Deutschland

Wow! EU-Verordnung macht fest verbundene Deckel bei Einwegflaschen zur Pflicht

Was ist nur aus der Zukunft geworden? Ab heute dürfen Einwegflaschen in Deutschland keine losen und normal abnehmbaren Deckel mehr haben. Damit will die EU Plastikmüll vermindern, vor allem an Stränden. Ob das gelingt, ist fraglich. Doch es gibt auch Kritik grundsätzlicher Natur.
Wow! EU-Verordnung macht fest verbundene Deckel bei Einwegflaschen zur PflichtQuelle: Legion-media.ru © Robert Michael/Dpa

Seit diesem Mittwoch sind in der Bundesrepublik Deutschland abnehmbare Plastikflaschendeckel bei bestimmten Getränkegebinden verboten. Betroffen sind laut Bundesumweltministerium Einwegverpackungen bis zu einem Volumen von drei Litern, deren Deckel aus Kunststoff bestehen, etwa Saftkartons und Einweg-PET-Getränkeflaschen. Stattdessen müssen die Verschlusskappen auch nach dem Öffnen des Gebindes mit diesem verbunden bleiben. Diese Verschlüsse werden als "Tethered caps" bezeichnet.

Nicht betroffen sind Verpackungen aus Glas oder Metall sowie Mehrwegflaschen. Hintergrund des Verbots ist eine entsprechende EU-Richtlinie. Angeblich zielt die Maßnahme auf die Verringerung des Plastikmülls in der Umwelt. Der EU-Richtlinie liegt laut Bundesumweltministerium eine Studie zugrunde, laut der Kunststoffdeckel zu den am häufigsten an Stränden der EU vorzufindenden Kunststoffabfällen zählen. Wie viel Müll durch dieses Verbot eingespart werden soll, lässt sich nicht seriös beziffern.

Viele Hersteller haben ihre Getränkegebinde schon seit längerem mit den neuartigen und für den Konsumenten unbequemen Verschlüssen versehen. Behälter mit herkömmlichen Deckeln, die vor dem 03.07.2024 auf den Markt gekommen sind, dürfen laut Ministerium noch ohne zeitliche Begrenzungen abverkauft werden. 

Das neue Verbot ist umstritten und stößt nicht nur bei Konsumenten auf Kritik. Das Trinken aus der Flasche wird mit befestigter Kappe unbequem, auch wenn man diese einfach abreißt. Es gibt auch grundsätzlichere Zweifel an der Maßnahme. Ein Referent der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen nannte die Änderung der Verschlüsse gegenüber der Berliner Zeitung "nicht zielführend". Das Gesetz gehe am Kernproblem vorbei:

"Wir verbrauchen viel zu viele Einwegprodukte. Deckel zu ändern, nützt der Umwelt erst mal nichts."

Mit den neuen Verschlüssen werde oft sogar etwas mehr Material verbraucht als zuvor. Angebracht wären dagegen Regelungen, um die Hohlräume bei Produkten verpflichtend zu reduzieren und unnötige Umverpackungen zu verbieten.

Abgesehen vom Umweltaspekt bewerten Kritiker das Verbot als Ausdruck der im Westen seit einigen Jahren alltäglich gewordenen Übergriffigkeit des Staates, der seine Bürger für übergeordnete und wechselnde Zwecke wie Kleinkinder gängelt und bevormundet. Der Satiriker Snicklink machte die befestigten Kappen zum Sinnbild enttäuschter Hoffnungen auf eine gute und von technischem Fortschritt bestimmte Zukunft.

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