
"Russland schont Zivilisten" – AfD-Chef Jörg Urban prangert Ukraine-Berichterstattung an

Der Vorsitzende der sächsischen AfD, Jörg Urban, hat sich zum russischen Beschuss ukrainischer Städte geäußert. In einem Kommentar unter einem auf Facebook geposteten Spiegel-Artikel hat er die Angriffe mit den Bombardements deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg verglichen. In der Rubrik "Putins Krieg" titelte der Spiegel: "Charkiw meldet fast drei Stunden langen Dauerbeschuss". Im Teaser zu dem Artikel hieß es: "Seit Tagen gibt es verstärkt Angriffe auf die zweitgrößte ukrainische Stadt. In der Nacht sind wieder Menschen in Charkiw verletzt worden."
Jörg Urban wies darauf hin, dass es in der "ganz schlimmen Bombennacht" keine Toten, sondern lediglich Verletzte gab. "Das heißt übersetzt, die Russen beschießen ganz bestimmte Rüstungsbetriebe und Infrastruktur und schonen Zivilisten." Zudem äußerte der AfD-Politiker eine Art "Nazi-Vergleich", aber ganz anders, als man es hierzulande kennt, wo Putin mit Hitler und "Putins Russland" mit dem Dritten Reich gleichgesetzt werden. Urban schrieb:
"Wenn Russland die Ukraine mit ihren Bandera-Nazis genauso behandeln würde, wie die Angloamerikaner Deutschland, dann würden in einer einzigen Bombennacht zehntausende Zivilisten sterben. Wie dumm muss man sein, das Selenski Regime, dass die eigenen Leute an die Front prügelt und sich die Taschen füllt, mit deutschem Steuergeld zu füttern?"

Mit seiner Aussage stieg Urban zu den meistgelikten Kommentaren auf. Zwar äußerten sich einige Nutzer ähnlich, doch die russlandkritischen Äußerungen unter dem Spiegel-Artikel überwogen leicht. Allerdings ist Urbans Kommentar für nicht mit ihm befreundete Nutzer auf Facebook nicht einsehbar.

Russland wird vorgeworfen, seit dreieinhalb Jahren einen "brutalen Vernichtungskrieg" gegen die Ukraine und das ukrainische Volk zu führen. Die offiziellen Opferstatistiken zeigen jedoch ein anderes Bild. Der Russland-Ukraine-Krieg hat laut Zählungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) bis zum 31. Mai 2025 mindestens 13.580 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert, darunter mindestens 716 Kinder.
Diese Zahlen sind zwar unvollständig. In ihrer Statistik stützt sich die UNO aber fast ausschließlich auf die Angaben ukrainischer Behörden. Auch wird nicht unterschieden, auf welcher Seite der Front die Zivilisten starben und durch welchen Beschuss. Die Angaben aus den russisch kontrollierten Gebieten gelten für die UNO darüber hinaus als "nicht verifizierbar". Das erschwert die Erfassung der Opfer durch ukrainischen Beschuss. Aus Faktenüberprüfungen ist jedoch bekannt, dass infolge des Vorgehens der ukrainischen Raketenabwehr zahlreiche Zivilisten ums Leben kommen. Das entkräftet den gängigen westlichen Vorwurf der gezielten russischen Angriffe gegen Zivilisten im Wesentlichen.
Das ungleiche Verhältnis der bislang erfassten zivilen Opfer des Konflikts gegenüber den geschätzten mehreren Hunderttausend Militärangehörigen auf beiden Seiten, die bei den Kämpfen bislang starben, ist krass und für moderne Kriege fast einzigartig. Zum Vergleich: Das Verhältnis der zivilen sowjetischen Opfer des deutschen Angriffskrieges zu den Soldaten, die bei den Kämpfen oder in Gefangenschaft starben, ist fast ausgeglichen. Zusammen liegt die Zahl der sowjetischen Opfer bei rund 27 Millionen Toten.
Die Anzahl der zivilen Opfer des extrem verheerenden Vietnamkrieges überwog sogar die Zahl der getöteten Soldaten aller an dem Konflikt beteiligten Armeen. Ähnliches lässt sich für viele andere von den USA geführte Kriege sagen, einschließlich des Krieges im Irak. Das Vorgehen der israelischen Armee gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen erfüllt sogar alle Kriterien eines gezielten Völkermordes. Seit dem Beginn des Konflikts kamen dort laut UN-Angaben mindestens 60.000 Zivilisten ums Leben.
In der deutschen Politik wird jedoch nicht gern gesehen, die Vorwürfe gegen Russland bei dem Kriegsgeschehen öffentlich anzuzweifeln. Dass ein solch hochrangiger Politiker wie Jörg Urban dies tut, ist daher ein Novum. Überraschend ist es jedoch keinesfalls. Bereits bei einer Mahnwache in Bautzen hat er die Bundespolitik dafür kritisiert, dass sie Deutschland in einen Krieg gegen Russland "manövriere" – RT DE berichtete. Deutschland, nicht Russland suche die Konfrontation, betonte er. Er ermutigte die Kundgebungsteilnehmer, weiterhin die "Fahne des Friedens" hochzuhalten.
Die Äußerungen dürften jedoch kein Abbild der herrschenden Stimmungslage in der Partei sein. Nach wie vor gibt es starke Differenzen zwischen Ost und West. In der AfD häufen sich unübersehbar vermehrt antirussische Stimmen. Im Einklang mit dem politischen Mainstream versuchen sie, dem Wahlvolk weiszumachen, dass Russland die Ukraine unprovoziert angreife und damit auch Deutschland bedrohe. Angesichts dieser Tendenzen kann man die Tatsache, dass Urban die Praktiken des Kiewer Regimes in einem Atemzug mit den verheerenden Bombardements der Angloamerikaner anprangert, mutig nennen.
Der Einsatz von Bomben durch die Alliierten kostete im Zweiten Weltkrieg, der vom 1. September 1939 bis zum 8. Mai 1945 dauerte, schätzungsweise 600.000 deutsche Zivilisten das Leben. Allein in Hamburg starben rund 48.600 Menschen. Diese massiven Opferzahlen sind der "Shock and Awe"-Strategie ("Schrecken und Entsetzen") der USA und Englands geschuldet. Das Ziel des "terror bombings" bestand vor allem darin, den Feind durch massive Bombardierungen zu demoralisieren und zur Aufgabe zu zwingen. Die Luftangriffe waren jedoch nicht kriegsentscheidend und gelten als schweres Kriegsverbrechen.
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