Verkauf von Schenker durch die Bahn AG: noch fünf Bieter und eine unklare Bilanz
Mittlerweile liegen der Deutschen Bahn fünf Kaufgebote für die Tochtergesellschaft Schenker vor; vom Staatsfonds von Abu Dhabi, dem saudischen Logistikkonzern Bahri, den Finanzinvestoren Carlyle und CVC und zwei dänischen Firmen: der weltgrößten Reederei Maersk und dem dänischen Logistik-Dienstleister DSV. Die anfänglichen deutschen Mitbewerber Kühne + Nagel sowie DHL sind nicht mehr im Spiel.
Die Bahn hatte das Transportunternehmen Schenker vor zwanzig Jahren übernommen, als der Umbau begonnen wurde, der einst mit der völligen Privatisierung enden sollte. Seitdem haben Kritiker oftmals moniert, dass im Falle einer Interessenkollision, also beispielsweise bei einer Abwägung, ob lokale Gütertransportanschlüsse erhalten bleiben sollen oder nicht, in der Regel im Interesse von Schenker entschieden wurde.
Schenker, eine Spedition, die ursprünglich 1872 in Wien gegründet wurde, war schon von 1939 bis 1991 im Besitz erst der Reichs-, dann der Bundesbahn. 1991 wurde die Aktienmehrheit an die Stinnes AG verkauft. 2002 wiederum übernahm die mittlerweile als in Bundesbesitz befindliche Aktiengesellschaft firmierende Deutsche Bahn AG die Stinnes AG mitsamt der Tochter Schenker. Seitdem wurde das Unternehmen mehrfach umstrukturiert und durch Zukäufe erweitert, zuletzt durch die Übernahme von USA Truck, wodurch Schenker zum größten Logistikunternehmen der USA wurde.
Die Bahn AG beabsichtigt, den Erlös aus dem Verkauf (erwartet werden bis zu 15 Milliarden) zur Tilgung eines Teils der Schulden zu nutzen, die bei 30 Milliarden liegen; Gewerkschaftsvertreter, Fahrgastverbände und Verkehrsclubs hatten sich aber schon 2022, als erstmalig über einen möglichen Verkauf gesprochen wurde, für eine Verwendung des Erlöses für die Sanierung der Bahninfrastruktur ausgesprochen.
Ein erfolgreicher Verkauf würde zwar die Forderung der Bahnkritiker umsetzen, die Bahn AG möge sich endlich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, nämlich Personen und Güter in Deutschland mit dem Zug zu befördern (zwischenzeitig betrieb die Bahn AG sogar Buslinien in London), aber die Bilanz des Schenker-Manövers bleibt ungewiss. Schließlich wurden über Jahre hinweg Ressourcen in die Tochter statt in die Bahn selbst gelenkt und Entscheidungen getroffen, die nur zum Teil revidierbar sind. Und es ist unklar, ob das Abenteuer Schenker und der Versuch, das weltgrößte Logistikunternehmen an Land aufzubauen, am Ende einen Gewinn oder einen Verlust hinterlassen.
Wer aber mit Sicherheit einen Gewinn davonträgt, sind Goldmann Sachs und Morgan Stanley. Die organisieren nämlich den Verkaufsprozess und werden auf jeden Fall beträchtliche Provisionen einstreichen.
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