Deutschland

Friedenspreis-Träger 2025 Karl Schlögel: "Putin ist ein Meister der Eskalationsdominanz"

Der Historiker und "Putin-Kritiker" Karl Schlögel, so die ARD-Tagesschau, ist zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse mit dem "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" geehrt worden. In seiner Dankesrede fokussierte sich der Prämierte auf seine Abneigung zu Russland. Putin sei "die Gestalt des Bösen".
Friedenspreis-Träger 2025 Karl Schlögel: "Putin ist ein Meister der Eskalationsdominanz"Quelle: Gettyimages.ru © Thomas Lohnes / Freier Fotograf

Der deutsche Historiker und Essayist Karl Schlögel erhielt am Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, "eine der angesehensten Auszeichnungen Deutschlands". Der Preis wurde nach Ende der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche an den 77-jährigen "Putin-Kritiker" verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert. Laut Medienwahrnehmung gilt Schlögel als prominente Person, die "schon früh vor Putins Aggressionen warnte" und als "scharfer Kritiker von Russlands Expansionspolitik gilt." Im entsprechenden Duktus hielt Katja Petrowskaja, eine ukrainisch-deutsche Schriftstellerin, die Laudatio.

In der offiziellen Begründung der Jury zur Nominierung hieß es im Juli dieses Jahres:

"Nach der Annexion der Krim durch Russland hat Karl Schlögel seinen und unseren Blick auf die Ukraine geschärft und sich aufrichtig mit den blinden Flecken der deutschen Wahrnehmung auseinandergesetzt. Als einer der Ersten hat er vor der aggressiven Expansionspolitik Wladimir Putins und seinem autoritär-nationalistischen Machtanspruch gewarnt."

In seiner Dankesrede "würdigte er die Widerstandskraft der Ukrainer", so die Tagesschau-Redaktion hervorhebend. Schlögel sei seit Jahren laut Spiegel-Wahrnehmung "nicht müde, eine entschlossene Verteidigung der Ukraine gegen den russischen Aggressor öffentlich zu unterstützen" (Bezahlschranke). Laudatorin Katja Petrowskaja habe "die Haltung" des Historikers damit erklärt, dass diese einer "existenziellen Erschütterung zugrunde liegt", um vor den Anwesenden wörtlich weiter auszuführen:

"Dieser [Ukraine]-Krieg hat den Raum zerrissen, der seit Ende des Zweiten Weltkriegs über Jahrzehnte hinweg wieder zusammengefügt worden war."

Der Prämierte erklärte einleitend in seiner Dankesrede seine andauernde Bestürzung, bezogen auf die gegenwärtigen Kriege und Krisen weltweit, um darüber auszuführen:

"Wer auf die Verleihung des Friedenspreises zurückblickt – und dies ist mit einem Klick auf dessen Webseite leicht möglich –, könnte auf den ersten Blick den Eindruck gewinnen, dass zum Thema Krieg und Frieden alles gesagt ist."

Nach längeren allgemeinhistorischen Ausführungen und Erläuterungen lenkte Schlögel den Fokus auf seine prämierte Abneigung gegen Russland, "dann aber kam die Besetzung der Krim", und vor allem die Person des russischen Präsidenten Putin:

"Putins Russland ist entschlossen, die unabhängige und freie Ukraine von der Landkarte Europas zu tilgen. Putin hat es offen erklärt und beweist Tag für Tag seither, dass es ihm ernst damit ist. Kein Wort kommt an die Bilder der Zerstörung heran. Keine Grausamkeit, die seine Truppen nicht begangen haben …"

In seinem Vortrag behauptete er weiter:

"Wenn man das Land schon nicht erobern kann, dann muss es wenigstens zerstört, unlebbar gemacht werden. Ein neuer Begriff macht die Runde: Urbizid. Wüstungen des 21. Jahrhunderts, gesprengte Staudämme und Brücken, geflutete Landschaft, Schwarzerde-Felder verbrannt und verseucht auf Generationen, ethnische Säuberung und Entführung von Zehntausenden von Kindern, die besetzten Gebiete als großes Lager unter der Regie von Warlords und Kriminellen."

"Das Unheil", für das alleinig "Putins Russland" seit Jahren verantwortlich sei, habe "viele Namen: Imperialismus, Revisionismus, Mafia-Staat, Faschismus, Raschismus". Der Vorwurf an die deutsche Gesellschafft gerichtet lautet:

"Es ist erstaunlich, wie lange es in Deutschland gedauert hat, gewahr zu werden, womit man es mit Putins Russland zu tun hat. Was immer im Spiele war – historische Pfadabhängigkeit, kulturelle Affinitäten, Nostalgie und Sentimentalität, Wirtschaftsinteressen, auch Korruption –, es ist ein weites Feld für die historische Aufklärung und eine Aufarbeitung, die niemanden schont. Es gab viele Russlandversteher, aber zu wenige, die etwas von Russland verstanden. Sie hätten uns sonst erklärt, was auf uns zukommt und dass die Kategorien, mit denen man Putins Reich zu fassen sucht, eher Ergebnis von Wunschdenken und Gutgläubigkeit waren, anstatt sich einzugestehen, dass man dieser Gestalt des Bösen – welcher Begriff auch immer dafür noch entwickelt werden wird – nicht gewachsen war."

Der vermeintliche "tiefere Sinn in der Putinschen Politik" erkläre sich für Schlögel aus folgenden Mutmaßungen:

"Demütigung der einstigen Supermacht, Einkreisungsängste, Sicherheitsbedürfnis, Kampf um Anerkennung."

Eine weitere vorgetragene verbale Attacke gegen den russischen Präsidenten lautet seitens des "Friedenspreis"-Trägers 2025:

"Er hat den Tisch, an dem Verhandlungen und Gespräche nach bestimmten Spielregeln stattfinden sollten, einfach umgestoßen und mit Bravour die Regelverletzung zum System erklärt, lange bevor der Terminus der Disruption in Umlauf kam. Er war und ist der Meister der Eskalationsdominanz, der wohl kalkulierten Verschärfung von Konflikten, den kalkulierten Bruch des Nukleartabus eingeschlossen." 

Zum Thema möglicher Kritik an seiner Person und den Ausführungen erklärt der Historiker:

"Ist das, was ich sage, Russophobie? Es gehört zum Repertoire der Einschüchterungsrhetorik, die Kritik an Putins Regime als Verleumdung Russlands zu diffamieren."

"Der Beifall war lang, sehr lang, auch für Paulskirchenverhältnisse", so die Zeit berichtend, um jedoch zur Veranstaltung in der Frankfurter Paulskirche zu resümieren:

"Mit der Entscheidung für Schlögel waren im Vorfeld nicht alle glücklich, immerhin erhielt damit nach Serhij Zhadan 2022 und Anne Applebaum 2024 erneut ein Intellektueller den Preis, der seit 2022 laut und engagiert für die militärische Unterstützung der Ukraine plädiert hatte. Kann man damit Frieden stiften?"

Mehr zum Thema - Wird der "Krieg der Lügen" gegen Russland jemals aufhören? Es sieht nicht danach aus

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.