
Zu wenig Tickets verkauft – Nawalny-Gedenkkonzert mit Pet Shop Boys in Berlin abgesagt
Das Gedenkkonzert für den im letzten Jahr verstorbenen Kreml-Gegner Alexei Nawalny am 28. Juni in Berlin ist abgesagt worden. Das teilte die britische Band Pet Shop Boys, die bei der Veranstaltung auftreten sollte, in ihren Internetkanälen mit. Sie hätten diese "enttäuschende Nachricht vom Team Nawalny" erhalten. Nawalnys Team sprach von Gründen, die es nicht beeinflussen könne. Details gab es nicht.

Bei der Veranstaltung sollten auch russische Künstler zu Wort kommen. Zudem war unter anderem ein Live-Gespräch mit der Witwe Julia Nawalnaja geplant.
Die Pet Shop Boys veröffentlichten eine Nachricht der Veranstalter, in der es hieß, wegen bestimmter, nicht konkret genannter Umstände müsse das Gedenken abgesagt werden. Die geplante Verleihung des ersten Alexei-Nawalny-Preises finde zu einem späteren Zeitpunkt statt. Eintrittskarten und Reisekosten würden erstattet.
Der Veranstaltungsort Uber Eats Music Hall (ehemals Verti-Arena) in Berlin-Friedrichshain bestätigte die Absage auf ihrer Webseite. In der Nachricht hieß es:
"Liebe Freunde, leider müssen wir aufgrund von Umständen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, das Gedenkkonzert für Alexei Navalny und die Filmvorführung von 'Navalny' in Berlin absagen."
In den russischsprachigen oppositionellen Auslandsmedien gibt es zahlreiche Spekulationen um die Gründe für die Absage. Die in Berlin lebende Journalistin Olga Romanowa sagte in der YouTube-Sendung "The Breakfast Show" dass es wohl Sicherheitsbedenken gebe. Der Druck auf die russische Opposition habe sich im europäischen Ausland zuletzt erhöht, beklagte sie. Demnach wollte sie selbst zu dem Konzert in Berlin, bedauere nun aber, dass es nicht zustande komme.
Doch diese Gründe scheinen vorgeschoben zu sein, denn gleichzeitig gibt es Informationen über den schleppenden Ticketverkauf für das Konzert in der 4.300 Personen umfassenden Halle. So mutmaßte der russischsprachige Telegram-Kanal Sota etwa, dass das Konzert auf wenig Resonanz gestoßen sei und die Veranstalter sich für die Absage entschieden hätten, um den materiellen Schaden in Grenzen zu halten.
Die Tickets seien zuletzt mit 70 Prozent Rabatt angeboten worden, hieß es. Julia Nawalnaja habe zwar erklärt, nach dem Tod Alexeis die Opposition führen zu wollen, die Konzertabsage stehe aber im Widerspruch dazu. Die Informationen über das mangelnde Publikumsinteresse wurden auch von dem russischen Journalisten Grigorij Nasarenko bestätigt.
Die Tickets wurden zunächst für 70 Euro angeboten, teilte Nasarenko in der Sendung Soloviev Live mit. Auch eine Rabattierung der Preise habe jedoch keinen zusätzlichen Zulauf gebracht. Das Ziel-Publikum – ins freiwillige Exil gegangene, hauptsächlich jüngere Russen – habe zu viele Sorgen bei der Finanzierung des Lebens im Ausland, sagte er.
Diese Entwicklung war jedoch absehbar. Die russische Opposition im Exil ist zudem zutiefst zerstritten. Die Streitigkeiten zwischen verschiedenen Gruppen mit gegenseitigen Korruptionsvorwürfen werden in der Regel in der Öffentlichkeit ausgetragen.
Das sinkende Interesse zum Engagement gegen die russische Regierung lässt sich auch in den sinkenden Zahlen der Demonstrationsteilnehmer beobachten. So nahmen an einer breit angekündigten Anti-Putin-Demonstration in Berlin im November rund 2.000 Demonstranten teil. Bei der letzten Aktion im März waren nur noch wenige Hundert zugegen, davon etwa 70 Rechtsextreme vom Nationalen Freiwilligen Korps.
Mehr zum Thema - Warum die jungen Russen nicht gegen Putin rebellieren – und was das für die Zukunft bedeutet
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.