Deutschland

Trotz Chaos: Berlins Bürgermeister Wegener kündigt Vergrößerung der Flüchtlingsunterkunft Tegel an

Im Mai forderten noch Linke, Grüne und Hilfsorganisationen, aufgrund desaströser Bedingungen für die Flüchtlinge, einen umgehenden Plan für die Schließung des Areals. Nun gab der CDU-Bürgermeister bekannt, dass die Notunterkunft Tegel noch größer werden soll. Von 900 Plätzen im Jahr 2022, sind nun insgesamt 8.000 geplant.
Trotz Chaos: Berlins Bürgermeister Wegener kündigt  Vergrößerung der Flüchtlingsunterkunft Tegel an© Webseite: DRK Berlin/Sophie Weicken

Das laut Bild-Zeitung "größte Flüchtlingslager Europas" gerät wieder einmal in den Fokus der Hauptstadtmedien. Laut dem Sender RBB musste CDU-Bürgermeister Kai Wegner entsprechende Anfragen bestätigen, dass er "davon ausgeht, dass die große Notunterkunft für Geflüchtete in Tegel womöglich erweitert werden muss". Das Areal auf dem ehemaligen Flughafengelände ist dabei jetzt schon in seiner Funktion am Rande des organisatorischen Kollapses. Von ehemals angedachten bis zu 1.000 Flüchtlingen im Juli 2022, wuchs die Belegung über die letzten zwei Jahre auf den nun eingeplanten "Ausbau von etwa 7.000 auf 8.000 Plätze". Im März dieses Jahres sorgte ein Großfeuer auf dem Gelände für Schlagzeilen.

Das sogenannte "Ankunftszentrum im ehemaligen Flughafen Tegel", seitens des Berliner Senats als "Notunterkunft für Geflüchtete" tituliert, sorgt regelmäßig für mediale, dabei meist negative Aufmerksamkeit in der Hauptstadt. So teilte der Grünenpolitiker Jian Omar dem Spiegel-Magazin im September dieses Jahres zu den Umständen auf dem Gelände mit:

"Tegel ist mit Abstand die schlechteste und gleichzeitig die teuerste Flüchtlingsunterkunft Deutschlands (...) Der neue schwarz-rote Senat hat diesen Standort in eine dauerhafte Unterkunft umgewandelt, massiv vergrößert und ausgebaut. Und all das ohne Mindeststandards. Tegel ist ein Pulverfass, das jederzeit explodieren kann."

Der Politiker berichtet weiter von regelmäßigen "Massenschlägereien, es gab einen Großbrand, es gibt Gewalt und sexuelle Übergriffe", da mittlerweile auch Asylbewerber aus etlichen weiteren Staaten dort untergebracht sind. Emily Barnickel vom Berliner Flüchtlingsrat gab im Mai gegenüber dem Tagesspiegel zu Protokoll: "Das, was ich in Tegel gesehen habe, ist nicht nur schockierend, sondern es sind ganz klare Menschenrechtsverletzungen".

Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) beschrieb dann im Juni in einem Artikel das politisch verantwortete Chaos:

"Fast 5.000 Menschen leben im Berliner 'Ankunftszentrum Tegel'. Die Einrichtung verschlingt 30 Millionen Euro pro Monat. Zufrieden ist dort trotzdem niemand." 

Ein weiterer Spiegel-Artikel erklärt zu der Nutzung des Geländes nach dem Ende des Flugverkehrs im November 2020, dass auf dem Areal in der "Corona-Pandemie" zuerst auch ein Impfzentrum untergebracht war. Ab Februar 2022 wurde Tegel dann zu einer Unterkunft für Geflüchtete, mehrheitlich aus der Ukraine. Weiter heißt es zu der gegenwärtigen Realität:

"Es sollte ein Provisorium aus Zelten und Teilen des Terminals sein, wo die Menschen ein paar Tage ausruhen sollten, den Papierkram erledigen und dann weiterreisen, in andere Bundesländer oder in echte Unterkünfte in Berlin. Aber aus den Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate, aus Monaten für manche sogar Jahre."

Die Berliner Morgenpost berichtete im September von "knapp 5.000 Menschen", die sich aktuell auf dem Gelände aufhalten. Der RBB informierte zuvor im Mai, dass "die Flüchtlingsunterkunft Tegel um 1.000 Plätze erweitert wird". Bürgermeister Wegener erklärte nun dem Sender:

"Ich finde jetzt schon 7.000 deutlich zu viel. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahlen dort noch steigen, statt abzunehmen, ist sehr, sehr groß. Wenn ich sage, wir haben die Belastungsgrenze erreicht in Teilbereichen, würde ich mittlerweile auch schon von einer Überforderung sprechen. Und das geht nicht nur Berlin so."

Mit "Überforderung" bezog sich der CDU-Politiker auf den fortdauernden Zuwachs von Flüchtlingen nach Deutschland. Wegener nannte die gegenwärtige Situation "unbefriedigend" und fordert laut RBB "mehr Unterstützung der Bundesregierung für die Bundesländer und Kommunen und damit auch für Berlin bei der Bewältigung der Aufgaben" in der Flüchtlingskrise.

Im Juli hieß es in einem Morgenpost-Artikel: "Anwohner schlagen Alarm: Am Kanal beim Ankunftszentrum Tegel konsumieren Flüchtlinge Drogen, zünden Feuer an und vermüllen das Ufer. Anwohner und Bezirke sind sauer". Der RBB bestätigte: "Verwahrlosung vor Deutschlands größter Flüchtlingsunterkunft". Grund an der katastrophalen Situation sei, dass der Status quo "aus einem Zuständigkeitsdilemma erwachsen konnte".

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