Deutschland

Deutscher Arbeitsmarkt: steigende Arbeitslosigkeit, neue Stellen nur bei Pflege und Erziehung

Das IAB, das Forschungsinstitut der Arbeitsagentur, hat in seiner jetzt veröffentlichten Prognose für 2025 interessanterweise die erst vor wenigen Tagen beschlossene Schuldenorgie bereits eingerechnet und erhofft sich von ihr eine Besserung von Schwarz auf Dunkelgrau.
Deutscher Arbeitsmarkt: steigende Arbeitslosigkeit, neue Stellen nur bei Pflege und Erziehung© Daniel Karmann/dpa

Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, das Forschungsinstitut der Arbeitsagentur, hat seine Prognose für die Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung für das Jahr 2025 veröffentlicht.

Danach ist für das laufende Jahr mit einem Wachstum von 0,2 Prozent zu rechnen; die Zahl der Erwerbstätigen soll auf 46,06 Millionen sinken, die Zahl der Arbeitslosen um 140.000 auf 2,92 Millionen wachsen. Bereits Ende 2024 hatte die Arbeitsagentur von möglicherweise drei Millionen Arbeitslosen gesprochen.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung werde zwar um 60.000 Personen zunehmen, allerdings nur im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitarbeit, und vor allem in Pflege, Gesundheit und Erziehung, es handelt sich also zu einem guten Teil um öffentlich finanzierte Stellen. In diesem Sektor wird ein Zuwachs von 180.000 Stellen bei Pflege und Kinderbetreuung erwartet, im produzierenden Gewerbe und bei den Unternehmensdienstleistungen jedoch ein Verlust von 130.000. Bei den neu entstehenden Stellen handelt es sich aber fast ausschließlich um Teilzeitstellen.

Gleichzeitig geht die Zahl der Selbstständigen ebenfalls um 60.000 zurück und sinkt damit auf den tiefsten Stand seit 32 Jahren.

Die deutsche Wirtschaft stecke nunmehr das dritte Jahr "in einer Schwächephase fest", schreibt das IAB. Die Investitionen hätten beim Bau um 3,3 Prozent abgenommen, bei Ausrüstungen aber um 5,5 Prozent. Die privaten Konsumausgaben seien 2024 um 0,3 Prozent gestiegen (wobei jedoch nicht klar ist, ob das eine inflationsbereinigte Zunahme ist), der Staatskonsum jedoch um 3,5 Prozent.

Insbesondere die Arbeitslosigkeit von Geringqualifizierten liege deutlich über dem Stand von 2019. "Der Mismatch zwischen den Qualifikationsniveaus und den Anforderungsniveaus der Stellen hat seit Corona zugenommen."

4,87 Millionen Menschen werden als "marginal Beschäftigte" geführt, was bedeutet, sie haben nur eine geringfügige oder kurzfristige Beschäftigung oder sind in Ein-Euro-Jobs. Die Reallöhne lägen "weiter unter dem Niveau von 2019". Hoffnung auf Belebung liege einzig in den Finanzpaketen, die "ab der zweiten Jahreshälfte zunehmend zu wirtschaftlichen Aktivitäten führen" sollen. "Ohne die Finanzpakete wäre für das Gesamtjahr 2025 sogar ein weiterer Rückgang des BIP zu erwarten."

"Aus eigener Kraft", so Professor Enzo Weber, der Leiter des Forschungsbereichs, "wäre aktuell keine zeitnahe und durchgreifende Erholung der Wirtschaft absehbar."

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