US-Armee schickt erneut tausende Panzerfahrzeuge und Soldaten durch Ostdeutschland
Die Zahlen haben es in sich: Das US-Militär wird ab Ende Mai bis Ende Juni über 2.000 gepanzerte Fahrzeuge sowie tausende Soldaten und Kampfeinheiten in 102 Konvois auf dem Straßenweg nach Osteuropa verlegen. Die Hauptbelastung wird dabei auf den Raum Berlin-Brandenburg entfallen. Über die Hauptrouten A2 und A9 sollen die Konvois über den Berliner Ring nordostwärts nach Stettin sowie über den südlichen Berliner Ring und die A12 in andere Regionen Polens fahren. Hierbei handelt es sich allerdings nur um gepanzerte Militär-Fahrzeuge wie Truppentransporter, Humvees, Schützenpanzer und Lastwagen.
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Dichter Verkehr auf den Hauptverkehrsrouten - und das schon vor Ferienbeginn
Betroffen sind neben Brandenburg auch die in den Osten führenden Strecken von Rheinland-Pfalz und Bayern aus über Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen sowie jene in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
Schweres Kriegsgerät wie Kampfpanzer und Haubitzen werden gleichzeitig über den Schienenweg an die "Ostflanke"der NATO gebracht. Laut Angaben von Colonel William S. Galbraith, Vize-Chef des US-Logistik-Kommandos in Deutschland, beträgt die Gesamtstückstärke des zu verladenen schweren Geräts 3.000 Fahrzeuge.
Die immense Anzahl an US-amerikanischem Kriegsgerät auf ostdeutschen Straßen und Schienen erklärt sich mit der parallelen Durchführung von zwei großen US-Operationen. Zum einen werden die Truppen der US-Operation "Atlantic Resolve", die in Polen und in den baltischen Staaten stationiert sind, ausgetauscht. Mit dieser Form der Rotation umgehen die USA die Regelung im 2+4-Vertrag, laut der es ausdrücklich untersagt ist, NATO-Truppen permanent im ehemaligen Einflussgebiet des Warschauer Paktes zu stationieren. Zum anderen hält das US-Militär seine alljährliche multinationale Großübung "Saber Strike" in Polen und im Baltikum ab.
Kritik aus SPD, Linkspartei und AfD
Laut dem Bundestagsabgeordneten der Linkspartei und Obmann im Verteidigungsausschuss, Alexander Neu, betrachtet die Bundesregierung die BRD ganz offiziell als "strategische Drehscheibe für die NATO".
Damit befördert die Bundesregierung die Eskalation gegenüber Russland, indem fremden Truppen der Durchgang für einen provokativen Aufmarsch ermöglicht wird", erklrte der Abgeordnete weiter.
Vorsichtige Kritik an dem Aufmarsch der US-Soldaten kommt auch von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Dieser hatte doch tatsächlich gewagt, "mehr Dialog mit Moskau" zu fordern, "anstatt Panzer auf beiden Seiten der Grenze auf und ab fahren zu lassen", und auch auf die "historische Verantwortung gegenüber Russland" verwiesen.
Das führte in den Medien des Berliner- und Brandenburger Mainstreams zu teilweiser kurioser Kritik.
So bedauert etwa die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) in einem Kommentar, dass im SPD-geführten Brandenburg, im Gegensatz zu Polen, US-Soldaten nicht von US-Fahnen schwingenden Passanten bejubelt werden. In Brandenburg würden Demonstranten vielmehr Schilder mit dem Slogan "Ami go home" hochhalten.
Geradezu ermuntert durch eine Landesregierung, die diese latent anti-amerikanische Stimmung aufgegriffen hat", würden solcherart Einstellungen, meint die MAZ weiter.
Was ist hier tatsächlich bedenklich?
Doch die wirklich große Pointe hat sich der MAZ-Kolumnist Torsten Gellner, ganz nach journalistischem Lehrbuch, für den Schluss aufgehoben. Er lamentiert am Ende über eine "seltsam anti-militärische Stimmung" in Brandenburg, um sodann mit dem Satz zu schließen:
Das sollte doch bedenklich stimmen.
A propos "bedenklich stimmen": Die MAZ mit ihrer aufmarschfreudigen Rhetorik ist im Besitz der Madsack-Mediengruppe, deren größter Anteilseigner ist wiederum die SPD über ihr Medienbeteiligungsunternehmen Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft.
Echauffiert zeigt sich auch der Tagesspiegel und arbeitet sich ebenfalls in einem Artikel an den Aussagen von Ministerpräsident Woidke ab. Dieser hatte bereits 2017 angekündigt, dass er die US-Truppen, wenn sie in Brandenburg Station machen, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, nicht begrüßen werde.
Ich werde nicht winkend am Wegesrand stehen und auch nicht auf einen Abrams-Panzer klettern. Ich glaube, dass es uns auf Dauer nicht weiterhilft, wenn Panzer auf beiden Seiten der Grenze auf und ab fahren.
Eine ähnliche Haltung nahmen auch seine Koalitionspartner von der Linkspartei ein. Weil die AfD ebenfalls ihren Protest gegen die US-Truppentransporte durch Brandenburg zum Ausdruck brachte, sah sich ausgerechnet die einstige "Friedenspartei" Bündnis 90/Die Grünen dazu gezwungen, vor einer neuen "Querfront zwischen links und rechts" in der Ablehnung der NATO zu warnen.
Der Tagesspiegel schließt seinen Artikel in beinahe weinerlichem Tonfall mit den Worten:
Bilder wie aus Polen, wo US-Soldaten mit Jubel empfangen werden, wird es aus Brandenburg wohl nicht geben.
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Beim Lesen dieser bisweilen recht unterkomplex anmutenden Pamphlete und angesichts des offenen Bedauerns der im Gegensatz zu Polen fehlenden brandenburgischen Begeisterung für Panzerkolonnen aus der US-Militärmacht ist man fast geneigt, den Kollegen bei MAZ und Tagesspiegel die stereotype BRD-Antwort auf innergesellschaftliche Kritik zuzurufen:
Geh doch nach drüben, wenn's Dir hier nicht passt!
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