Deutschland

"Russische Bedrohung" – Zahl der Kriegsdienstverweigerer in Deutschland steigt sprunghaft

Immer mehr Reservisten und Ungediente wollen sicherstellen, dass sie im Einsatzfall nicht an der Front eingesetzt werden. Die sicherheitspolitische Lage und die Bedrohung durch Russland seien Grund dafür, so das Verteidigungsministerium.
"Russische Bedrohung" – Zahl der Kriegsdienstverweigerer in Deutschland steigt sprunghaftQuelle: www.globallookpress.com

Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer ist einem Bericht zufolge seit dem Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine im Februar 2022 sprunghaft angestiegen. Allein in diesem Jahr hätten bis zum Stichtag 31. Oktober insgesamt 2468 Antragsteller den Kriegsdienst verweigern wollen, wie Bild am Freitag unter Berufung auf das Bundesverteidigungsministerium berichtete.

Das seien 50 Prozent mehr als im Vorjahr mit 1609 Anträgen und elfmal so viele wie 2021 mit 209 Anträgen – vor Beginn der russischen Militäroperation. Die Anträge würden von aktiven Soldaten der Bundeswehr und Reservisten stammen, die offenbar Angst haben, an der russisch-ukrainischen Front eingesetzt zu werden. Dazu kämen Anträge von ungedienten Bürgern, die vorsorglich sicherstellen wollten, dass sie keinesfalls zum Dienst an der Waffe eingezogen würden. Die Anträge seien "kurioserweise" bei den "Karrierecentern der Bundeswehr" gestellt worden.

Laut dem Bericht wurden bis Oktober 136 Anträge aktiver Soldaten, 840 von Reservisten und 1492 von Ungedienten gezählt. Insgesamt sind seit Beginn des Ukraine-Krieges 549 aktive Soldaten und 1707 Reservisten abgesprungen. Das Verteidigungsministerium erklärte gegenüber Bild, dass die Bundeswehr "in einem Wettbewerb um die besten Talente" stehe und die sicherheitspolitische Lage sowie die russische Bedrohung die Zahl der Verweigerungen beeinflussen würde.

Das ist wenig überraschend. Laut Umfragen befürchten bis zu 65 Prozent der Menschen in Deutschland, dass der russische Präsident Wladimir Putin nach der Ukraine weitere Länder angreifen will. 

Das Springer-Blatt zitiert Professor Matthias Strohn von der Uni Buckingham zu der Problematik. Er sei von der Entwicklung nicht überrascht und stellt fest: "Es werden oftmals die Falschen rekrutiert." Die Werbekampagnen versprächen "einen angenehmen Wohlfühl-Job", doch bei einer ernsten Auseinandersetzung würden viele die Uniform ablegen. Eine Armee brauche Kämpfer, was Politikern und Bewerbern klar sein müsse.

Aktuell befinden sich über 260.000 Menschen im Dienst der Bundeswehr (Stand 31. Oktober) – 181.630 in Uniform und 81.635 in Zivil. Davon sind 113.386 Soldaten auf Zeit, 57.668 Berufssoldaten und 10.304 freiwillig Wehrdienstleistende. Derzeit leisten etwa 34.000 Reservisten Dienst in regelmäßigen Übungen. Es ist geplant, die Zahl der aktiven Reservisten bis auf 60.000 Mann aufzustocken.

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