Deutschland

Neue Habeck-Schlappe: Start der deutsch-dänischen Wasserstoffpipeline nicht vor 2030

Der voraussichtliche Startpunkt einer seitens Habeck im Vorjahr groß verkündeten Wasserstoffpipeline von Dänemark nach Deutschland verschiebt sich auf 2031. Der ursprünglich für 2028 geplante Baustart verzögert sich laut Mitteilung der dänischen Regierung aufgrund von neuen Prüfungsverfahren bei dem Unternehmen Energinet.
Neue Habeck-Schlappe: Start der deutsch-dänischen Wasserstoffpipeline nicht vor 2030Quelle: Legion-media.ru © Peter Kneffel

Im Juni 2023 meldete das Bundeswirtschaftsministerium, dass Robert Habeck und der dänische Minister für Klima, Energie und Versorgung, Lars Aagaard, während des Treffens der europäischen Energieminister in Luxemburg "eine zwischenstaatliche Vereinbarung" unterzeichnet haben. Geplant war die Umsetzung einer Wasserstoff-Pipeline von Dänemark nach Deutschland. Der für 2028 geplante Baustart verzögere sich nun mindestens bis 2031, wenn nicht sogar 2032, wie das Klima- und Energieministerium in Kopenhagen mitteilte. Bereits im September stoppte Norwegen den Bau einer Wasserstoff-Pipeline nach Deutschland.

Das ursprünglich erhoffte Ziel von Habecks Plänen der gesicherten Energieversorgung zur Stabilisierung der deutschen Industrie lautete, bis 2028 eine Pipeline von West-Dänemark nach Schleswig-Holstein zu bauen, die grünen Wasserstoff, die "Energie der Zukunft", nach Deutschland bringen soll. Dafür zuständig das dänische Unternehmen Energinet. Habeck muss damit den zweiten schweren Rückschlag innerhalb weniger Wochen verkraften, bezogen auf die unsichere Energieversorgung des bröckelnden Industriestandorts Deutschland.

In der Mitteilung der dänischen Regierung heißt es zu den Gründen der Bauverzögerung:

"Das bedeutet, dass die Regierung nach wie vor bereit ist, Energinet Zugang zu einer staatlichen Kofinanzierung für ein vollständiges oder reduziertes Wasserstoff-Backbone zu gewähren, wenn Energinet nach dem Kapazitätsverkauf u. a. die Bedingung erfüllen kann, dass ein staatlicher Finanzierungsbeitrag als finanziell verantwortlich angesehen wird und keine Kosten für den Staat mit sich bringt oder darstellt." 

Weiter heißt es wörtlich, dass das neue anvisierte Ziel damit laute, "den ersten Abschnitt der Wasserstoffpipeline mit Anschluss an Deutschland 2031 in Betrieb zu nehmen", jedoch heißt es im Satz davor:

"Energinet hat den Zeitplan für den Aufbau der Wasserstoffpipeline aktualisiert und den Start von 2028 auf 2032 verschoben." 

Der dänische Umweltminister hatte im Vorjahr erklärt, dass die geplante Pipeline, mit dem Ziel grünen Wasserstoff an Deutschland zu liefern, der auf der Basis erneuerbarer Energien aus Wind und Sonne hergestellt wird, eine "Schlüsselrolle spielen soll, beim klimafreundlichen Umbau von Produktionsprozessen in der Industrie" sowie als Unterstützung gilt, für die jeweiligen Umsetzungen beider Länder zum Thema "Klimaziel 2030".

Der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau teilte er mit, dass "eine erneute Prüfung des Staatsunternehmens Energinet ergeben habe, dass noch umfangreiche Umwelt- und Sicherheitsstudien nötig sind". Im Habeck-Ministerium hieß es auf Spiegel-Anfrage zum erneuten Planungsdesaster, "die angekündigten Verzögerungen hätten keinen Einfluss auf den angestrebten Hochlauf des Wasserstoffmarktes in Deutschland", so eine Sprecherin, und weiter:

"Wir stehen hier in ständigem Kontakt mit der dänischen Seite, auch die dänische Regierung will das Projekt so bald wie möglich umsetzen."

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Achim Dercks, nannte die Nachricht laut Spiegel-Artikel "einen erneuten Rückschlag für Unternehmen, die dringend auf Wasserstoff für ihre betriebliche Klimaneutralität angewiesen seien". In einer DIHK-Mitteilung aus dem Vorjahr hieß es zum deutsch-dänischen Deal möglicherweise schon vorahnend:

"Dänemark will wohl ab 2030 so viel grünen Wasserstoff herstellen, dass es auch für den Export reicht."

Um den künftigen dringend benötigten Wasserstoffbedarf für die deutsche Industrie abzudecken, "will Deutschland aber auch mit anderen Ländern in Europa zusammenarbeiten", so die Hoffnung im April 2023 seitens der DIHK. Gut eineinhalb Jahre später wurde im September 2024 das anvisierte Projekt zur Herstellung von grünem und kohlenstoffarmem Wasserstoff in Norwegen und dessen Export nach Deutschland gestoppt, nachdem sich der norwegische Energiekonzern Equinor aus dem deutsch-norwegischen Projekt einer Offshore-Pipeline für Wasserstoff nach Deutschland verabschiedet hatte.

Die Beendigung oder Verzögerung solcher wichtigen Projekte "behindere die deutsche Industrie erheblich und gefährde nicht nur das Erreichen der nationalen Klimaziele, sondern auch die Defossilisierung der Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland", so das vorläufige Resümee des DIHK-Hauptgeschäftsführers Dercks. Die Spiegel-Redaktion stellt zum erneuten Habeck-Debakel fest:

"Die Bundesregierung will Deutschland zum internationalen Leitmarkt für Wasserstoff machen und setzt dafür Milliarden ein. Allerdings holpert das Projekt: Die Produktion kommt nicht in Fahrt."

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