Deutschland

Wohnungsnot in Berlin: Stadt-Tauschbörse und Aldi-Projekt nur kleiner Trost

In Berlin fehlt es an bezahlbaren Wohnungen. Vor allem Familien oder Alleinstehende mit geringem Einkommen haben es schwer. Die Stadtverwaltung plant eine Tauschbörse und greift gegen Ferienwohnungen durch. Der Berliner Mieterverein sieht die Lösung im Bau sozialer Wohnungen.
Wohnungsnot in Berlin: Stadt-Tauschbörse und Aldi-Projekt nur kleiner TrostQuelle: Reuters

In Berlin herrscht Wohnungsnot. Eine bezahlbare Bleibe ist für Menschen mit geringem, manchenorts sogar auch schon mit mittlerem Einkommen, Mangelware. Nun will die Politik etwas dagegen tun. Eine Lösung hat sie schon parat: Im zweiten Halbjahr 2018 will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eine Online-Plattform für den Wohnungstausch in Betrieb nehmen. Konkret heißt das: Alleinstehende Rentner, die zurzeit in großen Wohnungen lebten und gerne in kleinere umziehen würden, könnten mit Familien mit Kindern, die derzeit auf der Suche nach einer größerer Bleibe sind, tauschen. Wechselwillige Berliner plant die Stadt mit Umzugsprämien zu belohnen. Wer alleine wohnt, soll 1.500 Euro bekommen, max. 2.500 Euro würde die Stadt für einen Umzug zahlen.

„Der Aufbau der Börse ist im Gange“, teilte eine Sprecherin der Senatsbauverwaltung vergangene Woche mit. In die Wohnungstauschbörse sollen erst einmal nur die sechs landeseigenen Wohnungsgesellschaften eingebunden sein, private Eigentümer sind zunächst ausgeschlossen.

Die Idee ist nicht neu. Bereits in der DDR gab es den staatlichen „Wohnungstausch-Dienst“. Beispielsweise Familien mit erwachsenen Kindern, die gerne ausziehen wollten, könnten ihre große Wohnung gegen zwei kleinere umtauschen. So konnten sie dann eine dem Kind überlassen, das aus dem gemeinsamen Haushalt ausziehen wollte. Ob das die Wohnungsnot lindert, wird sich zeigen. Experten sind skeptisch.

Zum Ende des Jahres 2016 belief sich der Bestand an Appartements in der Bundeshauptstadt laut Statistiken auf knapp 1,92 Millionen. Die sechs Wohnungsbaugesellschaften verwalten zusammen derzeit mehr als 300.000 Wohnungen, also fast jede sechste. Bis zum Jahr 2026 soll der Bestand auf 400.000 ansteigen.

Wohnungen für breite Schichten der Bevölkerung sind nötig

In Berlin fehlen schätzungsweise 120.000 bezahlbare Appartements, vor allem fehlt es an Sozialwohnungen.

„Der Neubau von Wohnungen für breite Schichten der Bevölkerung kommt nur schleppend voran“, beklagte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild.

Das bisherige Ergebnis sei ein „Armutszeugnis für die soziale Stadtentwicklung“. Von 2014 bis September 2017 wurden lediglich 402 Sozialwohnungen bezugsfertig. Laut Statistischem Amt Berlin-Brandenburg wurden in Neubauten von 2014 bis 2016 jedoch 26.381 Wohnungen bezugsfertig, bis heute dürften es also mindestens 30.000 Wohnungen sein. „Die Sozialwohnungsquote von unter 1,5 Prozent ist eine Farce“, so Wild.

Ein weiterer Versuch der Stadt, der Situation Herr zu werden, war das Verabschieden des so genannten Zweckentfremdungsverbotsgesetzes (ZwVbG). Die ersten Resultate wurden nun verkündet: Nach aktuellen Zahlen der Senatsverwaltung für Wohnen sind seit Inkrafttreten des Gesetzes 2014 knapp 8.000 zweckentfremdete Appartements auf den Wohnungsmarkt zurückgeführt worden. Rund die Hälfte war als Ferienwohnungen an Touristen vermietet worden, die andere Hälfte stand über einen längeren Zeitraum leer.

Potenzielle Abhilfe in der Bekämpfung der Wohnungsnot kam dieser Tagen auch vom Discounter Aldi Nord: Er kündigte an, in Berlin rund 2.000 Wohnungen bauen zu wollen. Angeblich will der Discounter die Appartements für 6,50 bis zehn Euro je Quadratmeter vermieten. „Im Erdgeschoss soll ein Aldi-Markt sein und darüber Wohnungen“, hieß es. 200 Wohnungen in den Bezirken Neukölln und Lichtenberg würden in Kürze gebaut, weitere 15 Standorte in der Hauptstadt habe man im Blick.

Mehr zum Thema - Wohnen mit Discounter: Aldi will in Berlin Wohnraum über seinen Filialen schaffen

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.