Deutschland

Interne NDR-Konferenz: Heftige Kritik am Rauswurf von Julia Ruhs

Nicht alle NDR-Redakteure stehen hinter der Kündigung von Julia Ruhs. Bei einer internen Konferenz äußerten NDR-Kollegen heftige Kritik an der Senderspitze. Einige betrachteten den Rauswurf als Zensur und Einschränkung der Meinungsfreiheit. Andere fürchteten die Folgen für den "NDR".
Interne NDR-Konferenz: Heftige Kritik am Rauswurf von Julia RuhsQuelle: www.globallookpress.com © Thomas Eisenkräutzer / dpa

Am 17. September wurde der Moderatorin der NDR-Sendung "Klar – Was Deutschland bewegt", Julia Ruhs, vom Norddeutschen Rundfunk gekündigt. Zuvor hatte die Journalistin in einer Sendung auf Probleme in der deutschen Migrationspolitik hingewiesen. Sie berichtete darin über die Folgen der Asylpolitik für die Kommunen sowie überlastete Behörden und ließ Opfer von Straftätern mit Migrationsbiografie zu Wort kommen. Aufgrund der Kritik an der Sendung gab der Norddeutsche Rundfunk vor zehn Tagen bekannt, dass Ruhs die Sendung "Klar – Was Deutschland bewegt" ab 2026 nicht mehr moderieren werde. Vor der ersten Ausstrahlung kündigte Julia Ruhs die Inhalte der Sendung auf ihrem X-Account an: 

Wie die Berliner Zeitung am Donnerstag berichtete, stünden aber nicht alle NDR-Redakteure hinter der Kündigung. Im Gegenteil: In mehreren Direktionen, wie zum Beispiel im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein in Kiel, habe es am Montag innerhalb des NDR heftige Debatten seitens der Belegschaft mit der Senderspitze gegeben. Dabei sei massive Kritik an der Geschäftsleitung geäußert worden. Der Berliner Zeitung lägen zu der senderinternen Kritik exklusive Belege vor.

Ein Verantwortlicher bei Radio NDR 1 habe sich in der Videokonferenz des Landesfunkhauses Niedersachsen in Bezug auf die Kündigung der Kollegin wie folgt geäußert:

"In keiner unserer Erklärungen habe ich verstanden, warum wir die Moderatorin absägen. Wenn wir eine Sendung nicht in Ordnung finden, gibt es doch einen Redaktionsleiter, eine Redaktion. Und wieso hat der BR kein Problem mit Ruhs, aber der NDR? Wir scheinen ja schon ein Problem mit Meinungsfreiheit zu haben und es scheint ja auch keine konservative Stimme im Haus zu geben, wenn wir uns eine externe konservative Stimme einkaufen müssen. Der vor zweieinhalb Jahren versprochene Kulturwandel innerhalb des Hauses scheint nicht richtig stattgefunden zu haben."

Aus dem Nähkästchen über den Umgang mit Ruhs und dem Team der Klar-Sendung plauderte ein Mitarbeiter von NDR Info: Die Titulierung als "Rechtsextreme" sei noch eine freundliche Beschreibung der Kritiker bezüglich der "Klar"-Kollegen gewesen. Der NDR-Info-Kollege gestand dabei ein, dass er sich nicht zur Mitarbeiterversammlung, dem sogenannten Gründonnerstagstribunal mit Chefredakteur Adrian Feuerbach, getraut habe. Er habe zu große Angst gehabt, "eine falsche Meinung zu haben."

Nach Aussage eines weiteren freien NDR-Mitarbeiters hätten der Redaktionsleiter und die Redaktion der Klar-Sendung sogar gerne mit der Moderatorin Julia Ruhs weitergemacht. Ein Mitarbeiter der NDR-Online-Redaktion habe auf die Konsequenzen der Kündigung aufmerksam gemacht. Er stellte infrage, dass sich Mitarbeiter hiernach nach trauen würden, eine konservative Perspektive einzunehmen:

"Und wer traut sich jetzt noch, offen im NDR eine konservative Meinung zu äußern?"

An anderer Stelle der Videokonferenz mit circa 250 zugeschalteten NDR-Mitarbeitern empörte sich die Direktorin des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, Andrea Lütke, über Julia Ruhs: Dass die gekündigte Moderatorin dem NDR nun Cancel Culture vorwerfe, würde die negative Reputation des Senders mächtig befeuern. Deshalb sei das Problem des NDR aktuell, dass man mit der Entscheidung in der "aggressiven Öffentlichkeit nicht durchgedrungen" sei.

Ein anderer Mitarbeiter habe die Entscheidung kritisiert, weil "Julia Ruhs sich als Ikone der Bürgerlich-Rechten stilisieren wird, die den ÖRR anpinkeln wollen. Sie wird daraus Kapital schlagen. Diese Frau wird nicht aufhören, sie wird weitermachen." 

Bereits im April sollen NDR-Mitarbeiter in einem Brief den Rauswurf von Julia Ruhs gefordert haben. Daran erinnerte die stellvertretende Intendantin Lütke in der Aussprache-Konferenz. Als Reaktion darauf habe sich ein Mitarbeiter von "Hallo Niedersachsen" in der Konferenz bekannt, diese Rauswurfsforderung der Journalistin mit angeblich 250 weiteren Kollegen unterzeichnet zu haben. Im Widerspruch dazu steht die aktuelle Erklärung des Redaktionsausschusses, wonach es nie persönliche Kampagnen gegen Klar-Team-Mitarbeiter gegeben habe. In der Erklärung heißt es:

"Der Redaktionsausschuss betont, dass es zu keiner Zeit eine persönlich Kampagne gegen einzelne Personen des 'Klar'-Formats seitens der NDR-Mitarbeitenden gegeben hat."

Am Freitag werde sich der NDR-Rundfunkrat "eingehend mit der Causa Klar" befassen. Alle 58 Rundfunkratsmitglieder seien kurzfristig zur Teilnahme an der Sitzung nach Hamburg gebeten worden.

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