
Organisatorin des Schulstreiks: "Wir müssen zeigen, dass wir unbequem sind"
Ronja ist 23 Jahre alt, Auszubildende und war früher bei Fridays for Future bei den Schulstreiks aktiv. Heute organisiert sie Schulstreiks gegen die Wehrpflicht mit. Während der Kundgebung am Halleschen Tor in Berlin am 5. Dezember sprach der Journalist Wladislaw Sankin mit der Aktivistin (Rechtschreibung wie gesprochen).
Sankin: Sie sind vom Streikkomitee. Werden diese in jeder Schule organisiert?
Ronja: Das ist unterschiedlich. Das ist eine dynamische Bewegung. Aber tendenziell für jede Stadt gibt es ein Streikkomitee. Und die organisieren die dezentralen Schulstreiks.
Sankin: Wie lange, also mit welchen Vorlaufzeiten, habt ihr das geplant?
Ronja: Wir haben vor einem Monat die erste Überlegung gemacht.
Sankin: Das ist ziemlich spontan.
Ronja: Sehr spontan, ja.
Sankin: Es fehlen allein in Berlin heute mehrere Tausend Schüler. Wie hat man die Fehlzeiten mit den Schulleitungen geregelt?

Ronja: Es gibt Möglichkeiten, über die Schulleitung Freistellungen zu erwirken. Es gibt Möglichkeiten, über die SchülersprecherInnen oder die Schülervertretung Freistellungen zu erwirken. Wie das hier einzelne Leute geregelt haben, kann ich nicht sagen. Aber im Zweifelsfall fehlen wir lieber einen Tag in der Schule, als ein Jahr zur Bundeswehr zu gehen.
Sankin: Auf der anderen Seite: Dieser eine Tag könnte sich bei Leuten, die eventuell gute Noten haben wollen und Erfolg auf dem Bildungsweg anstreben, schon negativ auswirken. Das schmerzt dann.
Ronja: Das muss jede SchülerIn für sich selbst entscheiden.
Sankin: Das Gesetz ist verabschiedet. (Ronja: Ja) Ja. Dann war der Protest entweder zu spät oder wirkungslos.
Ronja: Nee (lacht), da würde ich klar widersprechen. Der Protest kann gar nicht wirkungslos sein. Alleine, dass wir so viele Leute auf die Straße gebracht haben, dass wir endlich der Jugend eine Stimme gegeben haben, das ist nicht wirkungslos. In den ganzen Umfragen kamen wir nicht vor.
Und nun wird darüber berichtet, dass wir laut werden. Das zeigt den Politikern, dass wir da keinen Bock drauf haben. Und insbesondere die Wehrpflicht an sich ist ja noch nicht wieder eingeführt.
Außerdem beinhaltet das Gesetz noch nicht die konkrete Wehrpflicht. Die soll erst noch eingeführt werden, wenn sich nicht genug Leute freiwillig zur Bundeswehr melden. Das bedeutet: Dass wir jetzt hier auf die Straße gehen, ist erst der erste Schritt.
Wenn es weitergeht Richtung Wehrpflicht, werden wir noch öfter auf die Straße gehen, werden wir weiterhin laut sein, werden wir weiterhin der Jugend eine Stimme geben.
Jugendliche wollen nicht zur Armee. Nach dem Erfolg des ersten Streiktages mit ca. 3.000 Teilnehmern allein in Berlin, zieht Ronja vom Streikkommitee die erste Bilanz: "Protest kann gar nicht wirkungslos sein". pic.twitter.com/U2HvHwbRuZ
— Wlad Sankin (@wladsan) December 7, 2025
Sankin: Gab es Schulen, die nicht mitmachen wollten?
Ronja: Ja, also klar. Es gab Schulleitungen, die sich dagegen gestellt haben. Es gab LehrerInnen, die sich dagegen gestellt haben.
Sankin: Das heißt, die Leute, die hier entscheiden, haben nicht das Wohlwollen der Schulleitungen?
Ronja: Nee, nicht alle. Bestimmt nicht alle. Aber das ist ja auch der Witz daran. Das ist ja ein Streik. Da sind nicht alle mit einverstanden. Es wäre ja witzig, wenn wir protestieren würden, wenn wir demonstrieren würden, und alle das immer gut finden. Natürlich machen wir Sachen, die unbequem sind. Aber genau das ist ja das Ziel. Unbequem zu sein. Zu zeigen, wir sind dagegen.
Sankin: Aber haben Sie politischen Druck gespürt?
Ronja: Ja, auf jeden Fall.
Sankin: Dass das unerwünscht ist?
Ronja: Ja, auf jeden Fall. In Rostock hat die Versammlungsleitung, oder nicht die Versammlungsleitung, sondern das Ordnungsamt, uns gesagt, dass die Demonstration nicht zur Schulzeit stattfinden darf. Was einfach gelogen ist. Das ist illegal, das ist zu verbieten, dass diese Versammlung da stattfindet. Weil sie gesagt haben, nicht genug Schulleitungen haben eine Freistellung erlaubt. Oder es ist erlaubt, dass da SchülerInnen hingehen. Aber das ist eine massive Einschränkung des Versammlungsrechts, des Freiheitsrechts. Und natürlich gibt es da immer Druck von der Gegenseite. Aber das Einzige, was da hilft, ist, nicht einzuknicken, sondern selber Druck zu machen. Zu sagen, das lassen wir uns nicht bieten. Wir sind mehr, wir sind viele und wir gehen auf die Straße.
Sankin: Rechnen Sie mit weiteren Protesten?
Ronja: Ja, auf jeden Fall. Der nächste Schulstreik ist schon geplant für den 5. März. Da werden wir weiter auf die Straße gehen und werden wir weiter laut sein.
Wenn es noch konkretere Pläne zur Wehrpflicht geben (wird), werden wir uns natürlich auch wieder für Jugendliche einsetzen, werden wir alle Leute, die dagegenstehen, auf die Straße holen und dagegen mobilisieren.
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