
Nach SWR-Sonderhürde – Hörer wählen Reinhard Meys Antikriegslied an die Spitze

Jedes Jahr lässt der Südwestrundfunk (SWR) seine Hörer aus einer Liste mit mehr als 1.000 Titeln ihre alljährlichen Lieblingslieder bestimmen. Seit Jahren in den Top 20: das Antikriegslied "Nein, meine Söhne geb' ich nicht" von Reinhard Mey aus dem Jahr 1986. In diesem Jahr erkannte nun die SWR-Redaktion nach Jahren der Top-Platzierung eine ausgemachte Gefahr und den "Verdacht der Manipulation", da es "von Hörern zu oft angeklickt" werden würde. Der SWR wies politische Motive entschieden zurück.
Im Oktober 2025 gab der SWR bekannt, das Lied nicht mehr für die Hitparade zu nominieren. Angesichts der umgehenden Kritik in den sozialen Medien sowie Diskussionen zur Unterstellung, der Sender habe das Lied gecancelt, da die Textbotschaft in Kriegszeiten "zu kontrovers" wahrgenommen würde, reagierte die SWR-Redaktion auf Medienanfrage der Berliner Zeitung mit folgender Erklärung (Bezahlschranke):

"Es geht um gehäufte Einzelvotes mit eng aufeinanderfolgenden Zeitstempeln und Abstimmungen, bei denen der Verdacht naheliegt, dass Wegwerfmailadressen eventuell automatisiert zum Zwecke der Manipulation genutzt werden."
Gegenüber der Stuttgarter Zeitung begründet der SWR seine Entscheidung (Bezahlschranke) mit der ähnlich lautenden Begründung, die Redaktion nehme Titel aus der Liste der Nominierten, "wenn man Manipulationsversuche feststelle ‒ etwa durch Fanclubs oder 'geballte Abstimmungen'."
Den Hörern wurde dann final zum Zeitpunkt der Abstimmung die Möglichkeit gegeben, das Mey-Lied händisch zu nominieren. Dazu informiert nun die Stuttgarter Zeitung:
"Trotz des Ausschlusses blieb eine Abstimmung für Meys Lied möglich – händisch musste der Titel eingegeben werden. Offenbar haben viele Hörerinnen und Hörer von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht – denn das Lied kam trotz der Umstände weit nach oben, was zeigt, wie groß der Friedenswunsch im Land ist."
Letztjährig noch auf Platz 13 gewählt, schaffte es das Antikriegslied in diesem Jahr aus 1.053 möglichen Titeln auf Platz Nummer 12. Der Text der ersten beiden Strophen lautet:
"Ich denk, ich schreib euch besser schon beizeiten
Und sag euch heute schon endgültig ab
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten
Um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab!
Ich lieb die beiden, das will ich euch sagen
Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht
Und die, die werden keine Waffen tragen
Nein, meine Söhne geb ich nicht
Nein, meine Söhne geb ich nicht"
1996 wurde Mey zehn Jahre nach Veröffentlichung mit dem SWR-Liederpreis für "Nein, meine Söhne geb' ich nicht" ausgezeichnet. Carlo Masala, medienbekannter Ukraine-Versteher und aktiver Kriegstrommler, erklärte wörtlich zu der Liedaussage in einem ntv-Interview mit dem Titel "Der letzte Sommer in Frieden?" im April dieses Jahres:
"Der Punkt ist folgender, und deswegen finde ich die Diskussion so absurd: Man geht zur Bundeswehr, wenn man 18 Jahre ist. Da schicke ich meine Kinder nicht zur Bundeswehr, sondern meine Kinder entscheiden selber, ob sie da hingehen oder nicht... Dieses 'Meine Söhne gebe ich nicht' ist sowas von paternalistisch. Da frage ich mich manchmal, was steckt da eigentlich für ein Menschenbild dahinter?"
Aktuell sorgt eine neu eingesungene Version des Liedes für mittlerweile internationale Aufmerksamkeit. Dazu kommentierte der Liedermacher auf seiner Webseite im August dieses Jahres:
"Vor einiger Zeit schrieb mir ein ferner Freund, dass sich bekannte Musikerinnen und Musiker zusammengefunden und mein Lied 'Nein, meine Söhne geb' ich nicht' aufgenommen hätten, ich sollte mal reinhören. Alle Mitwirkenden sangen und spielten mit so viel Hingabe und großem Können, mit so viel Leidenschaft und Respekt vor dem Lied und seiner Aussage, ich war überwältigt. Zwei Dutzend Stimmen und Instrumente haben mein Lied von 1986 ins Jahr 2020 getragen und ihm ein zweites Leben geschenkt, und als sie mir die Frage stellten, ob ich für ein paar Zeilen dabei sein wollte, gab es kein Zögern."
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