Deutschland

"Nimm deine Revanche" – Flugblätter mit Werbung für ukrainische Legion in Berlin aufgetaucht

In einem Berliner Bezirk wurden zahlreiche Flyer mit Werbung für Freiwillige für den Krieg gegen Russland gesichtet. Über einen aufgedruckten Code kommt man auf die Webseite eines ukrainischen Söldnerverbandes. Wer als Urheber hinter den Flugblättern steckt, ist bislang unklar.
"Nimm deine Revanche" – Flugblätter mit Werbung für ukrainische Legion in Berlin aufgetaucht© Overton-Magazin, Leser-Zuschrift

Im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf rufen Plakate und kleinere Flugblätter zur Teilnahme am Kampf im Ukrainekrieg auf. Darauf machten viele Internetnutzer und Zeitungsleser aufmerksam, indem sie an die Redaktionen mehrerer Zeitungen entsprechende Fotos schickten. So berichteten zuerst das Overton-Magazin und später auch die Berliner Zeitung über die Aktion.

Verteilt wurden die Plakate an belebten Straßen, wo sie auf Verteilerkästen oder an Lichtsäulen geklebt wurden. Den meisten Raum nimmt ein Schwarz-Weiß-Foto mit deutschen Kriegsgefangenen an der Ostfront ein. Sie stehen in Reih und Glied und sehen ausgezehrt aus. Das Bild dient offenbar als Chiffre für die Niederlage Hitler-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg.

In großen Lettern macht die Aufschrift darüber unmissverständlich klar: "Nimm deine Revanche." Der Aufruf, sich den "ukrainischen Befreiern" anzuschließen und Teil der "Internationalen Legion" zu werden, vervollständigt das Bild. Ein QR-Code führt direkt auf die Bewerberseite der Einheit, eine offizielle Webseite der ukrainischen Regierung.

Auch wenn Deutschland im Sommer 1941 den Krieg gegen Russland begonnen und Millionen Menschen getötet hat, werden die deutschen Soldaten als Opfer der Russen dargestellt, merkt der Autor des Overton-Berichtes an: "Angesprochen werden sollen damit antirussische, rassistische Emotionen, die es in Deutschland und in der Ukraine gibt."

Die Tatsache, dass sieben Millionen Soldaten aus der ukrainischen Sowjetrepublik in der Roten Armee gegen das faschistische Deutschland kämpften, wird von den Urhebern offenbar ebenso ausgeblendet. Auch dass Hunderttausende Ukrainer von den deutschen Strafkommandos und ihren hiesigen Helfershelfern massakriert wurden. Sie solidarisieren sich ganz klar mit der besiegten Wehrmacht.

"Ich habe diese Flyer zum ersten Mal am Abend des 19. September gesehen", berichtete die Anwohnerin Charlotte Hasselberg der Berliner Zeitung. "Sie wurden erst nach drei Tagen entfernt, vielleicht sogar noch später." Mehreren ihrer Nachbarn fielen die Zettel ebenfalls auf und sie fotografierten sie ab. Auch in der Ukraine und in Russland sorgte die Aktion für Aufsehen. Der bekannte Journalist Anatolij Scharij postete Fotos dazu. Auf einem davon war ein kleineres Flugblatt vor dem Safrani-Supermarkt nahe der U-Bahn-Station Bismarckstraße zu sehen.

Die Internationale Legion der Ukraine ist keine unbekannte Gruppierung: Sie wurde am 27. Februar 2022 von Wladimir Selenskij gegründet. Als Teil der ukrainischen Streitkräfte richtet sie sich an Freiwillige aus dem Ausland, die im Krieg gegen Russland kämpfen wollen. Medienberichten zufolge haben sich seit Beginn des Krieges mehrere Tausend Menschen aus über 70 Ländern gemeldet, viele mit militärischer Erfahrung. Die Legion umfasst verschiedene Bataillone, von Infanterie bis zu Spezialeinheiten, die unter anderem in Kiew, Charkow oder Bachmut eingesetzt wurden.

Der Dienst für eine fremde Streitmacht ist nach § 109h StGB in Deutschland verboten, unabhängig davon, ob es sich um Söldner im engeren Sinne oder um Soldaten handelt. Strafbar, auch der Versuch, ist generell das "Anwerben für fremden Wehrdienst". Eine Ausnahme gilt nur, wenn zwischen Deutschland und dem betreffenden Staat ein besonderes Abkommen besteht. Für die Ukraine gibt es ein solches Abkommen jedoch nicht.

Trotzdem werden deutsche Söldner in der ukrainischen Armee nicht nur toleriert, sondern teilweise als nachahmungswürdige Kämpfer in den Medien hofiert, selbst wenn sie ausdrücklich betonen, dass sie bei ihren Kampfeinsätzen Russen getötet haben. Aktuelles Beispiel ist der AfD-Jungpolitiker Tim Schramm, der für sein in der Partei umstrittenes Agieren offenbar Rückendeckung von Co-Chefin Alice Weidel bekommt.

Auch die Behörden in Berlin drücken gern ein Auge zu, wenn das extremistische "Russische Freiwilligencorps" mit faschistischen Slogans durch Berlin zieht und zum bewaffneten Kampf gegen Russland aufruft – RT DE berichtete.

Die Tatsache, dass es in der Vergangenheit schon einmal in Bezug auf eine Internationale Legion gefakte Anwerbungskampagnen gab, legt allerdings den Schluss nahe, dass dies auch aktuell der Fall sein könnte. So warnte die ukrainische Botschaft Ende 2022 vor gefälschten Briefen, in denen im Namen der ukrainischen Armee Freiwillige angeworben wurden. "Das ukrainische Konsulat hat keine derartigen Schreiben verschickt", versicherte damals der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleg Nikolenko.

Doch bis heute ist eine offizielle Warnung vor der jüngsten Flyeraktion ausgeblieben. So blieb die Anfrage des Overton-Magazins an die ukrainische Botschaft in Berlin unbeantwortet. Auch der Berliner Zeitung ist kein Dementi bekannt. Die ersten Flugblätter wurden Mitte September gesichtet. Normalerweise ist Kiew medial sehr präsent, das derzeitige Schweigen gibt daher zu denken.

Mehr zum Thema - Unter Polizeischutz: Russische und deutsche Neonazis drohen in Berlin "Putinisten" mit Tod

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.