Deutschland

Causa Charlie Kirk und deutsche Medien ‒ "Gute" Einschätzungen und "negative Polarisierungen"

Die Ermordung des MAGA-Aktivisten Charlie Kirk wird auch in Deutschland gesellschaftspolitisch kontrovers wahrgenommen und diskutiert. Personen des öffentlichen Lebens, die ihr Bedauern äußern, werden umgehend abgemahnt. Leitende ZDF-Mitarbeiter dürfen zur besten Sendezeit ihre subjektiven Wahrnehmungen ungestört mitteilen.
Causa Charlie Kirk und deutsche Medien ‒ "Gute" Einschätzungen und "negative Polarisierungen"© Screenshot: X/FabianKöster

Von Bernhard Loyen

Die Ermordung des US-Aktivisten Charlie Kirk, enger Vertrauter und einflussreicher Unterstützer von US-Präsident Donald Trump, liefert in den Reaktionen ‒ wenig überraschend ‒ eine erneute umgehende Spiegelung der deutschen Gesellschaft. Dies bezieht sich speziell auf die seit 2020 forcierten Kämpfe um Deutungshoheit, Reflexion und Provokation, Gut und Böse, links und rechts sowie weitere Themenfelder der Gegenwart.

Der Blick auf die Mainstream-Medien offenbart, in den Redaktionsstuben finden sich nur wenige Stimmen, die Charlie Kirk den Lesern und Zuschauern nüchtern, sachlich und/oder als ruhigen, ja, auch bewusst provozierenden "Influencer" der Stunde präsentieren. Es überwiegen unmissverständliche Formulierungen, die das Attentatsopfer posthum vordergründig bewusst als "ultrarechten Provokateur" brandmarken wollen. Die mittlerweile international wahrgenommenen Äußerungen zweier ZDF-Spitzenkräfte, Dunja Hayali und Elmar Theveßen, repräsentieren dabei exemplarisch die unangenehme Speerspitze der subjektiv ausgelebten Arroganz, des Bewusstseins der Unantastbarkeit.

Hayali zelebrierte dabei abermals die Macht des ÖRR in der Berichterstattung, da ihre Anmoderation zum Tötungsereignis vom Sender nicht als persönlicher, wertender Meinungskommentar entsprechend gekennzeichnet wurde. Die Inhaberin des "Toleranzpreises der Evangelischen Akademie Tutzing" (2020) erklärte den heute journal-Zuschauern wörtlich, bei Kirk handele es sich um einen "extrem umstrittenen Influencer", um weiter auszuführen:

"Dass es nun Gruppen gibt, die seinen Tod feiern, ist mit nichts zu rechtfertigen, auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen. Offensichtlich hat der radikal-religiöse Verschwörungsanhänger aber auch genau damit einen Nerv getroffen."

Eine "prominente" CDU-Hinterbänklerin, Caroline Bosbach ‒ als exemplarischer Kontrapunkt ‒ beschrieb Kirk demgegenüber als "Kämpfer für westliche Werte" und erläuterte auf Instagram:

"Kaum jemand stand so für freie Debatten wie er. Kirk grenzte Andersdenkende nicht aus, sondern reiste durch ganz Amerika, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen."

Diese Formulierung und private Wahrnehmung sorgte in der Spiegel-Redaktion umgehend für das Aufglühen der Tastaturen. So heißt es:

"CDU-Abgeordnete Bosbach löscht umstrittenen Post über Kirk. Beinahe wie eine Lobeshymne auf den getöteten Rechtsradikalen las sich ein Post von Caroline Bosbach. Inzwischen hat die Bundestagsabgeordnete den Beitrag gelöscht. Sie fühlt sich missverstanden."

Der Bürger lernt hierbei: Eine Person, die der rein subjektiven, wertenden Zusammenfassung einer Hayali oder eines Elmar Theveßen widerspricht oder konträr formuliert, gilt mal wieder als "umstritten", vulgo "rechts", also gedanklich falsch abgebogen. Theveßen durfte ungestört, ohne berufliche Konsequenzen, zur besten Sendezeit bei Lanz im ZDF behaupten:

"Kirk hat sehr, sehr scharf rechte Überzeugungen. Ich will mal ein paar Beispiele nennen. Er hat beispielsweise gesagt, dass Homosexuelle gesteinigt werden müssten […]." 

Kann man so formulieren, wenn man verbal bewusst nachtreten, Zusammenhänge nicht erklären und damit mutwillig Stimmung gegen ein Mordopfer machen möchte. Vielleicht hat Theveßen, der ZDF-Mann in Washington, seine perfide Argumentation 1:1 vom US-Schriftsteller Stephen King übernommen. Der ruderte mittlerweile auf X nach entsprechender Kritik hektisch zurück, um zu erklären:

"Ich habe mich geirrt und entschuldige mich dafür. Ich habe den Beitrag gelöscht."

In einem weiteren X-Beitrag schrieb King:

"Ich entschuldige mich dafür, dass ich gesagt habe, Charlie Kirk befürworte die Steinigung von Homosexuellen. Was er tatsächlich [in einem Interview] aufgezeigt hat, war, wie manche Menschen Bibelstellen selektiv auswählen."

Kirk galt als ultrakonservativer tiefgläubiger Christ, mit engen Auslegungen zu den Inhalten der Bibel, so wie der deutsche Fußballprofi und Nationalspieler Felix Nmecha. Seinen anmaßenden Fehler in der Causa Kirk erklärte erneut die Spiegel-Redaktion:

"Nmecha polarisiert mit Trauer-Post zu Charlie Kirk – BVB will mit ihm darüber sprechen. Mit einem Instagram-Post zur Tötung von Charlie Kirk hat Nationalspieler Felix Nmecha Empörung ausgelöst, sein Klub Borussia Dortmund (BVB) reagiert."

Der Bürger lernt an diesen Beispielen: Bosbach und Nmecha "polarisieren", präsentieren sich auf der "falschen Seite" der Wahrnehmung, demgegenüber Hayali und Theveßen auf der "guten Seite". Auslöser für die Nmecha-Schelte war ein X-Beitrag des Chefredakteurs der Fußballzeitschrift 11 Freunde, Philipp Köster. Im Spiegel-Artikel wurde dazu erinnert: "Es ist nicht das erste Mal, dass der Dortmunder mit Social-Media-Kommentaren für Unmut sorgt." Seit 2023 hält der Spiegel-Verlag zudem die Mehrheit an dem Fußballmagazin. Köster echauffierte sich verbal, mit der Forderung nach Bestrafung:

"Knallharter und menschenverachtender Rassismus. Felix Nmecha feiert Charlie Kirk als 'man, who stands for his beliefs and values' [als Mann, der für seine Überzeugungen und Werte einsteht]. Wie lange will sich der BVB das eigentlich noch anschauen?"

Der Bürger lernt wieder: Wenn ein "weißer", linker Wutbürger einen "gläubigen schwarzen" Beileidsbekunder öffentlich attackiert und maßregelt, ist das natürlich kein Rassismus, geht mit Rückendeckung der Geldgeber schon in Ordnung. Der gesamte Inhalt der Nmecha-Wahrnehmungen wurde im Spiegel-Artikel zitiert:

"'Ruhe in Frieden bei Gott. So ein trauriger Tag', hatte der 24-jährige BVB-Profi zunächst geschrieben, der Post wurde danach überarbeitet. 'Möge der Herr der Familie Kirk in dieser Zeit mit besonderer Gnade beistehen. Jesus ist der wahre Weg zu Frieden und Liebe' [...]. In einem weiteren, inzwischen gelöschten Beitrag hatte Nmecha geschrieben, der für radikale Positionen berüchtigte Kirk sei 'friedlich für seine Überzeugungen und Werte eingestanden'."

Laut Spiegel-Redaktion "eine fragwürdige Einordnung". Kösters Wahrnehmung zufolge darf Charlie Kirk anscheinend nicht in Frieden ruhen, sondern...in der Hölle schmoren? Die Spiegel-Redaktion erinnerte ihre Leser:

"Nmecha gilt als tiefgläubig und ist auch in der Vergangenheit damit aufgefallen, christlich-konservative Positionen in den sozialen Medien zu liken. Er hatte vor zwei Jahren Posts geteilt, die als homophob und queerfeindlich gewertet wurden."

Geteilt, also nicht verfasst. In der heutigen Zeit nachweislich ausreichender Grund für strafrechtliche Anzeigen und Anklagen, Polizeibesuche samt Wohnungsdurchsuchungen, Berufsverluste und weitere Schikanen im Dasein. Lars Wienand von der T-Online-Redaktion und X-Nutzer, die Wienands subjektive Wahrnehmung teilen, haben demgegenüber nichts zu befürchten. Der T-Online-Redakteur kokettierte ‒ in Anspielung auf Kirks Position zum Waffenbesitz ‒ mit der Bemerkung und dem fraglichen "Charme der Guten": "Part of Liberty? Vielleicht könnte der erschütternde Mord an Charlie Kirk auch Grund für das rechte Lager in den USA sein, über die Waffengesetze nachzudenken." Kleiner Schenkelklopfer nach einer Ermordung. Es wird dabei noch perfider, im Rahmen einer genervt klingenden "Entschuldigung":

"Ich habe einen Tweet zum erschütternden Mord an Charlie Kirk gelöscht. Er war nicht respekt- oder pietätlos, aber zu früh." 

Zu früh? Die ARD-Journalistin und Podcasterin Annika Brockschmidt belehrt auf Bluesky:

"Charlie Kirk war nicht 'rechtskonservativ'. Er war in den letzten Jahren dem Spektrum des White Nationalism zuzuordnen, ein Faschist und offen rechtsextrem, hat gegen BPoC und LGBTQ Menschen gehetzt, ein radikaler Sexist obendrein. Man kann seine Ermordung verurteilen ohne ihn zu verharmlosen."

Die Aussagen und Beiträge von allen "linken" genannten Protagonisten wurden dabei bewusst so formuliert, wie sie ausgesprochen und veröffentlicht wurden: als erneute Belehrung, Warnung und Konditionierung. Wer in diesem Land konträre, wertekonservative Standpunkte vertritt, privat wie auch öffentlich, sich unmissverständlich als "Corona-Maßnahmenkritiker", "Putin-Versteher", "Grünen-Nichtversteher", Regierungskritiker äußert oder die manipulierende Berichterstattung der ÖRR- und Mainstream-Medien bemängelt, benennt und hinterfragt, lebt gefährlich. Er setzt sich der Gefahr aus, zur Zielscheibe der Legislative, Exekutive und Judikative zu werden.

Mediale Hofschranzen und Erfüllungsgehilfen sorgen zudem mit ihren Verlautbarungen, die die mentalen Burggräben samt Wachtürmen künstlich erweitern, für eine sich kontinuierlich vertiefende Spaltung der Gesellschaft, bis auch in Deutschland reelle Gefahren der Totaleskalation nach "US-Vorbild" drohen. Dies gilt umso mehr angesichts der gegenwärtig bereits mehr als bedenklichen landesweiten Realdynamiken auf den Straßen der Dörfer, Städte und Metropolen.

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