Deutschland

Überschuldung in Deutschland: Russlandsanktionen als Motor

Und wieder sind mehr Deutsche überschuldet. Das berichtet der Finanzdienstleister Creditreform, der jährlich eine Übersicht über die Überschuldung vorlegt. Dabei deutet er zwar an, was diese Entwicklung ausgelöst hat – aber benennt es nicht offen.
Überschuldung in Deutschland: Russlandsanktionen als Motor© Urheberrechtlich geschützt

Die Überschuldungsquote in Deutschland steigt wieder, so das Fazit des SchuldnerAtlas des Finanzdatenhändlers Creditreform. Tatsächlich war die Anzahl an  Überschuldeten zwischen 2020 und 2024 zurückgegangen; die Firma führt dies darauf zurück, dass die viele die Krisen, vor allem seit Beginn der Corona-Einschränkungen, mit Ersparnissen überbrückten. Auch Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld zögerten die Auswirkungen oft hinaus.  

"Nach fünf Jahren Dauerkrise sind die finanziellen Reserven vieler Verbraucher aufgebraucht", stellte Patrik-Ludwig Hantzsch, der Leiter der Wirtschaftsforschung von Creditreform, fest. Auffällig ist, dass die Überschuldung bei über 70-Jährigen am stärksten gestiegen ist, auch wenn sie die niedrigste Quote unter den Erwachsenen haben (allerdings ist die Zahl der Rentner, die auf Grundsicherung angewiesen sind, mit 739.000 um 31 Prozent höher als noch 2020). Frauen haben nach wie vor mit 6,21 Prozent eine wesentlich niedrigere Überschuldungsrate als Männer (10,12 Prozent), und auch die Zunahme der Überschuldung ist mit 1,5 Prozent niedriger (Männer 2,3 Prozent). Aber jede vierte alleinerziehende Frau ist überschuldet, ein deutlicher Hinweis darauf, dass ihre Lebensbedingungen finanziell nach wie vor nicht gesichert sind.

Geografisch hat sich die Zunahme der Verschuldung verlagert: Es sind nicht mehr die ostdeutschen Bundesländer – der Zuwachs ist aktuell in den Gebieten am stärksten, in denen die Industrie bis vor Kurzem stark war, in Bayern und Baden-Württemberg, auch wenn absolut nach wie vor der Anteil der Überschuldeten in der Bevölkerung vor allem im deindustrialisierten Ruhrgebiet hoch ist (auch wenn Bremen, Sachsen-Anhalt und Berlin höhere Quoten aufweisen) und die Überschuldungsquote im Osten mit 8,35 Prozent noch immer über der im Westen (8,13 Prozent) liegt.

Es sind aktuell nicht mehr nur die Armen, die in die Überschuldung abrutschen, auch wenn die "klassischen" Auslöser für Überschuldung – Arbeitslosigkeit und Krankheit – immer noch dominieren. Deutlich wichtiger geworden ist als Auslöser "langfristiges Niedrigeinkommen". Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg im ersten Halbjahr 2025 auf 37.700 Fälle und liegt damit wieder über 2018; aber nur zwei Prozent der Überschuldeten gehen überhaupt in die Verbraucherinsolvenz. In den Jahren 2007 sowie 2009 und 2011 lag deren Zahl jeweils bei über 100.000.

Der Anstieg der Überschuldungen wird auch durch die Ängste abgeschwächt, die in Bezug auf die wirtschaftliche Zukunft allgemein vorherrschen, und dafür sorgen, dass insgesamt wenig konsumiert wird; allerdings steigt die Zahl der Ratenkredite deutlich, und jeder zweite Kredit liegt bei unter 1.000 Euro, was andeutet, dass damit alltägliche Beschaffungen abgedeckt werden.

Insbesondere, so Creditreform, fürten "die hohen und weiter steigenden Kosten für Lebenshaltung, Energie und Wohnen sowie die schleichende Zunahme von Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit" zu Zahlungsstörungen. Abgesehen von den Mieten, die bei inzwischen etwa zwölf Prozent der Bevölkerung mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens fraßen (im EU-Durchschnitt ist das bei 8,2 Prozent der Fall), treiben eben die Energiekosten die Verschuldung an. Dabei sind Mietschulden vergleichsweise selten: "Die Nichtzahlung von Mietkosten hat für den Mieter meist harte Folgen. Mietkosten werden selbst bei knapper werdenden finanziellen Ressourcen meist vorrangig beglichen."

Anders sieht das bei den Versorgungsbetrieben aus. Nach Zahlen des statistischen Bundesamts lebten 2024 bereits 4,2 Millionen Menschen in Haushalten mit Zahlungsrückständen bei Versorgungsbetrieben. Einer der Gründe dafür dürfte in den seit 2022 deutlich gestiegenen Energiepreisen liegen.

Auch wenn Creditreform dieses Fazit nicht offen zieht, unverkennbar ist es die Sanktionspolitik, die die erneute Zunahme bei Überschuldungen antreibt. Nicht nur über die steigenden Energiekosten; auch, vermittelt, über die Lebensmittelpreise und über die Arbeitslosigkeit, die selbst eine Folge der Rezession ist, in der sich Deutschland seit dem Verlust billiger russischer Energiequellen befindet.

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