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AfD-Bürgerdialog in Badbergen: Vermieter sagt Veranstaltung nach Drohungen ab

Ein AfD-Bürgerdialog im niedersächsischen Artland musste verlegt werden, nachdem die Vermieter des Saals und deren Kinder massiv bedroht wurden. Schließlich organisierte am alternativen Veranstaltungsort das "Bündnis für Vielfalt und gegen Ausgrenzung" eine Kundgebung zur Ausgrenzung der AfD.
AfD-Bürgerdialog in Badbergen: Vermieter sagt Veranstaltung nach Drohungen abQuelle: Legion-media.ru

Vier Bundestagsabgeordnete der AfD hatten den "Artland Festsaal" im niedersächischen Badbergen für einen Bürgerdialog im August gebucht, berichtet die NOZ. Anfang der Woche sahen sich die Vermieter, die Unternehmerfamilie Riedel, allerdings gezwungen, den Vertrag ihrerseits aufzukündigen und den Termin kurzfristig abzusagen. Der Grund: massive Drohungen gegen die Riedels und deren Kinder.

Stadt und Landkreis Osnabrück gelten als kein einfaches Pflaster für die AfD. Immer wieder kommt es bei AfD-Veranstaltungen zu vehementen Gegenprotesten. Die Plakate der Partei haben an den dortigen Laternenpfählen meist kein langes Haltbarkeitsdatum.

Dennoch gelang es der AfD und ihrem Stimmkreiskandidaten Marcel Queckemeyer bei der diesjährigen Bundestagswahl sowohl bei den Erststimmen als auch bei den Zweitstimmen in Badbergen nahezu 25 Prozent zu erzielen. Damit erzielte die AfD in Badbergen einen zumindest für Westdeutschland ungewöhnlich hohen Zuspruch.

Nichtdestotrotz fand im Hinblick auf den geplanten Bürgerdialog eine Mobilisierung der Anti-AfD-Kräfte in der Region statt. Das Ausmaß des darauffolgenden Shitstorms hat die arglose Caterer-Familie, die ihren Raum für die Veranstaltung zur Verfügung stellte, überrascht.

Dass es ihnen so ergehen könnte, hat Cornelia Riedel nicht kommen sehen, schreibt die NOZ. Die Unternehmerin sagte auf Nachfrage, so viel persönlichen Hass wie in den vergangenen Tagen hätte sie nicht erwartet. "Ich habe mir so einen Shitstorm nicht ausmalen können." Und weiter: Die Drohung, die Räume kurz vor Beginn der Veranstaltung anzuzünden, habe letztlich zur Kündigung des Mietvertrags geführt. 

Auch ihre Familie sei bedroht worden, nachdem öffentlich wurde, dass sie Politikern der AfD den Saal für eine Parteiveranstaltung überlasse. Rund 50 Mails mit Hass und Anfeindungen hätten sie seitdem erreicht, von meist anonymen Absendern aus der gesamten Republik. Auch negative Google-Bewertungen für das Unternehmen "Artland Festsaal und Catering" hätten Menschen verfasst.

Riedel kann das nicht nachvollziehen. Angesichts des öffentlichen Drucks gerät sie in Erklärungsnot ‒ so, als ob die Vermietung eines Raums an die AfD eine Straftat sei. Durchaus gebe es für die Entscheidung auch unternehmerische Gründe, denn sie müsse für die Auslastung ihres Betriebes sorgen, sagt sie. Sie wolle die Veranstaltung aber ausdrücklich nicht als Wahlkampfveranstaltung für die Partei oder deren Positionen verstanden wissen. "Auf keinen Fall unterstützen wir die Partei", stellt Riedel im Gespräch mit der Zeitung klar.

In einer Stellungnahme der Unternehmerfamilie heißt es außerdem: "Die Vermietung des Raumes bedeutet nicht, dass wir die AfD inhaltlich unterstützen." Vielmehr sei es ihre Absicht gewesen, "einen Rahmen für einen öffentlichen Austausch zu bieten". Sie und ihre Familie hätten zwar mit Protest gerechnet, aber eben gegen die Partei und nicht gegen sie selbst: "Ich hätte erwartet, dass andere Parteien oder Bürger gegen die AfD aufstehen, nicht gegen uns als Vermieter." 

Die AfD reagierte mit Verständnis auf die Absage und verlegte ihren Bürgerdialog auf einen öffentlichen Platz. Laut Äußerungen niedersächsischer AfD-Kreisverbände auf Facebook war die Veranstaltung ein voller Erfolg und mit rund 300 Teilnehmern gut besucht (die NOZ sprach von lediglich 60 Teilnehmern).

Ebenfalls rund 300 Teilnehmer konnte Medienberichten zufolge die Gegendemo auf dem Badbergener Marktplatz verzeichnen. Man habe dort unter Beteiligung der beiden großen Kirchen, der "Omas gegen Rechts" und von Lokalpolitikern ein Zeichen für Vielfalt und gegen Ausgrenzung gesetzt, hieß es. Der Gemeindeleiter der örtlichen katholischen Pfarreiengemeinschaft sah es einerseits als Aufgabe der Kirchen, sich "den Blau-Braunen entgegenzustellen". Andererseits wolle er Andersdenkende verstehen und biete ihnen den Dialog an.

Auch Grünen-Ratsherr Christian Wilbers, ein Mitinitiator der Kundgebung, hatte im Vorfeld betont, dass sich die Aktion ausdrücklich nicht gegen die Unternehmerfamilie Riedel richte, und sich von Anfeindungen distanziert und zu Dialog und Austausch eingeladen. Gleichwohl hatte der Grünen-Kreisverband Vechta auf Facebook bei seiner Bewerbung der Gegendemo triumphierend verkündet: "Badbergen zeigt: Die AfD bekommt hier keinen Raum!"

Bereits im Frühjahr dieses Jahres war Badbergen im Zusammenhang mit der AfD in die Schlagzeilen gekommen: Die niedersächsische AfD-Landtagsabgeordnete Vanessa Behrendt hatte das pädagogische Konzept der dortigen evangelischen Kita scharf kritisiert und den Betreibern eine "Frühsexualisierung" von Kindern vorgeworfen. Auch damals kam es zu Schmähungen und Bedrohungen. Im Gegensatz zu den Catering-Unternehmern Riedel bekamen die Kita-Betreiber allerdings die Solidarität aller im Rat von Badbergen vertretenen Parteien zugesagt.

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