
Deutschlands Energiewende: Ohne Frankreichs Atomstrom geht es nicht

Mit der Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke im April 2023 hat Deutschland einen energiepolitischen Kurs vollendet, der seit mehr als einem Jahrzehnt vorbereitet wurde. Die Reaktoren Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 gingen vom Netz, womit die Ära der Atomkraft im Land offiziell endete. Insgesamt wurden seit 2003 sechzehn Großreaktoren stillgelegt, viele davon nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 vorzeitig.

Der Ausstieg war politisch gewollt und wurde von der Bundesregierung als konsequente Umsetzung der Energiewende präsentiert. Doch im europäischen Stromverbund haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben. Deutschland ist inzwischen wieder Nettoimporteur – und bezieht einen erheblichen Teil seiner Importmengen ausgerechnet aus Frankreich, das über 56 Kernreaktoren verfügt.
Im ersten Halbjahr 2024 importierte Deutschland netto rund 11,2 Terawattstunden Strom, davon 6,3 Terawattstunden aus Frankreich. Das entspricht mehr als der Hälfte der gesamten Stromimporte. Für das erste Quartal 2025 lag der Nettoimport aus Frankreich bei 3,52 Terawattstunden – eine beachtliche Menge für einen so kurzen Zeitraum.
Die Abhängigkeit hat strukturelle Gründe: Wind- und Solaranlagen decken einen wachsenden Anteil des Strombedarfs, liefern jedoch ungleichmäßig. In windstillen oder sonnenarmen Phasen – insbesondere während der Wintermonate – müssen Lücken durch Importe oder fossile Kraftwerke geschlossen werden. Die CO₂-Bilanz der Energiewende wird dadurch belastet, da Kohle und Gas in windschwachen Zeiten vermehrt zum Einsatz kommen.
Industrievertreter beklagen zudem, dass der Strompreis in Deutschland durch diese Struktur doppelt belastet wird: einerseits durch den teuren Ausbau erneuerbarer Energien, andererseits durch Importkosten in Zeiten knapper Produktion. Die französische Kernenergie, nahezu emissionsfrei und grundlastfähig, verschafft dem Nachbarn Wettbewerbsvorteile – und sorgt in Deutschland für energiepolitische Debatten.
Deutschland lehnt Atomstrom im Inland kategorisch ab, verlässt sich im Krisenfall jedoch auf die Atomkraftwerke des Nachbarn. Die Versorgungssicherheit hängt damit in entscheidenden Momenten an einer Technologie, die politisch geächtet wurde.
Ob der Ausstieg langfristig tragfähig ist, bleibt offen. Die Energiewende funktioniert unter den aktuellen Bedingungen nicht autark. Ohne französischen Atomstrom müsste Deutschland in kritischen Phasen entweder mehr fossile Energie einsetzen oder Versorgungslücken riskieren.
Bundeskanzler Friedrich Merz verfolgt eine klare Linie in der Energiepolitik und lehnt die Wiederinbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 2 ab. Gleichzeitig sieht er in der Energieabhängigkeit von Frankreichs Kernkraft und dem Import von US-amerikanischem Flüssigerdgas (LNG) keine Sicherheitsrisiken.
Merz setzt auf eine diversifizierte Versorgung und betont die Bedeutung verlässlicher Partner in Europa und transatlantischer Kooperation. Die Trump-Ära mit ihren protektionistischen Zöllen wird von ihm als unbegründet zurückgewiesen, insbesondere im Hinblick auf die transatlantischen Energiebeziehungen.
Mehr zum Thema – Der neue Krieg gegen Russland (II): Europa zwischen Moral und Machtpolitik – Kalkulierte Provokation
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.