele Fragen offen sind, gibt es wieder einmal wilde Spekulationen in Richtung Russland.
Hacker-Angriff auf deutsche Politiker: Hauptsache erst mal Russland ins Spiel bringenQuelle: www.globallookpress.com

Wer für die Veröffentlichung verantwortlich ist und welche Motivation dahintersteckt, war am Freitagmorgen noch unklar. Dennoch positionierten sich die üblichen Verdächtigen schon mal vorab mit wilden Spekulationen in Richtung Russland. Und das zum Teil auf verquaste Art und Weise. So twitterte Bild-Journalist Julian Röpcke einfach mal ins Blaue:

Auch in einem von ihm mit verfassten Beitrag auf Bild-Online stehen Sätze wie:

Als Urheber oder Unterstützer kämen Staaten wie Russland und China infrage, hieß es zunächst. Besonders Russland steht im Verdacht, seit Jahren massiv Hackerangriffe auf Deutschland zu befehlen. Auch ein Zusammenwirken Russlands mit rechtsextremen deutschen Gruppen sei nicht auszuschließen.

Interessant ist in diesem Fall die Formulierung "hieß es zunächst" ohne eine Quellenangabe. Und das einen Tag, nachdem das "Flaggschiff" des Springer-Verlags, die Welt, einen rührenden Appell an die Ehrenhaftigkeit der Journalisten gerichtet und vor Populismus gewarnt hatte. In dem Beitrag beklagt der Autor Joachim Bauer in Zusammenhang mit der Spiegel-Affäre um den Autor Claas Relotius unter anderem einen Journalismus "basierend auf Hörensagen und ohne ein einziges Faktum." Behauptungen einfach einmal in den Raum zu stellen in der Erwartung, dass sie zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden, sei ein bewährtes Arbeitsprinzip von Stimmungsmachern, so Bauer.

Die massenhafte Veröffentlichung teils sensibler Daten, die von Politikern, Parteien und Prominenten stammen sollen, sorgt bundesweit für Aufregung. Wie das rbb-Inforadio berichtete, wurden große Mengen persönlicher Daten und Dokumente über Twitter veröffentlicht. Ob alle Daten authentisch sind, war zunächst offen. Der Inhaber des genannten Twitter-Accounts beschreibt sich selbst mit Begriffen wie Security Researching, Künstler, Satire und Ironie.

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Die Dokumente wurden dem rbb-Bericht zufolge bereits vor Weihnachten über Twitter in einer Art Adventskalender über mehrere Tage hinweg verbreitet und blieben zunächst weitgehend unbemerkt – bis Donnerstagabend. Seitdem beschäftigen sie die Partei- und Fraktionsführungen damit. "Wir sind seit gestern Abend mit dem Thema befasst und kümmern uns darum, unsere Leute zu informieren", sagte ein Sprecher der SPD am Freitag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. "Ansonsten ist das natürlich eine Sache für die zuständigen Behörden. Wir stehen mit ihnen in Kontakt, die Behörden wurden von uns informiert."

Betroffen sind laut rbb alle im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD. Nach Informationen der Bild-Zeitung wurden nicht nur Daten von Politikern und Parteien veröffentlicht, sondern auch von Bands, Moderatoren und Journalisten. Zu den Opfern zähle auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Eine Bestätigung dafür lag zunächst nicht vor.

Veröffentlicht wurden vor allem Handynummern und Adressen, aber zum Teil sehr persönliche Daten wie Personalausweise, Chats, Briefe, Rechnungen oder Kreditkarteninformationen. In Einzelfällen seien sogar private Chats im Familienkreis und Kreditkarteninformationen von Familienmitgliedern ins Internet gestellt worden, berichtete der rbb. Die Auswahl der Dokumente scheine willkürlich. Darunter befinden sich parteiinterne Briefe, Mitglieder- oder Adresslisten, die zum Teil mehrere Jahre alt sind.

Der Inhaber des Accounts befinde sich nach eigenen Angaben in Hamburg, meldete der rbb. Der Account hat inzwischen mehr als 17.000 Follower. Offenbar wurden über den Account, der mittlerweile gesperrt wurde, schon seit längerem Daten ungestört geleakt, wie dieser Tweet vermuten lässt:

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