
Morddrohungen: Hass-Welle gegen RIA-Journalisten und andere Russen im Netz
Von Platon Gontscharow
Im deutschen politischen Facebook ist derzeit die Hölle los, genauer gesagt, in seinem proukrainischen Segment. Ein Artikel der von der EU sanktionierten russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, den aufgrund von Sprachbarrieren und vor allem Internetsperren kaum jemand zu lesen bekam, löste am Freitag eine beispiellose Empörungswelle aus. Russland beabsichtige, alle Ukrainer zu töten, nun habe man es schwarz auf weiß, ein Beweis, ähnlich wie die Resultate der Wannsee-Konferenz, die die Vernichtung aller europäischen Juden beschloss, sei nun erbracht. So lautete der Vorwurf.

Der Artikel trug zwar den provokanten Titel "Es gibt keine andere Option: Niemand sollte in der Ukraine am Leben bleiben". Aber diese Absicht, Ukrainer im Krieg gegen Russland zu verheizen, wurde vom Autor Kirill Strelnikow ausgerechnet der westlich-ukrainischen Allianz unterstellt. Belegt hat er dies mit den Aussagen hochrangiger Personen im Westen und in der Ukraine. Den Aufruf "Putin, mach den Ukrainern den Garaus!" gibt es da nicht. Es ist eher ein verzweifelter Zynismus, eine Trauer über die Lage, in welche sich die Ukrainer gebracht haben. Die Übersetzung des Artikels hat der (von der EU ebenso sanktionierte) freie Journalist Thomas Röper auf seinem Blog "Anti-Spiegel" ins Netz gestellt.
Doch obwohl die Debatte durch eine gesteuerte Lügen-Kampagne ausgelöst wurde, nutzte eine beträchtliche Anzahl von Facebook-Nutzern die Gelegenheit, ihrem Hass freien Lauf zu lassen. Hier ist eine bei weitem unvollständige Auswahl besonders aggressiver Aussagen.
So schrieb der Nutzer Mike Abt unter den Beitrag von Anatoli Locher:
"Solche Propagandisten gehören auf die to do Liste eines jeglichen Geheimdienstes der gegen den Kreml arbeitet. Gründlichst."
Laut seines Profils vermietet Mike Abt mit seiner Frau Anette Ferienhäuser in Gemmenich.
Die Nutzerin Charis Haska fand es unter dem ebenso reißerischen Beitrag von Thomas Schwerdt vorerst zum "Kotzen“, wenn die Russen wegen grammatikalischer Normen ihrer Sprache "na Ukraine" statt wie in der Ukraine üblich "w Ukraine" sagen. Dies sei "imperialistische Unverschämtheit", schrieb sie und fügte hinzu:
"[...] bin ich fast geneigt zu sagen, niemand, der sich mit diesem Ziel (angeblichen Ziel, die Ukrainer auszulöschen) "na U" auf den Weg macht, möge am Leben bleiben."
Charis Haska ist Pfarrfrau und Übersetzerin für ukrainische Literatur. Sie und ihr Ehemann Ralf Haska aus dem Oberen Havelland sind seit der Maidan-Revolte notorische Unterstützer des nationalistischen antirussischen NATO-Kurses des Landes. Über ihre Reisen auf den Kiewer Maidan schrieb sie ein Buch.
Ein weiterer Nutzer, Thomas Wimmer, schrieb nur einen knappen Satz:
"Keiner von diesen Hetzern darf am Leben bleiben!"
So kommentierte er den Beitrag von Frank Obenaus. Sein Profilbild ist mit der ukrainischen Fahne markiert. Ein Blick auf seine Facebook-Präsenz macht seine Liebe zu eher hartgesonnener Rockmusik deutlich.
Unter dem gleichen Beitrag schrieb Nutzer Holger Milosevic aus Rimpar in Unterfranken:
"Das selbe wünsche ich mir auch für die Ruzzen." (also wohl Genozid)
Antissussische Gewaltfantasien sind offenbar sein normales Tagesgeschäft. So kommentierte er die Nachricht über Tsunami im russischen Fernen Osten mit der Bemerkung: "Bitte die Flutwelle bis Moskau. Das Land von allem Schlechten leerspülen.“
Andere Nutzer forderten Präventivschläge der NATO oder fassten sich in ihren rassistisch gefärbten Auslöschungsfantasien ganz kurz – "Russland verrecke" (Martin Kühl), "Ohne Orks wäre die Welt besser dran" (Elly Lu) und "wegmitdenorks" (Christian Schmidt, pensionierter Jurist).
Fast alle Facebook-Hetzer treten mit ihren Klarnamen auf und gehören offenbar in die Mitte der Gesellschaft. Sie sind Immobilienbesitzer, Pfarrer, Literaten, Anwälte, Handrock-Fans. Sie glauben leicht einer Falschmeldung und kein Dementi wird sie von ihrem gefestigten Weltbild, wonach Russland das Überböse ist, abbringen. Kein Wunder mit solchen "Meinungsführern" wie Karl Schlögel, der für seine Hitler-Vergleiche ausgezeichnet wird. Ihre Beiträge werden von ähnlich Gesinnten großzügig gelikt. Die Plattform Meta greift nicht wegen Volksverhetzung und Hassrede ein.
Damit zeichnet sich eine extrem gefährliche Tendenz ab. Wie auch in der Maidan-Ukraine, die Verbrennung der prorussischen "Separs" im Gewerkschaftshaus Odessas feierte, fallen auch in Deutschland unter dem Einfluss der antirussischen PsyOps unaufhörlich die Schranken des Sag- und Denkbaren weg. Es herrscht ein politisches Übereinkommen, wonach gegen Russen aus vermeintlich moralischen Gründen zu hetzen guter Ton sei. Die Ukraine hat alle diese Schritte hinter sich: Zensur, Verleumdung, Diskriminierung, Entmenschlichung, politischer Terror. Nun herrscht dort Krieg. Deutschland ist eifrig dabei, diesen Weg erneut zu gehen.
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