Deutschland

Medienbericht – Aktuell rund 150.000 offene Haftbefehle in Deutschland

Die "Bild"-Redaktion wollte von zuständigen Landesbehörden erfahren, wie die aktuelle Statistik zum Thema ausstehender Haftbefehle ausschaut. Die ausgewerteten Zahlen bestätigen eine seit Jahren existierende Realität. Weiterhin werden jährlich rund 150.000 Straftäter gesucht, darunter auch Mörder.
Medienbericht – Aktuell rund 150.000 offene Haftbefehle in DeutschlandQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Marius Bulling

Von den 16 zuständigen Behörden beantworteten 14 eine Bild-Anfrage zu aktuellen vorliegenden Zahlen des fortdauernden Problems gesuchter Straftäter, die sich hierzulande trotz vorliegendem Haftbefehl weiterhin auf freiem Fuß bewegen. Zwei Bundesländer konnten laut dem Artikel keine Zahlen benennen, "wie viele Verbrecher in Ihrem Bundesland gesucht werden: Bremen und Brandenburg", so Bild. In der nüchternen Statistik nach Auswertung der Zahlen gelten demnach "145.744 Straftäter" als mit Haftbefehl gesuchte Bürger.

Gewohnt direkt in der Sprache titelt die Bild-Zeitung zu den Ergebnissen ihrer Anfrage:

"Knapp 146.000 offene Haftbefehle! – 821 Killer laufen in Deutschland frei rum"

Der Artikel nennt es besorgniserregend, da "einige Länder tagelang recherchieren mussten, um überhaupt herauszufinden, wie viele Verbrecher sie suchen". Die Statistik der Bild-Redaktion fasst die individuellen gelieferten Behördenzahlen – mit unterschiedlichen, wenn gelieferten Ergänzungen – nach Bundesländern sortiert wie folgt zusammen:

  • Berlin: 7.000 offene Haftbefehle, davon 57 Mörder, 106 Räuber und 26 Vergewaltiger, 30 Terroristen. 
  • Nordrhein-Westfalen: 27.613 offene Haftbefehle, unter anderem 611 wegen Sexualstraftaten, 319 wegen Mordes, 317 wegen Totschlags.
  • Niedersachsen: 11.977 ausgeschriebene Haftbefehle, die bisher nicht vollstreckt sind.
  • Rheinland-Pfalz: 4.849 offene Haftbefehle, unter anderem 107 Sexualstraftäter, 41 wegen Mordes, 51 wegen Totschlags, 237 wegen teils gefährlicher Körperverletzung, 627 wegen Diebstahls.

  • Bayern: 38.073 offene Haftbefehle, davon 447 Straftaten gegen das Leben, 713 wegen Sexualstraftaten, 7.783 wegen Diebstahls.

  • Baden-Württemberg: 22.500 offene Haftbefehle, davon 840 wegen gefährlicher Körperverletzung, 740 wegen Körperverletzung, 5.000 wegen einfachen Diebstahls.

  • Saarland: 1.765 offene Haftbefehle, davon 57 schwere Straftaten gegen das Leben und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, 441 Diebstahls- und Unterschlagungsdelikte.

  • Hessen: 11.211 offene Haftbefehle.

  • Hamburg: 3.430 offene Haftbefehle, darunter 104 wegen Tötungsdelikten und 76 Sexualdelikten.

  • Schleswig-Holstein: 2.340 offene Haftbefehle, unter anderem 44 Straftaten gegen das Leben, 320 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

  • Mecklenburg-Vorpommern: 1.186 offene Haftbefehle, davon 388 wegen Diebstahlsdelikten, 60 wegen Körperverletzungen und 30 wegen Raub.

  • Sachsen: 8.126 offene Haftbefehle.

  • Sachsen-Anhalt: 2.694, darunter 5 offene Haftbefehle wegen Mordes und 6 wegen Totschlags.

  • Thüringen: 14 Mörder werden gesucht und 11 Täter wegen Totschlags.

Die Formulierungen wurden aus dem Bild-Artikel übernommen. Am 9. September fragte die ARD-Tagesschau, ob "mehr als 4.800 offene Haftbefehle in Rheinland-Pfalz Grund zur Sorge" geben müssten, um zu erklären:

"Die Zahl wirkt erschreckend hoch, doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich ein anderes Bild. Nein, heißt es aus dem Landesinnenministerium. Nach Angaben eines Sprechers gibt es 107 offene Haftbefehle wegen Sexualdelikten, 51 wegen Totschlags und 41 weitere wegen Mordes."

Ein weiterer Grund, dass die Zahl der offenen Haftbefehle – auf das Bundesland Rheinland-Pfalz bezogen – höher liege als die der tatsächlich gesuchten Straftäter sei, "dass gegen manche Personen auch mehrere Haftbefehle vorliegen könnten".

Der Saarländische Rundfunk berichtet zu dem Thema und möglichen Gründen von rund 1.700 nicht vollstreckten Gesuchen: 

"Die Gründe, weshalb Haftbefehle nicht vollstreckt werden, können unterschiedlich sein. Menschen, die nach einer vorzeitigen Haftentlassung abgeschoben werden oder ausreisen, werden zum Beispiel trotzdem als gesucht ausgeschrieben. Dies hat den Hintergrund, dass Behörden sie unmittelbar erkennen können, wenn sie unerlaubt wieder einreisen wollen."

Zu diesem anscheinend seit Jahren fortdauernden Justizproblem berichtete das Focus-Magazin bereits im Jahr 2016:

"Die Bundesregierung hat Zahlen veröffentlicht, die alarmieren: Denn diese offenbaren, dass Straftäter trotz Haftbefehl oft monatelang in Freiheit leben. Auch wenn sie sich eines Kapitalverbrechens wie eines Mordes schuldig gemacht haben. Bis Ende April 2016 gab es der Bundesregierung zufolge 148.727 offene Haftbefehle."

Im Jahr 2018 hieß es dann bei n-tv:

"In Deutschland werden derzeit rund 150.000 Menschen per Haftbefehl gesucht. Dabei handelt es sich oftmals um Falschfahrer oder Autofahrer ohne Führerschein, die ihre Geldbußen nicht bezahlen. Doch auch andere sind auf der Flucht, etwa Mörder oder Vergewaltiger."

Im Oktober 2023 beantwortete die Bundesregierung themenbezogen eine Anfrage aus der AfD-Fraktion mit der Information:

"Zum Stichtag 31. März 2023 sind laut Bundesregierung insgesamt 9.189 offene nationale und internationale Haftbefehle sowie 1.845 nationale Personenfahndungen mit politisch motiviertem Hintergrund im Polizeilichen Informationssystem beziehungsweise im Schengener Informationssystem ausgeschrieben gewesen."

Zu den insgesamt 2.390 Fahndungen deutscher Behörden kämen demnach "6.799 Fahndungsersuchen internationaler Behörden zur Festnahme zwecks Auslieferung", bei denen "regelmäßig kein konkreter Deutschlandbezug vorliegt", so die Bundesregierung in ihrer Beantwortung. 

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