
Riskante Spekulation: Deutsche Gasspeicher extrem niedrig befüllt – Gaspreis dafür über EU-Niveau

Die deutschen Gasspeicher sind nach wie vor deutlich zu gering befüllt. Die mangelnde Bevorratung zu Beginn des Winterhalbjahres hat sich auch in den letzten Wochen nicht gebessert, im Gegenteil: Die deutschen Erdgasvorräte befinden sich auf einem derart niedrigen Niveau, wie es zuvor nie der Fall gewesen sein dürfte.

Nach den Angaben von "Gas Infrastructure Europe" (GIE) liegt der Füllstand der deutschen Speicher gerade noch bei gut 64 Prozent – vor einem Monat lag der Wert zehn Prozentpunkte höher, aktuell aber weiter mit fallender Tendenz. Dieser Entwicklungstrend kontrastiert deutlich mit dem Fünfjahresdurchschnitt von 86 Prozent, wie die Berliner Zeitung (BLZ) betont. Zwar ist die Versorgung derzeit gesichert, doch könnten sich die niedrigen Füllstände unter ungünstigen Bedingungen stärker auf den Gaspreis für Verbraucher auswirken. Zum Hintergrund dieser Lage gehört, dass die EU-Länder vor wenigen Jahren im Zuge der antirussischen Sanktionen aus den langfristigen Lieferverträgen für Pipeline-Gas aus Russland ausgestiegen waren, die jahrzehntelang für preisgünstige, kalkulierbare und verlässliche Belieferung gesorgt hatten.
Die nun spekulative Preisbildung für Erdgas zeige sich an einer größer werdenden Lücke bei den niederländischen TTF-Notierungen. Denn die deutschen Erdgas-Futures sind gegenüber dem europäischen Referenzpreis – eben den TTF-Kontrakten – nach Angaben von Bloomberg auf den höchsten Wert seit drei Jahren gestiegen (was zeitlich mit der faktischen Beendigung der langfristigen Lieferverträge mit Russland zusammenfällt).
Der Preisabstand habe sich demnach auf 1,7 Euro je Megawattstunde vergrößert. Die Preisentwicklung in Deutschland unterscheide sich jedoch von derjenigen in den meisten anderen europäischen Ländern, wo die Gaspreise deutlicher zurückgehen würden, als dies in Deutschland der Fall sei.
Preisdifferenz zwischen den Niederlanden und Deutschland
Die deutlichen Preisunterschiede zwischen niederländischen und deutschen Erdgas-Futures spiegeln die unterschiedlichen Erwartungen bei Termingeschäften für die jeweiligen Märkte. Für das deutsche Versorgungsgebiet ist die "Trading Hub Europe GmbH" (THE) mit Sitz in Düsseldorf und Berlin zuständig. Wie die BLZ erklärt:
"Wenn der deutsche THE-Future deutlich über dem TTF liegt, signalisiert das: Händler rechnen mit einem höheren Versorgungsrisiko für Deutschland."
Der Grund für die Differenz – den "Spread" – ist schnell gefunden. Da die Preisbildung nicht zuletzt der Spekulation unterliegt, bedeutet dies, dass von einer knapper werdenden Gasversorgungslage im Laufe der kommenden Monate in Deutschland – im Vergleich zu anderen europäischen Ländern – ausgegangen wird. Hier spielen die niedrigen Füllstände der deutschen Gasspeicher mit hinein. Weitere Faktoren könnten Einschränkungen der Flexibilität des Systems oder gesteigerte Importabhängigkeiten sein, also eine Reihe von potenziellen, aber noch unbekannten Faktoren.
Zwar könne ein im Vergleich höherer deutscher Gaspreis als Signal an internationale Händler wirken, zusätzliche Gasmengen nach Deutschland zu leiten. Ebenso könnten durch das höhere Preisniveau die eigenen Vorräte geschont werden. Ob die deutsche Strategie, das Niveau des Gaspreises tendenziell etwas höher anzusetzen, um so einen Puffer für einen kalten Winter anzulegen, erscheint fraglich.
Riskante Strategie
Erst Ende November hatte die Bundesregierung die bislang obligatorische Gasspeicher-Sicherheitsumlage zum 1. Januar 2026 abgeschafft, mit der der Staat seit dem Jahr 2022 die Befüllung der eigenen Gasspeicher finanziert hatte. Zwar werden dadurch die Verbraucher entlastet, weil künftig der Bund für die Kosten aufkommen soll, doch rückt mit der Änderung die tatsächliche Befüllung der Speicher auch in den Bereich des politischen Beliebens der Regierung.
Die "Initiative Energie speichern" (INES), der Verband der Betreiber von Gasspeichern, hatte kürzlich erst wieder gewarnt, dass schon Mitte Januar 2026 es zu Engpässen in der Gasversorgung kommen könne, wenn der Winter diesmal kälter ausfallen sollte als in anderen Jahren. Technisch sei eine weit höhere Befüllung der deutschen Gasspeicher möglich – allein der größte deutsche unterirdische Gasspeicher im niedersächsischen Rehden sei derzeit nur zu 18,5 Prozent gefüllt. Aus den genannten Gründen reiche der derzeitige Füllstand der deutschen Speicher nicht für einen außergewöhnlich kalten Winter aus – und zwar "trotz der neuen LNG-Importkapazitäten", wie INES unterstreicht.
Gleichwohl hätten sich auf Nachfrage der BLZ sowohl Trading Hub Europe als auch der staatliche Gasimporteur "SEFE Energy" (durch eine Verstaatlichung im Jahr 2022 hervorgegangen aus Wingas/Gazprom) gelassen gezeigt. Die "Regelenergiebedarfe" könnten zurzeit "vollständig gedeckt" werden, und sollte es zu Engpässen kommen, müsse THE kurzfristig teures Gas zukaufen. Dann würden die Preise stark steigen. Dass momentan die Preise stabil seien, zeige wiederum, es sei genügend Gas vorhanden, nur die Finanzmärkte würden für Nervosität sorgen. Über die weitere Entwicklung könne man nur spekulieren.
Die Preisdifferenz zwischen dem niederländischen TTF-Referenzmarkt und der deutschen THE führt man bei der SEFE auf eine Reihe von Gründen zurück – hierzu ein SEFE-Sprecher:
"Dazu zählen die deutlich größere Liquidität des Handelsplatzes TTF, der auch als Hedging-Markt für Europa fungiert, höhere Transportentgelte sowie die Konvertierungsumlage im THE-Marktgebiet."
Besondere Risiken sieht die SEFE auch nicht mit Blick auf einen kalten Winter. Die aktuellen Terminpreise würden nicht auf zu erwartende Knappheiten hindeuten, was auch auf die milde Witterung zurückzuführen sei. Das Fazit der BLZ: "Die Heizkosten steigen nicht, die Großhandelspreise bleiben stabil." Doch die Unsicherheit bleibt im Falle eines strengen Winters – nicht nur die Gasversorgung könnte dann gefährdet sein, sondern ein Kälteeinbruch dürfte auch den Gaspreis stark ansteigen lassen.
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