
Wie konnte das bloß passieren? – Gasspeicher zu Beginn der Heizsaison viel zu gering befüllt

Der Füllstand der deutschen Gasspeicher ist zu Beginn der Heizperiode viel zu niedrig. Deutschland geht damit in diesem Jahr mit einem deutlich geringeren Vorrat an gespeichertem Erdgas in den Winter – sowohl im Vergleich zu den Vorjahren als auch im Vergleich zu seinen Nachbarländern. Warnhinweise gab es wiederholt seit dem Sommer (RT DE berichtete). Zwar schlug auch die Wirtschaftspresse Alarm, versuchte sich aber gleichzeitig in Beruhigungsmaßnahmen – indem sie das Argument der Politik aufgriff, die Speicher hätten ihre frühere Bedeutung verloren, weil inzwischen mehrere schwimmende Flüssigggasterminals zur Verfügung stünden.

Historischer Tiefstand
So sind die deutschen Gasspeicher nur zu 75 Prozent befüllt, wie die "Initiative Energien Speichern" (INES) mitgeteilt hat. Der Zusammenschluss von Betreibern deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher befürchtet, dass es bei extrem niedrigen Temperaturen ab Mitte Januar 2026 zu "Unterdeckungen" kommen könnte.
Der Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 90 Prozent der deutschen und ein Viertel der Gasspeicherkapazitäten in der EU. In einer heute verbreiteten Pressemitteilung räumt die Initiative zwar ein, dass über den Sommer die Speicher kontinuierlich befüllt worden seien, doch werde mit der Marke von 75 Prozent Anfang November der Wert aus den Vorjahren "deutlich" unterschritten und liege auch unter dem noch im September prognostizierten Wert. Damit wurde zudem das technisch mögliche Niveau nicht erreicht, obwohl die dafür notwendigen und gebuchten Kapazitäten zur Verfügung gestanden hätten.
Konsterniert stellt der Verband fest:
"Über das Gasspeichergesetz bestand für die Bundesregierung jederzeit die Möglichkeit, staatliche Instrumente einzusetzen und höhere Füllstände sicherzustellen."
Schlecht auf kalten Winter vorbereitet
Aufgrund der Erfahrungswerte aus früheren Jahren haben die Fachleute von INES verschiedene Szenarien modelliert. Dabei werden "normale", "kalte" und "warme Temperaturen" für die Wintermonate angenommen – basierend auf den Werten von 2016, 2010 und 2020. Demzufolge würden die Gasspeicher bei warmen und mittleren Temperaturen zwar "moderat bis umfangreich entleert". Doch die gesetzliche Füllstandsvorgabe von 30 Prozent am 1. Februar 2026 könne in beiden Szenarien eingehalten werden.
Schwierig dürfte es bei extrem kalten Wintertemperaturen werden. Dann wären die Speicher bereits Mitte Januar 2026 "vollständig entleert". Selbst ein "Verbrauchsniveau, das sich an den aktuellen Einsparungen orientiert", könne "dann nicht mehr vollständig gedeckt werden." Im Vergleich zu den Prognosen vom September würden die Unterdeckungen dann "noch größer" ausfallen.
Die "Verschärfung der Risiken" führt der Verband auf drei Hauptfaktoren zurück:
- niedrigerer Startfüllstand als erwartet,
- höherer Gasverbrauch der letzten vier Monate,
- schwächere Speicherbefüllung im EU-Binnenmarkt
Kritik an der Bundesregierung
Der Geschäftsführer der Initiative, Sebastian Heinermann, findet deutliche Worte der Kritik an der Bundesregierung:
"Das November-Update zeigt klar: Die Speicherbefüllung für den Winter 2025/26 reicht für den Fall eines extrem kalten Winters trotz der neuen LNG-Importkapazitäten nicht aus. Die bestehenden politischen Rahmenbedingungen wurden nicht genutzt, um höhere Füllstände sicherzustellen."
In Zukunft müsse Berlin tatsächlich "Instrumente" auf den Weg bringen, wie es auch im Koalitionsvertrag angekündigt sei, "um eine versorgungssichere und kostengünstigere Befüllung der Gasspeicher sicherzustellen." Ein Vergleich mit den Speicherfüllständen in anderen EU-Mitgliedsländern zeige "sehr deutlich",
"dass die Wintervorsorge durch politische Rahmenbedingungen spürbar verbessert werden kann."
Heinermann erinnert die Bundesregierung an ihre eigenen Aussagen:
"Dieses Versprechen findet sich wörtlich im Koalitionsvertrag: Die Bundesregierung kündigt darin an, 'Instrumente auf den Weg zu bringen, um eine versorgungssichere und kostengünstigere Befüllung der Gasspeicher sicherzustellen' (Koalitionsvertrag, Seite 30)."
Bundesregierung wiegelt ab – mit Unterstützung der Bundespressekonfrenz
Am Freitag vergangener Woche machte Florian Warweg, der Vertreter der NachDenkSeiten (NDS) in der Bundespressekonferenz (BPK), den niedrigen Füllstand der deutschen Gasspeicher zum Thema. Warweg wollte wissen, warum ausgerechnet der größte und im Bundesbesitz befindliche unterirdische Erdagsspeicher im niedersächsischen Rehden nur zu 25,9 Prozent gefüllt sei, obwohl das Gesetz für den Stichtag 1. November eine Befüllung von mindestens 45 Prozent vorschreibe.
Erdgasspeicher UGS Rehden: Wieso hält sich die #Bundesregierung nicht an ihre eigenen Gesetze? (und erneut werden wir Zeuge, wie die BPK-Moderation sich schützend vor die Bundesregierung stellt, eine ganz eigene Interpretation von "Vierter Gewalt"...):HintergrundDer größte… pic.twitter.com/FWgI4JHfw5
— Florian Warweg (@FWarweg) November 17, 2025
Der Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums erklärte dazu lediglich, die Versorgungslage in Deutschland sei "entspannt". Die Vorgabe für die Befüllung aller Gasspeicher zusammengenommen von 70 Prozent seit mit "ca. 75 Prozent" auch in diesem Jahr "erneut übertroffen" worden. Der "deutliche Zubau von LNG-Kapazitäten" sorge dafür, dass Deutschland auf den "internationalen Markt für LNG" zugreifen könne. Außerdem seien die Speicher der Nachbarländer gut gefüllt.
Eine Zusatzfrage des NDS-Redakteurs wurde von der BPK nicht zugelassen. Warweg hatte offenbar wissen wollen, weshalb der Gasspeicher Rehden 2022, der bis dahin Gazprom Gemania gehört hatte, wegen seiner Bedeutung für die Versorgungssicherheit aufgrund eines damals niedrigen Füllstandes verstaatlicht worden sei, eine ebenfalls zu niedrige Befüllung desselben Speichers für die Bundesregierung drei Jahre später aber keine Veranlassung zum Eingreifen darstelle.
Gestern Abend erreichte mich nach Veröffentlichung von Video und Artikel noch eine Nachreichung aus dem @BMWE_ zur Causa Gasspeicher: "Das BMWE teilt mit:Grundsätzlich ist festzustellen, dass die deutschen Gasspeicher gut gefüllt sind. Es sind weder auf nationaler noch auf… pic.twitter.com/KkCHucMOo2
— Florian Warweg (@FWarweg) November 18, 2025
In einer Nachreichung betonte das angesprochene Bundeswirtschaftsministerium, derzeit seien weder in Deutschland noch in den europäischen Nachbarländern "Versorgungsengpässe" zu erkennen. Die passive Haltung der Bundesregierung erklärt das Ministerium damit, dass es "von Anfang an darauf gesetzt" habe, "dass private Akteure die deutschen Erdgasspeicher in ausreichendem Maße befüllen". Dies habe sich auch "als richtig erwiesen".
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