Deutschland

Über eine Million Wohnungslose in Deutschland

Von Jahr zu Jahr steigt diese Zahl; aktuell sind mehr als eine Million Menschen in Deutschland wohnungslos. Und es ist keine Besserung in Sicht; schließlich wird seit Jahren zu wenig gebaut. Ein Ende der Wohnungslosigkeit wird gar nicht ernsthaft angestrebt.
Über eine Million Wohnungslose in Deutschland© Urheberrechtlich geschützt

Einmal jährlich veröffentlicht die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe eine Übersicht über die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland. In diesem Jahr meldete sie einen neuen Rekord: Die Zahl der Wohnungslosen hat eine Million überschritten! Mindestens 1.029.000 Menschen waren im Jahr 2024 in Deutschland wohnungslos.

Dabei sollte man aber hinzufügen, dass auch diese Rechnung noch unvollständig ist. Denn die entsprechende Forschung besagt, dass ein großer Teil zumindest der wohnungslosen deutschen Frauen zur "verdeckten Wohnungslosigkeit" zählt – sie versuchen überwiegend, bei Familie, Freunden und Bekannten unterzukommen. Darum liegen die Zahlen für diese Gruppe vermutlich niedriger, als sie tatsächlich sind.

In der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe sind, auch wenn Einzelmitgliedschaften von Personen möglich sind, vor allem der Dachverband für die Träger der Wohnungslosenhilfe, öffentliche wie auch die von Wohlfahrtsverbänden. An dieser Stelle laufen also die Informationen über Wohnungslosigkeit bundesweit zusammen.

Die Zahlen, die die BAGW nun veröffentlichte, beruhen auf einer Schätzung für das gesamte Jahr 2024; diese wiederum beruht allerdings auf einer Zählung zum Stichtag 30.06. Die Ergebnisse liegen immer höher als die Zahl der Wohnungslosen, die das Statistische Bundesamt ermittelt. Das liegt daran, so die BAGW, dass Personen "in Gewaltschutzeinrichtungen, im Gesundheitssystem" oder auch "Menschen, die ohne Mietvertrag auf Campingplätzen oder in Gartenanlagen leben", von der amtlichen Statistik nicht erfasst werden. Auch anerkannte Flüchtlinge ohne Wohnung werden oft von den Kommunen nicht mit erfasst.

Die Million, die die BAGW als wohnungslos meldet, teilt sich auf in etwa 56.000 Menschen, die auf der Straße leben, 870.000 Personen, die in der einen oder anderen Art öffentlicher Notunterbringung hausen, und 159.000, deren Notunterkunft von einem Träger der freien Wohlfahrtshilfe, wie der Caritas oder dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, geführt wird.

40 Prozent davon, also 412.500, leben in einem Einpersonenhaushalt, 616.500 in Mehrpersonenhaushalten. 26 Prozent der Wohnungslosen, also etwas mehr als jeder Vierte, sind Kinder.

Seit einigen Jahren wird in der Statistik der BAGW nicht mehr zwischen wohnungslosen Flüchtlingen und anderen Wohnungslosen unterschieden, sondern zwischen deutschen und nichtdeutschen Wohnungslosen. An anderer Stelle heißt es jedoch: "Wohnungslose Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft hatten mehrheitlich in Deutschland noch nie eine Wohnung." Insgesamt waren 2024 209.000 Deutsche, 55.000 EU-Bürger und 765.000 Nicht-EU-Bürger wohnungslos. Die Zunahme gegenüber dem Vorjahr fand vor allem in dieser Gruppe statt. Ein Drittel dieser Nicht-EU-Bürger sind nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Ukrainer.

Die Zunahme ist deutlich. Im Jahr 2018 waren noch 678.000 Personen wohnungslos; die Zahl sank in der Folge, vor allem bei den Flüchtlingen bzw. den nichtdeutschen Wohnungslosen, bis im Jahr 2021 noch insgesamt 383.000 Menschen wohnungslos waren – um seitdem auf die erwähnte Million anzusteigen.

Damit ist erstmals die Zahl der Wohnungslosen höher als die der in Deutschland überhaupt noch vorhandenen Sozialwohnungen, die mit 1.072.000 im Jahr 2023 einen neuen Tiefstand erreicht hat. Und es gibt, auch das meldet die BAGW, einen neuen Trend: Rentner, die wohnungslos werden, weil sie sich ihre bisherige Wohnung nicht mehr leisten können, aber keine kleinen, billigeren finden.

Die Ampelkoalition hatte 2024 einen Nationalen Aktionsplan zur Überwindung der Wohnungslosigkeit vorgestellt, dessen Ziel es war, die Wohnungslosigkeit bis zum Jahr 2030 zu überwinden. Allerdings hat sich das Angebot an bezahlbarem Wohnraum nicht verbessert, und auch unter der Regierung Merz stehen die Aussichten dafür schlecht. Und nicht nur die fehlende Bautätigkeit ist ein Problem; wegen knapper Kassen werden derzeit sogar die Mittel der Wohnungslosenhilfe gekürzt. "Laut einer aktuellen Umfrage der BAGW sind 17 Prozent aller Einrichtungen und Dienste bereits von finanziellen Kürzungen bedroht oder betroffen", heißt es in der Pressemitteilung des Verbands.

Dessen Vorsitzende, Susanne Hahmann, zog ein bitteres Fazit: "Die Wohnungslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland hat einen Höchststand erreicht und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Ursachen sind bekannt: zu wenig bezahlbarer Wohnraum, Armut und drohende Kürzungen im sozialen Sicherungssystem. Wenn Politik und Gesellschaft nicht entschieden gegensteuern, werden noch mehr Menschen ihr Zuhause verlieren."

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