
Nordrhein-Westfalen: Auktion mit NS und KZ-Dokumenten nach Kritik von Opferverbänden abgesagt
Am 17. November wollte das Auktionshaus Felzmann im nordrhein-westfälischen Neuss eine Auktion offerieren, die unter dem Titel "'Das System des Terrors' – Vol II 1933-1945" beworben wurde. Nach Bekanntwerden protestierte das Internationale Auschwitz-Komitee (IA) gegen die Veräußerung von zum Teil persönlichen Dokumenten von NS-Opfern. Der Vorgang wurde auch dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski zugetragen, der daraufhin seinen deutschen Amtskollegen Johann Wadephul aufforderte, gegen die Auktion vorzugehen. Die geplante Versteigerung wurde final abgesagt, wie ein Sprecher der NRW-Staatskanzlei dem WDR am Sonntagnachmittag bestätigte.
Laut Medienberichten vom Wochenende plante das Neusser Auktionshaus Felzmann die Veräußerung von mehreren Hundert Dokumenten aus der NS- und Nachkriegszeit, darunter Briefe sowie auch ein antijüdisches Propaganda-Plakat und ein Judenstern aus dem KZ Buchenwald mit dem Verweis "Gebrauchsspuren". Laut WDR-Informationen stammen die Devotionalien aus dem Besitz "eines privaten NS-Forschers". Zu den zum Verkauf im Online-Katalog dargestellten Dokumenten heißt es weiter:
"Unter den 632 Losen befanden sich auch die Notizen Arthur Liebehenschels, des Kommandanten des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. […] Auch Judensterne, antisemitische Propaganda-Plakate, Gestapo-Karteikarten und andere NS-Materialien sollten versteigert werden."

Das Internationale Auschwitz-Komitee (IA), welches als Erstes auf den Vorgang aufmerksam machte, kommentierte in einer Mitteilung:
"Im Angebot befinden sich Briefe, die Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern an ihre Lieben zu Hause geschrieben haben, Karteikarten der Gestapo und andere Täterdokumente sowie Dokumente persönlichster Natur aus der Verfolgungs- und Demütigungsgeschichte einzelner Menschen. In vielen Dokumenten sind die Namen der betroffenen Personen kenntlich."
Das Fritz Bauer-Institut kommentierte zynisch kritisierend in einer Pressemitteilung:
"Der Brief eines polnischen Auschwitz-Häftlings aus dem Jahr 1940 für 180 Euro? Die Gestapo-Karteikarte mit Informationen zur Hinrichtung eines jüdischen Bewohners des Ghettos Mackheim in Ostpreußen im Juli 1942 für 350 Euro? Oder doch lieber die Mitteilung über den Tod einer 1944 im Rahmen der sogenannten Euthanasie ermordeten Patientin der Landesheilanstalt Hadamar, ebenfalls für 350 Euro? Vor eine solche Wahl ist die Kundschaft des Auktionshauses Felzmann am 17. November 2025 gestellt."
Das Institut protestierte daher gegen die geplante Versteigerung und spricht sich laut Mitteilung "grundsätzlich gegen einen kommerziellen Handel mit Dokumenten der NS-Verfolgung und des Holocaust aus". Mit solchen Unterlagen "dürfen keine Geschäfte gemacht werden". Die Forderung lautete:
"Die schriftliche und audiovisuelle Überlieferung der NS-Verbrechen sowie ihrer Nachgeschichte muss dringend den öffentlichen Archiven und Gedenkstätten anvertraut werden. Nur hier werden die Dokumente fachgerecht für die Zukunft konserviert, verzeichnet, aufbewahrt und unter Berücksichtigung ihrer Provenienz, aller Urheber- und Persönlichkeitsrechte sowie der schutzwürdigen Belange Betroffener oder ihrer Nachkommen der zeithistorischen Forschung und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht."
Der polnische Außenminister Sikorski teilte am Sonntag auf X mit, dass er nach entsprechender Information umgehend seinen deutschen Amtskollegen Wadephul kontaktiert hat:
"Wir sind uns einig, dass ein solches Ärgernis verhindert werden muss."
Rozmawiałem z ministrem SZ Niemiec @JoWadephul w sprawie planowanej w Neuss aukcji przedmiotów z czasu terroru niemieckiego podczas drugiej wojny światowej. Zgodziliśmy się, że należy zapobiec takiemu zgorszeniu.
— Radosław Sikorski 🇵🇱🇪🇺 (@sikorskiradek) November 16, 2025
Von einem "zynischen und schamlosen Unterfangen" sprach Christoph Heubner, der Vizechef des Auschwitz-Komitees. Das Leid aller Menschen, "die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden, wird aus kommerziellem Interesse missbraucht". Die Mitteilung des Fritz Bauer-Instituts erklärt nach Begutachtung des Online-Katalogs:
"Die ausgerufenen Preise für die Häftlingsbriefe von Auschwitz etwa, oftmals die letzten Zeugnisse der Verschleppten, unterliegen einer zynischen Verwertungslogik, der zufolge Schriftstücke von Absendern mit niedriger Häftlingsnummer seltener und damit teurer sind als Post von Häftlingen mit höheren Nummern. Aus demselben Grund veranschlagt das Auktionshaus für Briefe, die von den Absendern im Konzentrationslager mit kleinen Zeichnungen versehen worden sind, ein höheres Startgebot."
Der WDR informierte dann am späten Sonntagabend, dass die für heute geplante Versteigerung abgesagt wurde, so ein Sprecher der NRW-Staatskanzlei gegenüber dem Sender. Der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski (CDU), habe von der Entscheidung "in einem Telefonat mit dem Gründer des Neusser Auktionshauses erfahren".
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