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Kyjiw statt Kiew – deutsche Ämter ändern ihre Schreibweise

In Zukunft "yji" statt "ie": Das Auswärtige Amt ändert seine Bezeichnung der ukrainischen Hauptstadt Kiew auf die "ukrainische" Transkription Kyjiw. Damit wird die lange traditionelle Schreibweise verändert. Die neue Variante hat aber eine unappetitliche Vorgeschichte.
Kyjiw statt Kiew – deutsche Ämter ändern ihre SchreibweiseQuelle: AFP © Sergei Supubksi

Die langjährige Kampagne für die Umbenennung der ukrainischen Hauptstadt hat gefruchtet: Fortan heißt "Kiew" zumindest für deutsche Behörden "Kyjiw". "Was für viele schon länger gängige Praxis ist, ändert sich nun auch im 'Länderverzeichnis für den amtlichen Gebrauch'. Damit wird jetzt im deutschen Amtsverkehr die ukrainische Schreibweise für Kyjiw verwendet", teilte das Außenamt auf der Plattform X mit.

"Das Länderverzeichnis ist maßgeblich für Behörden und wird von Unternehmen sowie von vielen anderen verwendet." Die Schreibweisen auf Internetseiten, Botschaftsschild und Dienstsiegeln werden demzufolge nach und nach umgestellt.

Laut Duden gibt es im Deutschen drei gültige Schreibweisen: Kiew, Kyjiw und Kyïv. Erstere stammt aus dem Russischen und ist – aus historischer Gewohnheit – die am weitesten verbreitete Schreibweise in Deutschland. Es gibt gute Gründe dafür. Etwa, dass sie jeder versteht, dass sie jeder aussprechen kann und dass Formulare nicht geändert werden müssen.

Doch der Wandel aus politischen Gründen findet auch in der Sprache statt. So war im Jahre 2020 Weißrussland in Belarus umbenannt worden – um den Bezug auf Russland zu kaschieren. Die neue Landesbezeichnung wurde von den Medien ganz schnell akzeptiert. Die Bezeichnung der Einwohner des Landes als "Belarusen" mit einem "s" löste jedoch Kontroversen aus. Das Land müsse sprachlich durch die Bezeichnung Belarus in die Unabhängigkeit von Russland entlassen werden, ordnet dessen Einwohner aber andererseits als Belarussen wieder klar dem Nachbarvolk im Osten zu, argumentierten Verfechter des Neusprechs auf einem Fachportal.

So auch mit "Kyjiw". Die "ukrainische" Schreibweise Kyjiw war erst 2021 im deutschen Sprachgebrauch aufgetaucht, konnte sich aber schwer durchsetzen. Auch die Kampagne, die nach dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine ansetzte, konnte daran wenig ändern. Nun ist es aber so weit, und der ARD-Journalist Wassilo Golod, der aus Kiew berichtet, lobt die Deutschen dafür. Es sei ein "Zeichen der Anerkennung" für Ukrainer, schrieb er auf X. "Es wäre ein wichtiges Zeichen, wenn nun auch mehr deutsche Medien die ukrainische Schreibweise für Kyjiw verwenden."

2018 hatte die Ukraine im englischen Sprachraum eine Kampagne #KyivNotKiev gestartet – seither haben fast alle großen englischsprachigen Medien ihre Schreibweise umgestellt. Ob die deutschen Medien nun die schwer verständliche, aber "politisch korrekte" Schreibweise popularisieren, ist ungewiss. Etablierte oder einfach nur bequeme Schreibweisen können durchaus politische Moden überdauern. Denn wenn es nicht so wäre, könnte auch Russland von den Deutschen fordern, statt "Moskau" nur noch "Moskwa" zu schreiben. Die Polen könnten "Warschau" beleidigend finden, die Französen "Nizza" und die Portugiesen "Lissabon".

Allerdings hat die "ukrainische" Schreibweise eine unappetitliche Vorgeschichte. In der Ukraine selbst wird nach wie vor in kyrillischer Schrift geschrieben, und der einzige Unterschied zum Russischen besteht im Gebrauch des lateinischen "i". Die "ukrainische" Transkription der kyrillischen Schrift war, gerade für Ortsnamen, bereits während der deutschen Besetzung im zweiten Weltkrieg gebraucht worden; sie hat dann im Umfeld der ukrainischen Diaspora in Deutschland überlebt und war z.B. in der deutschsprachigen Abteilung des CIA-Senders Radio Free Europe/Radio Liberty Vorschrift. Jetzt in deutschen amtlichen Dokumenten auf diese Schreibweise zurückzugreifen, entbehrt aber nicht einer gewissen historischen Wahrhaftigkeit.

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