
Stillstand bei Thyssenkrupp in Gelsenkirchen

Im Oktober hatte es schon eine Woche Zwangsschließung beim Elektrostahlwerk von Thyssenkrupp in Gelsenkirchen gegeben. Jetzt wurde mitgeteilt, dass das Werk bis Ende des Jahres abermals geschlossen wird.
Der Stahl, der dort produziert wird, findet Verwendung in Transformatoren in Umspannwerken oder in Windkraftanlagen. Es handelt sich um eine Eisen-Silizium-Legierung mit besonders guten magnetischen Eigenschaften. Walz- und Glühprozesse sorgen dafür, dass sich die Kristalle in eine Richtung ausrichten.

Allerdings sind die Kosten für die Erzeugung dieses Stahls, der mit Strom statt des klassischen Koks erschmolzen wird, dank der hohen Strompreise deutlich gestiegen; diese Produktion leidet also wie alle energieintensiven Industrien unter den Russland-Sanktionen der EU. Ein weiteres derartiges Werk des Konzerns im französischen Isbergues wird bis April nur mit der Hälfte seiner Kapazität produzieren.
Grund für die Zwangspause sind "massiv gestiegene, niedrigpreisige Importe insbesondere aus Asien". Die Importmengen hätten sich seit 2022 – also seit Einführung der Sanktionen – verdreifacht und wären in diesem Jahr nochmals um 50 Prozent gestiegen. Die Chefin der Stahlherstellung von Thyssenkrupp Marie Jaroni forderte ein Eingreifen der EU: "Die schnelle Umsetzung effizienter und angemessener Handelsschutzmaßnahmen auf europäischer Ebene würde dazu beitragen, die Auslastung an beiden Standorten wieder auf ein tragbares Niveau zu erhöhen."
Die EU-Kommission plant Schutzzölle für Stahl: Die Menge für zollfreie Importe, die bisher bei 36 Millionen Tonnen liegt, soll halbiert werden; darüber würden dann 50 Prozent Zoll fällig. Dies ist aber bisher noch nicht beschlossen.
Die beiden Elektrostahlwerke in Gelsenkirchen und in Isbergues haben zusammen an die 1.200 Mitarbeiter. Gelsenkirchen würde ein Ende der Stahlproduktion besonders treffen – die Stadt ist bereits seit Jahren die ärmste Stadt Deutschlands mit der höchsten Quote an Bürgergeldbeziehern.
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